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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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werde ich etwas finden, das ihn an den Galgen bringt.« Oder so ähnlich. In der Disziplin macht mir keiner etwas vor. Keiner.
    Wer sich mit dem Teufel ins Bett legt, wacht in der Hölle auf.
    Das hat Catherine mal zu mir gesagt. In einer Bar in Managua. Ich hatte zu viel getrunken. Wegen des Gewissens, der Schuld; wegen etwas, das ich nicht ertragen konnte, hatte ich zu viel getrunken.
    Ob diese Kids auch nur die leiseste Ahnung haben, was so etwas bedeutet?
    Und wenn ich es ihnen erzählen würde, was würden sie dann denken, diese Rich Kids mit ihren bedeutenden Vätern? Ich hab sie gesehen, diese Väter, einer wie der andere selbsternannte Bedeutungsträger, mit Augen, die zu viel gesehen und zu wenig begriffen haben. Und wenn ich ihnen erzählen würde, was ich getan habe, was würden sie von mir denken? Würde mir weiterhin das ehrerbietige Kopfnicken des stellvertretenden Direktors, des Schatzmeisters der Universität, zuteil? Wohl kaum. Ich wäre eine Kakerlake, ein Nichts. Die unterste Kategorie menschlichen Lebens. Und alle würden von mir reden wie von einer Krankheit - schmerzhaft, langwierig, tödlich, aber inzwischen herausgeschnitten, entfernt, gebannt. Und einer würde dem anderen erzählen, dass er ja schon immer gewusst habe, dass mit dem Professor Robey etwas nicht stimmt; dass er so ein Gefühl, eine Intuition, gehabt habe, und überhaupt müsse man viel mehr auf seine Intuition hören, von der er in solchen Dingen eigentlich noch nie getrogen worden sei …
    Dabei verdanken sie ihre Welt Leuten wie mir. Wir standen
auf dem sprichwörtlichen Schutzwall und haben ihre Welt gegen alles beschützt, was dunkel und bösartig war. Wir standen auf dem Wall, auf dem sonst niemand stehen wollte, und sicherten ihn. Es ist Scheiße. Totale Scheiße. Ich weiß es, ihr wisst es … Himmel, wir sind alle hier aufgewachsen, aber wenn es Leute wie mich nicht gäbe, wäre alles noch viel schlimmer. Oder doch nicht?
    Na ja, wohl eher doch nicht. Aber das ist eine Wahrheit, die schwer zu ertragen ist. Das ist das geheiligte Monster, Freunde und Nachbarn. Das ist das Ding, das wir gemeinsam erschaffen haben, auch wenn es jetzt keiner gewesen sein will. Doch, wir haben es erschaffen, es ist da, und es wird bleiben.
    Richtet euch darauf ein.
     
    Am Donnerstagmorgen stehe ich vor dem Spiegel und betrachte mich. Ein guter Anzug - einreihig, eine Mischung aus Cashmere und Schurwolle -, hellblaues Hemd ohne Krawatte, weil ich heute keine Krawatte tragen will, und wenn ich mir eine umbinde, nehmen sie sie mir doch nur weg, rollen sie zusammen und stopfen sie in einen Plastikbeutel, um sie für alle Zeiten zu ruinieren.
    Also keine Krawatte heute.
    Nur ein Anzug und ein Hemd und ein Paar braune Halbschuhe.
    Einen Augenblick bleibe ich im Flur stehen, bevor ich mich nach meiner Aktentasche bücke, die Augen schließe, tief Luft hole und ein, zwei Sekunden warte, bevor ich mich zur Tür umwende …
    Draußen ist es kühl und frisch. Ich gehe zur Kreuzung, biege nach rechts in die Franklin Street. Es ist vier Minuten nach acht, der Bus kommt immer zwischen acht und zwölf nach. Ich werde am Park der Carnegie-Bibliothek aussteigen und das letzte Stück bis zur Massachusetts Avenue zu
Fuß gehen, mir bei Donovan’s einen Kaffee rausholen. Um fünf nach halb neun werde ich Donovan’s wieder verlassen, den Weg zurückgehen, den ich gekommen bin, vorbei an der Kirche Ecke K Street, mich zehn, fünfzehn Minuten auf eine Bank setzen. Um Viertel vor neun werde ich dann die Straße überqueren und die Treppe zum Mount Vernon College hinaufgehen. Ich werde Gus, dem Sicherheitsmann des College, zuwinken und das Gebäude durch den Haupteingang betreten, den rechten Korridor nehmen und dem Lärm und der Aufregung eines neuen Arbeitstages entgegen in mein Klassenzimmer gehen. Dort werde ich um fünf vor neun eintreffen. Der Unterricht beginnt um fünf nach neun. Ich komme nie zu spät. Mit Zeit kann ich umgehen. Die Bedeutung von Zeit ist mir anerzogen worden. Meine Studenten haben das verstanden. Die meisten müssen nur ein Mal zu spät kommen, um zu lernen, dass man zu Professor Robeys Unterricht pünktlich zu erscheinen hat.
    Ich muss lächeln bei dem Gedanken, und mit der Aktentasche in der Hand verlasse ich meine Wohnung und steige die Treppe zur Straße hinunter.
     
    Ich bin der, als der ich erscheine, der, den andere in mir sehen wollen, vor allem aber bin ich nicht mehr der, der ich einmal war.
    So einfach ist das.
    Ich erwische

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