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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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Inzwischen bereue ich das fast ein bisschen.«
    »Zu viel Unkrautjäten?«
    Ophus grinst, nickt und nimmt die klirrende Porzellantasse von dem verschlafenen Kellner entgegen.
    »Was sind die üblichsten Ursachen für Feuer in Privatwohnungen?«
    »Die Leute passen einfach nicht genug auf«, antwortet Ophus und schlürft gierig. »Etwa jeder vierte Brand wird durch offene Flammen, Zigaretten oder Kerzen ausgelöst. Außerdem gehen die Leute viel zu achtlos mit Asche um, die denken gar nicht darüber nach, dass sie noch lange nachglüht, bloß weil keine Flammen mehr zu sehen sind. Und dann natürlich Spielereien mit Feuerzeugen und Feuerwerkskörpern, solche Dinge eben.« Ophus fuchtelt mit den Händen. »Viele Brände entstehen aber auch, weil jemand einen Topf auf der heißen Herdplatte stehen lässt oder eine Elektroheizung abdeckt. Heutzutage läuft doch fast alles über Strom, und nicht alle Produkte sind von hoher Qualität. Etwa zwanzig Prozent aller Brände werden durch technische Fehler in elektrischen Geräten verursacht.«
    Henning beugt sich über den Tisch. »Wie sieht es mit Brandstiftung aus?«
    »Pi mal Daumen werden zehn Prozent aller Brände von Dritten verursacht. In etwa die doppelte Anzahl wird niemals aufgeklärt. Zum Schluss gibt es noch einige wenige Brände, die durch Blitzeinschlag entstehen oder weil jemand selbst Feuer legt.«
    Henning macht sich eine kurze Notiz. »Ist es schwierig, in Brandfällen zu ermitteln?«
    »Sehr. Oft sind die Spuren vernichtet. Ich kenne keinen Ermittler, der jemals ausgelernt hat.«
    »Und die Polizei muss alle Brandfälle untersuchen, das stimmt doch, oder?«
    »So ist es.«
    Hennings Handy klingelt schon wieder. Und wieder erscheint Unbekannt auf dem Display. Er antwortet auch diesmal nicht.
    »Wie läuft das ab?«
    »Hm?«
    »Wie ermittelt die Polizei in einem Brandfall?«
    »Haben Sie schon mal was von der S-Regel gehört?«
    »Nein, was ist das?«
    Ophus lächelt und nimmt Anlauf. »Suchen, Sammeln, Spuren sichern, Sichtbarmachen der Zusammenhänge, Schuld oder Unschuld und so weiter …«
    Henning lacht. »Wie lange haben Sie gebraucht, bis Sie diesen Satz auswendig konnten?«
    »Wochen. Nein. Monate!« Ophus lächelt wieder. Stille senkt sich über den Tisch, als Ophus neuerlich an seinem Kaffee nippt.
    Henning wirft einen Blick auf seine Notizen. »Zehn Prozent aller Brände werden also von anderen gelegt.«
    »Rund zehn Prozent, ja.«
    Henning nickt stumm, die Narben in seinem Gesicht brennen wie Feuer. Mit einer langsamen Bewegung hebt er den Blick und sieht Ophus an. »Vor ein paar Jahren hat es in meiner Wohnung gebrannt«, sagt Henning und lässt den Blick wieder sinken. »Dabei habe ich meinen Sohn verloren.«
    »Oh, wie furchtbar.«
    »Von da stammen die hier.« Henning zeigt auf seine Narben. »Ich musste durch einen Flammenwand laufen, um zu meinem Sohn zu gelangen, aber …«
    Er schafft es nicht, den Satz zu Ende zu bringen. Wird es wohl niemals schaffen.
    »Ich glaube, dass es Brandstiftung war.«
    »Warum glauben Sie das?«, fragt Ophus nach einem ungenierten Schlürfer.
    Henning wird sich der Lückenhaftigkeit seiner Argumentation peinlich bewusst. »Das kann ich nicht genau sagen. Es ist so ein Gefühl, ein Bauchgefühl oder wie auch immer man das nennen soll. Und die Tatsache …« Henning stockt, überlegt, dass es wenig Sinn hat, einem Mann wie Ophus von seinen Albträumen zu erzählen. Er schüttelt den Kopf. »Ich glaube es einfach.«
    Ophus nickt stumm und führt die Tasse zum Mund. »Wann ist das passiert?«
    »Am 11. September 2007.«
    »Das ist nach meiner Zeit.«
    Henning sieht ihn niedergeschlagen an, bevor er den Blick wieder senkt.
    »Was sagt denn die Polizei dazu? Die haben doch ermittelt, oder?« Ophus schaut mit zusammengekniffenen Augen über den Tassenrand.
    »Doch, ja«, sagt Henning. »Brandursache unbekannt, haben sie festgestellt.«
    »Und Sie glauben, dass es Brandstiftung war.«
    Henning versucht, sich aufzurichten, sackt aber innerlich in sich zusammen und verschränkt die Arme vor der Brust.
    »Ja. Ich weiß auch nicht, wie …«
    Ophus stellt die Tasse mit einem Klirren auf die Untertasse. »Was stand in dem Bericht?«
    »Den habe ich nie zu sehen bekommen. Aber ich habe mitbekommen, dass das Feuer im Flur ausgebrochen sein soll.«
    »Waren Sie zu Hause, als es angefangen hat zu brennen?«
    »Ja.«
    »Gab es Anzeichen für einen Einbruch?«
    »Nicht, soweit ich weiß.«
    »Hatten Sie abgeschlossen?«
    »Das

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