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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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Haarknoten und ihre beim Gehen nach außen gekehrten Fußspitzen als Hinweis darauf, dass sie Balletttänzerin war, noch nicht ausreichten, hatte Gelsey sich angewöhnt, ständig irgendwelche Dehnübungen zu vollführen, und zwar vorzugsweise in der Öffentlichkeit.
    »Also, wenn du irgendwann fertig bist«, sagte ich, als sie sich in einem beängstigenden Winkel hintenüber beugte, »könntest du dann mal Mom anrufen?« Ohne eine Erwiderung abzuwarten – irgendwas in der Richtung von Kannst du das nicht selber? –, suchte ich den Hausschlüssel aus dem Schlüsselbund heraus, schloss die Tür auf und betrat das Haus – zum ersten Mal seit fünf Jahren.
    Ich sah mich um und stieß im selben Augenblick einen Seufzer der Erleichterung aus. Meine Befürchtung war, dass die vielen Sommermieter das Haus total verändert hatten. Dass sie die Möbel alle umgestellt und neues Zeug angeschleppt hatten oder dass man einfach spürte – auf eine schwer zu beschreibende, aber greifbare Weise –, dass andere Leute in unserem Haus gewesen waren. Die drei Bären hatten das in der Geschichte von Goldlöckchen auf Anhieb gemerkt, und auch ich bekam damals nach meiner Rückkehr aus dem Meereskunde-Camp sofort mit, dass meine Mutter in meinem Zimmer Gäste einquartiert hatte, während ich weg war. Aber als ich mich jetzt umschaute, fühlte es sich überhaupt nicht so an. Das Sommerhaus wirkte noch genauso, wie ich es in Erinnerung hatte, als ob es die ganze Zeit auf mich gewartet hatte – darauf, dass ich endlich wiederkam.
    Das Erdgeschoss war als offener Wohnbereich angelegt, wo man alles bis auf die Schlafzimmer und die Badezimmer einsehen konnte. Der Raum war hoch und erstreckte sich bis unter das Spitzdach, von wo aus das Sonnenlicht in Streifen auf die abgewetzten Teppiche schien, die den Holzfußboden bedeckten. Es gab einen zerkratzten Esstisch aus Holz, an dem wir nie aßen. Eigentlich diente er nur als Ablagefläche für Handtücher und Post. Rechts von mir war die Küche – winzig im Vergleich zu unserer riesigen, supermodernen Küche in Connecticut. Die Tür ganz hinten führte hinaus auf die Veranda, von wo aus man über den See schauen konnte. Dort aßen wir auch immer, außer wenn es gerade in Strömen goss. Aber das kam selten vor. Von der Veranda aus ging ein Weg zu unserem Bootssteg und zum See. Durch die Küchenfenster sah ich die Nachmittagssonne auf dem Wasser glänzen.
    Neben der Küche befand sich eine Sitzgruppe mit zwei Sofas vor dem gemauerten Kamin. Dorthin zogen sich meine Eltern immer nach dem Abendessen zum Lesen oder Arbeiten zurück. Dahinter begann der Wohnbereich mit einem abgenutzten Cordsofa, wo Warren, Gelsey und ich die meisten Abende verbrachten. In den eingebauten Regalen gab es neben Büchern aucheinen großen Stapel mit Brettspielen und Puzzles. Fast jeden Sommer hatte es ein Spiel gegeben, von dem wir einfach nicht loskamen. Dabei hatten wir »Risiko« schon ins oberste Fach verbannt, nachdem wir einen Sommer lang nahezu besessen davon gewesen waren, heimliche Bündnisse geschlossen, ständig um das Spielbrett gehockt und kaum noch das Haus verlassen hatten.
    Unsere Zimmer gingen alle vom Flur ab – meine Eltern schliefen oben in ihrem Schlafzimmer –, was bedeutete, dass ich mir mit Warren und Gelsey das einzige Bad im Erdgeschoss teilen musste. Das war keine sehr angenehme Aussicht, da ich mich sehr an mein eigenes Bad in Connecticut gewöhnt hatte. Auf dem Weg zu meinem Zimmer warf ich im Vorbeigehen einen kurzen Blick ins Bad. Es war noch kleiner als in meiner Erinnerung. Definitiv viel zu klein für uns alle drei, wenn wir uns nicht gegenseitig umbringen wollten.
    An der Tür zu meinem Zimmer hing immer noch das uralte Hier-wohnt-Taylor-Schild, das ich schon total vergessen hatte. Vorsichtig drückte ich sie auf und machte mich innerlich auf das Zimmer gefasst, das ich vor fünf Jahren zum letzten Mal gesehen hatte – samt allen damit verbundenen Erinnerungen.
    Aber was ich vor mir sah, war nur ein freundlicher, mehr oder weniger austauschbarer Raum. Mein Bett war noch dasselbe, mit dem alten Messingrahmen, dem rot-weiß gemusterten Quilt und dem Ausziehbett darunter. Auch die Holzkommode und der Spiegel mit Holzrahmen waren noch da, ebenso die alte Truhe am Fußende des Bettes, in der sich Reservedecken für die kalten Nächte befanden, die typisch für das Gebirge sind, selbst im Sommer. Aber nichts in dem Zimmer erinnerte wirklich an mich. Die peinlichen Poster mit dem

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