Vergiss mein nicht!
»Setz dich.«
Sie so ruhig zu sehen, bringt mich auf den Gedanken, dass ich total überreagiert haben könnte. Ich neige dazu. Ich atme tief ein, wühle in meinem Rucksack nach meinem Essen und springe dann zu ihr auf die Bühne. Der Rasen ist halbmondförmig um die Bühne angelegt und bald ist es voll hier.
Als ich meine Tüte mit Kartoffelchips öffne, beugt sich Laila vor. »Diese Bühne ist nicht besonders hoch, oder?«
Was meint sie damit? Ich folge ihrem Blick nach unten. »Vermutlich nicht.«
»Es würde also nicht besonders wehtun, wenn man jemanden hier runterschubst?«
Ich schaue nach links, wo ein paar andere mit ihrem Lunch auf dem Schoß und baumelnden Beinen am Bühnenrand sitzen. »Wer soll denn wen ...« Bevor ich den Satz beenden kann, packt sie mich beim Arm und schmeißt mich von der Bühne. Ich schnappe entrüstet nach Luft und frage mich, was zum Teufel diese Aktion bezwecken sollte. Ich brauche nicht allzu lange zu grübeln, denn im nächsten Moment fällt Duke praktisch über mich.
»Alles in Ordnung?«, fragt er, als ich mein Essen aufhebe, das um mich herum verteilt ist.
»Ja.« Ich stopfe mein Sandwich und meine Kartoffelchips in meine eingerissene Lunchtüte und richte mich auf.
»Addie«, ruft Laila mit vorgetäuschter Sorge. Sie springt zu mir herunter. »Bist du verletzt? Wie ist das passiert?« Aber ihre »Besorgnis« wird sofort von einem Lächeln abgelöst, das Duke gilt. »Hey Duke, wir haben dich gar nicht gesehen.«
Wohl eher, ich habe ihn nicht gesehen. Laila hat ihn ja ganz offensichtlich schon aus einer Meile Entfernung entdeckt.
Ray bückt sich und hebt meine Wasserflasche auf, die gegen seinen riesigen Fuß gerollt ist. Ganz im Ernst, er muss mindestens Schuhgröße achtundvierzig haben. Der Typ ist ein Hüne. »Hier«, sagt er und reicht sie mir.
»Danke.«
»Wo wollt ihr zwei hin?«, fragt Laila.
Duke deutet in Richtung Parkplatz. »Raus hier.«
»Wirklich?«, sagt Laila, als wäre das ein Riesenzufall. »Wir wollten gerade los, um etwas aus meinem Auto zu holen. Macht es euch etwas aus, wenn wir uns anschließen?«
Ich könnte Laila auf der Stelle umbringen. Wenn ich bloß irgendeine Waffe zu fassen bekäme – ein Schuh mit Größe achtundvierzig würde reichen.
»Natürlich nicht.«
Und selbstverständlich drängt sich Laila zwischen Duke und Ray, sodass mir keine andere Wahl bleibt, als die Seite von Duke einzunehmen. Nach nur wenigen Schritten hat Laila es geschafft und Ray in ein Gespräch verwickelt, das so leise abläuft, dass Duke und ich uns selbst überlassen sind. Ein unbehagliches Schweigen entsteht.
»Tut mir leid«, sage ich irgendwann, denn für alle, die nicht totale Idioten sind, ist es ziemlich offensichtlich, was Laila da gerade macht.
»Mir nicht. Jetzt brauche ich mir keine Ausrede einfallen zu lassen, um dich anzusprechen.«
Ich bin verwirrt. »Haltet ihr Jungs nicht zusammen?« Ich hab keine Ahnung, warum ich das gesagt habe; es ist mir einfach rausgerutscht, aber ich kann es nicht mehr zurücknehmen.
»Was meinst du damit?«
Jetzt muss ich es erklären und darauf habe ich überhaupt keine Lust. Ich lasse mich für einen Moment von einem Rucksack ablenken, der vor mir durch die Luft schwebt. Irgendwann landet er in den Armen seines Besitzers und ich wende mich Duke zu, der auf meine Antwort wartet. »Bobby und du, ihr seid doch gute Freunde.«
»Ja.«
»Bobby hat mich gefragt, ob ich mit ihm zum Ehemaligenball gehen will.«
»Und du hast Nein gesagt.«
»Habt ihr da nicht irgendeine Regel, von wegen, wenn dein bester Freund auf ein Mädchen steht, ist sie für dich tabu?«
»Wenn jedes Mädchen, auf das Bobby steht, für mich tabu wäre, könnte ich ja nie ausgehen. Die einzigen Mädchen, bei denen ich mich zurückhalte, sind die, die er schon geküsst hat. Du hast ihn doch noch nicht geküsst, oder?«
»Nein!« Jedenfalls nicht im echten Leben. In der Vorhersage schon, aber das wusste Bobby ja nicht. Ich spüre, wie mein Gesicht knallrot wird.
Duke zieht die Augenbrauen zusammen. »Bist du dir ganz sicher?«
»Ja, da bin ich mir sicher. Ich habe ihn nicht geküsst.«
»Tja, dann passt es ja. Keine Jungs-halten-zusammen-Regel.«
Ich bemühe mich, so gut ich kann, mich nicht geschmeichelt zu fühlen, aber es fällt mir schwer. Hey, das hier ist Duke Rivers! Er lächelt und ich ertappe mich, wie ich zurücklächle.
»Was muss ich machen, damit du zu einem meiner Spiele kommst?«
»In einem Team von Normalen spielen«,
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