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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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klar, was ich eben gesagt habe. Ich werde knallrot.
    »Ausgehen! Ich meinte ausgehen!«
    Er bricht in ein tiefes, kehliges Lachen aus. »Das ist ja wohl die allerlächerlichste Regel, die ich je gehört habe. Hast du dir die eben gerade ausgedacht?«
    Ich lache. Stimmt. Aber die Regel ist gut. Hätte ich sie schon gehabt, bevor ich Bobby kennengelernt habe, hätte mir das jede Menge Ärger erspart.
    »Hab ich mir’s doch gedacht. Aber das ist in Ordnung. Behalte deine Regel ruhig. Sie trifft nicht auf mich zu.«
    Ich erstarre, nicht ganz sicher, ob ich ihn richtig verstanden habe. Duke – der Duke – lässt durchblicken, dass er nicht mehr als fünf Mädchen geküsst hat? Oder vielleicht meinte er, dass er mit nicht mehr als fünf ausgegangen ist.
    »So verblüfft, hmm?«
    Ich nicke langsam.
    »Duke!«, brüllt Ray von seinem Geländewagen aus, vor dem er und Laila stehen geblieben sind.
    Duke hebt seine Hand zur Bestätigung, wendet seinen Blick aber nicht von mir ab. »Bleib dran. Ich stecke voller Überraschungen.« Er dreht sich um und geht. Ich schaue ihm hinterher und mir fällt auf, wie breit seine Schultern sind und wie selbstsicher er sich bewegt. Und da weiß ich, dass ich in echten Schwierigkeiten bin.

8.
    eNORM – wirklich groß
    I ch rühre die letzten paar Frosties in meiner Schüssel um. Jedes Cornflake einzeln herauszufischen, finde ich an einem Montagmorgen viel zu mühsam. Als mein Dad in die Küche kommt, sagt er: »Freust du dich schon auf den ersten Schultag?«, als wäre er ein Kandidat in einer Fernseh-Spielshow mit der Aufgabe, die schlimmsten Sprüche zu produzieren, die man seinem jugendlichen Nachwuchs am frühen Morgen antun kann.
    »Bitte sag, dass du für mich ein paar bewusstseinserweiternde Programme auftreiben kannst oder irgendetwas in dieser Richtung.« Wenigstens diesen Teil meines Morgenrituals brauche ich. Das macht mich normalerweise wach.
    »Es ist wirklich schwer, sich in der Außenwelt Sektor-Technologien zu beschaffen. Wir müssten einen Antrag stellen.«
    »Was? Diese Regel weitet sich auch auf unsere Programme aus? Ich komm da vielleicht gar nicht dran?«
    »Du wirst es überleben, Addie. Du brauchst sie nicht. Als ich klein war, existierte so etwas noch gar nicht. Ich war sowieso immer der Meinung, dass eine Gabe sich am besten natürlich entwickelt.«
    Nur, weil das alles war, was ihnen zur Verfügung stand, als er Kind gewesen ist. Aber selbst damals hatten sie Übungen, um die natürlichen Gaben zu verstärken.
    Ich stehe auf und stelle meine Schüssel in die Spüle.
    »Du schaffst das, oder?«
    »Dad. Es ist noch viel zu früh.«
    Er lächelt und nimmt mich in die Arme. »Okay, ich hab’s verstanden. Wir reden, wenn du richtig aufgewacht bist.«
    »Danke.«
    In der Schule brummt mir der Kopf immer noch. Ich komme mir in dem riesigen Menschenmeer verloren vor. Noch nie bin ich in einer so großen Schule gewesen. Vor Beginn der Stunde werde ich im Flur förmlich an der Tür zu meinem Klassenraum vorbeigetrieben. Ich drehe mich um und stemme mich gegen den Strom. Wenn ich besser in Gedankenübertragung wäre, hätte ich allen Leuten um mich herum eingeben können, zur Seite zu gehen.
    Ich stelle mich mit dem Rücken zur Wand und warte ab, bis sich die Menge ausdünnt, bevor ich mich auf den Weg zurück zu meinem Klassenraum mache. Die Raumnummer ist C14, und obwohl ich sie mir gemerkt habe, checke ich sie noch zweimal auf meinem Stundenplan gegen, um sicherzugehen, dass ich nicht gleich den falschen Klassenraum erwische. Der Stundenplan bestätigt mir: C14-Regierungskunde.
    Vor ein paar Jahren hatte ich ein Halbjahr US-Regierungskunde belegt – gehört mit zum Norm-Training –, ich hoffe also mal, dass ich mich noch an das eine oder andere erinnern kann.
    Ich gehe hinein und gebe beim Lehrer den Zettel aus dem Sekretariat ab.
    »Hallo«, sagt er. »Alle mal herhören, wir haben eine neue Schülerin: Adison Coleman.«
    »Addie genügt«, sage ich.
    »Heißt sie bitte willkommen!«
    Ich hab keinen Schimmer, ob es irgendein Ritual gibt, dass diesen Worten normalerweise folgt, aber ich sehe mich trotzdem erwartungsvoll um. Ich werde mit ein paar ausdruckslosen Blicken begrüßt. Fast alle anderen unterhalten sich mit ihren Nachbarn oder checken ihr Handy. Ich bin erleichtert, dass »jemanden willkommen heißen« nicht bedeutet, vor der Klasse drei lustige Details über sich selbst preisgeben zu müssen oder derlei Peinlichkeiten mehr, vor denen ich mich gefürchtet

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