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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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zusammenkommen.« Nicht mehr. »Aber wenn sie sich nun mal scheiden lassen, will ich mir nichts von dem Spaß entgehen lassen, der damit einhergeht.« Ich halte eine Haarsträhne hoch.
    »Oh, Mann. Deine Eltern lassen sich scheiden? Das tut mir leid. Das ist echt mies.«
    »Meine und die Eltern der Hälfte aller Kids auf der Schule irgendwann, stimmt’s? Nicht neu, nicht aufregend. Durchschnitt halt.«
    Er zieht seine Augenbrauen hoch. »Und Durchschnitt ist ... gut?«
    »Ganz genau. Siehst du, du hast es bereits begriffen. Es geht hier um Erwartungen. Wenn du dich nach den gängigen Klischees verhältst, kannst du auch ein gängiges Ergebnis erwarten, ohne irgendwelche Überraschungen.« Bei dem Versuch, ihn nicht ständig anzustarren, schaue ich vom wolkenlosen Himmel auf den kleinen Stein neben meiner Hand und jetzt auf den Efeu, der am Gebäude vor uns wächst. Er rankt sich am Gemäuer hoch und bedeckt dabei fast jeden Zentimeter der roten Ziegelsteine, immer auf der Suche nach neuen Lücken.
    Meine Aufmerksamkeit wird wieder auf Duke gelenkt, als er fragt: »Du lehnst dich also gegen deine Eltern auf und was genau soll das gängige Ergebnis sein?«
    Ich stütze meine Hände ab und lehne mich zurück. »Na ja, vor der Scheidung wäre meine Mom noch ausgeflippt. Sie hätte mir Hausarrest verpasst, mich zum Friseur geschleppt und ihn dazu gezwungen, die Haare auf meine Kosten wieder blond zu färben.«
    »Aber jetzt?«
    »Jetzt wird sie ausflippen. Aber sie kennt den Grund dafür: ihre Tochter, die um Liebe und Aufmerksamkeit ringt. Und so wird sie zwar enttäuscht sein, mich aber dann ins Kino einladen oder so.«
    »Tatsächlich?« Er schaut zu Laila, als wolle er sichergehen, ob ich das ernst meine. Als Laila mit den Schultern zuckt, dreht er sich wieder zu mir: »Sie wird dich dafür auch noch belohnen?«
    »Klar.«
    Sowohl er als auch Laila scheinen ihre Zweifel zu haben. »Ihr werdet schon sehen«, versichere ich den beiden.
    Er springt von der Bühne und stellt sich vor mich. Er beugt sich über meine Beine, die von der Bühne baumeln, und stützt die Hände rechts und links neben meine Knie ab. Er sagt: »Klingt spannend. Wir sehen uns dann nach der Schule, Blauauge.«
    Ich unterdrücke einen Fluch.
    »Ich wusste, dass sie nicht braun sind. Ich hatte keine Ahnung, dass du dich mit Lichtmanipulation beschäftigst. Bin schwer beeindruckt. Aber man muss sich dabei konzentrieren.« Er beugt sich langsam vor, bis sein Mund nur noch wenige Zentimeter von meinem Ohr entfernt ist. Meine Augenlider flattern und ich weiß, dass er mich nach Luft schnappen gehört hat, egal, wie leise es war. »Du hast dich ablenken lassen«, flüstert er, greift dann nach seinem Rucksack hinter mir und verschwindet.
    »Nicht von dir«, rufe ich ihm hinterher.
    Er dreht sich um und läuft ein paar Schritte zurück. Ein Grinsen breitet sich über sein unverschämt gut aussehendes Gesicht aus. Er weiß, dass ich bluffe. Er zieht seine Augenbrauen hoch und zuckt mit den Schultern, bevor er auf dem Absatz kehrtmacht und verschwunden ist.
    »Dir ist klar, dass ich dich am liebsten umbringen würde, oder? Also noch mal von vorne«, sage ich zu Laila, als wir bei ihr im Wohnzimmer sitzen und darauf warten, dass Duke kommt. »Warum hast du ihn überhaupt eingeladen? Nachher denkt er noch, dass ich ihn mag oder so.«
    »Tust du doch.«
    Ihre Brüder flitzen an der Couch vorbei, einer versucht den anderen zu fangen. Sie stoßen gegen eines der wenigen Gemälde an der Wand, die noch übrig geblieben sind, und bringen es gefährlich zum Schwanken. Vor fünf Jahren noch sah es in Lailas Haus so perfekt aus wie in einer Schöner-Wohnen-Zeitschrift. Jetzt ist es fast leer. Nur das Nötigste ist übrig.
    Laila brüllt den Jungen hinterher: »Ich hab heute Besuch, verzieht euch also irgendwohin, bis Mom von der Arbeit nach Hause kommt.« Sie steht auf und rückt das Bild wieder gerade. Auch wenn sie es nicht zeigt, ist mir klar, wie peinlich ihr das sein muss. Warum habe ich bloß darauf bestanden, dass wir uns bei Laila treffen? Ich bin eine schreckliche Freundin.
    Es klingelt an der Tür und mein Herz macht einen Satz. Sie zieht eine Augenbraue hoch und springt zur Tür.
    »Duke«, flötet sie. »Wie geht’s? Komm rein!«
    »Mir geht’s super. Ich hab mich eingedeckt.« Aus seiner Tasche zieht er ein paar grellorange Gummihandschuhe, die bis zum Ellenbogen reichen.
    »Wir wollten Haare färben und keine Toiletten schrubben«, sagt Laila.
    »Ich

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