Vergiss mein nicht!
dachte, Haarfärbemittel wäre so was wie fleischfressende Säure.«
Ich lache. »Dann würden sich bestimmt alle die Haare färben wollen.«
»Dann steht auf der Packung also nicht irgendeine Warnung von wegen Verätzung?«
Laila zieht ihre Mundwinkel nach unten, als ob sie beeindruckt wäre. »Ich glaube, Duke hat die Packungsbeschreibungen studiert, Addie, oder was meinst du?«
»Du hast deine Hausaufgaben gemacht?«, frage ich und stehe auf.
»Ich wollte ja nicht wie ein Vollidiot dastehen, aber anscheinend bleibt mir das Schicksal nicht erspart.«
Laila boxt ihn in die Brust. »Das war nicht idiotisch, sondern süß. Na komm schon, ich kann wahrscheinlich auch ein paar Toiletten auftreiben, die geputzt werden müssen.«
»Haha.«
In der Küche zieht Duke seine Gummihandschuhe an und hält seine Hände in die Höhe, als würde er gleich eine Operation durchführen. An ihm sehen sogar orangefarbene Gummihandschuhe zum Niederknien gut aus.
»Was soll ich tun?«, fragt er.
»Warum setzt du dich nicht einfach dort drüben hin, damit du dir nicht noch wehtust?«, sage ich und deute auf den Tisch.
Laila sagt: »Ach Addie, sei doch kein Spielverderber.«
»Sagt diejenige, der keine fleischfressende Säure ins Haar gekippt wird.«
Laila platziert mich auf einen Barhocker und trennt eine Strähne vom Rest meiner Haare. »Duke, komm her und halte das mal, während ich den Kram hier vorbereite.«
Er steht viel zu dicht neben mir und riecht viel zu gut. Ich schaue weg und betrachte die grünen Ziffern der Mikrowellenuhr. Laila geht zur Spüle und dreht den Wasserhahn auf, um eine Flasche zu füllen.
»Weißt du, was das Durchschnittsmädchen in ihrer Rebellion außerdem noch anstellt?«, fragt Duke leise.
Ich werfe einen kurzen Blick auf Laila, aber ganz offensichtlich kann sie uns nicht hören. »Was denn?«
»Sie fängt an, ihre Zeit mit einem Jungen zu verbringen, der nicht gut für sie ist.«
»Und dieser Junge wäre ...?«
»Ich natürlich.«
»Du bist kein guter Umgang für mich?«
»Verheerend. Ich lenke dich von der Schule ab, du denkst nur noch ans Küssen und willst keine Minute deiner Freizeit mehr zu Hause verbringen.«
Ich kann kaum noch atmen. »Klingt verlockend ... weißt du, sehr passend zu meinem Wie-verhalte-ich-mich-wie-ein-Durchschnittsteenager-Plan.«
»Ganz genau.«
Ich schaue ihn an und unsere Blicke treffen sich. »Dir ist klar, dass wir nichts gemeinsam haben, oder?«
»Gibt es nicht einen Grund für das Sprichwort ›Gegensätze ziehen sich an‹?«
»Ja. Magneten.«
Ein Wasserstrahl trifft eine Seite meines Gesichts. »Pass auf, ich bin bewaffnet und gemeingefährlich«, sagt Laila lachend. Sie hält die Sprühflasche in Dukes Richtung.
»Nein, ich bin total wehrlos.« Er lässt meine Haarsträhne los, packt mich an den Hüften und hebt mich mit dem Gesicht nach vorne hoch.
»Du benutzt mich als Schutzschild?«, frage ich.
»Du gibst kein sehr gutes ab«, sagt er, »du bist zu dünn.«
Wie zum Beweis lässt Laila eine Salve Wasserspritzer los. Das meiste trifft mich, aber einiges trifft auch ihn. In dem Versuch, mich zu befreien, stemme ich mich gegen seinen Unterarm. Er lässt mich wieder auf den Hocker fallen und geht auf Laila los. Sie kreischt und rennt weg. Als die beiden wieder in die Küche kommen, hält er die Sprühflasche in der Hand und von ihrem Gesicht tropft Wasser.
»Ich habe deine Ehre verteidigt«, erklärt er.
»Du hast mich als Schutzschild benutzt.«
»Wozu brauchen wir die eigentlich?«, fragt er und hält die Flasche hoch.
»Wir müssen Addies Haare anfeuchten.«
»Darum kümmere ich mich«, sagt er etwas zu bereitwillig.
»Ich traue weder dir noch deinen Klohandschuhen.«
Er drückt einmal zu und ein Wasserstrahl trifft mich mitten ins Gesicht. Ich pruste los, versprühe überall Wasser und versuche, nicht zu lachen. »Du bist so was von tot.«
Eine laute Stimme ruft unten aus dem Flur: »Laila, was soll das ganze Wasser hier?«
»Ach nichts, Dad, ich wische das gleich auf.«
Er schaut um die Ecke und sieht Duke und mich. »Oh, ich wusste nicht, dass du Besuch hast.«
»Ja, habe ich.«
Seine Haare stehen in alle Richtungen ab, als wäre er gerade eben aufgewacht. Seine Wangenknochen scheinen noch deutlicher hervorzutreten als bei meinem letzten Besuch, genauso wie die Ringe unter seinen Augen noch dunkler geworden sind. »Hast du ein paar Dollar, die du mir leihen kannst?«
Laila streicht über ihre Hosentaschen. »Nein.«
Er
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