Vergossene Milch
ein Kohlkopf, und in seinem Inneren beginnt all das Böse zu gären. Eifersucht wird dann zu der am stärksten verinnerlichten Form von Neid, und während sie sich selbst zerfrisst, macht sie andere dafür verantwortlich, dass sie so hässlich ist. Da sie weiß, dass sie verachtenswert ist, tritt sie unter Decknamen auf, als Beispiel führe ich meine arme Großmutter an, die ihre Eifersucht Rheuma nannte. Es heißt, sie habe auf der Fazenda am Fuß der Berge jedes Mal, wenn mein Großvater zu den schwarzen Frauen ging, vor Gelenkschmerzen gewimmert. Aber sie behauptete, seine Eskapaden seien ihr gleichgültig, diese Schwäche habe er seit jeher gehabt, schon als Grünschnabel habe er auf den Besitzungen seines Vaters, des Sklavenbarons, immer bei den Sklavinnen gesteckt. Meine Großmutter beließ es aber nicht dabei, sie beteuerte, ihr Mann sei der Vater der Kinder des getreuen Hausdieners Balbino. Solche Sachen sagte sie seelisch resigniert, doch ihr Körper war so sehr von Schmerzen gequält, dass mein Großvater aus ganz Europa Rheumatologen kommen ließ. Zum Schluss holte er einen Baumeister aus der Schweiz und ließ ihn am fernen Strand von Copacabana ein Chalet errichten. Und dorthin verbannte Großvater sie, um ihr Leiden mit therapeutischen Bädern zu lindern. Ich hingegen habe Matilde geheiratet und bin mit ihr in das alte Chalet in der Absicht gezogen, mein ganzes Leben an ihrer Seite zu verbringen. Ich verließ das Haus nur, um zur Arbeit zu gehen, was mich anfangs keine besondere Mühe kostete. Ich brauchte mir nur eine der englischen Krawatten meines Vaters umzubinden und mich auf seinen Spuren zu bewegen, wie Mama es wollte, bis ich irgendwann meinen eigenen Weg finden würde. Im Senat war ich immer gern gesehen, ich trank in diversen Geschäftszimmern einen Kaffee, flanierte durch die Flure, rauchte hier und da, nicht selten wurde ich zu einem Mittagessen mit Politikern ins La Rôtisserie eingeladen. Wenn nicht, aß ich allein in einem einfachen Speiselokal, dann ging ich beim Büro der Le Creusot vorbei, brachte der Sekretärin eine Praline, fragte, ob irgendein Kabel gekommen sei, setzte mich auf den Stuhl, der seit dem Tod meines Vaters frei war. Die Beine auf dem Tisch, rauchte ich und starrte auf das Telefon, ich war bereit, jederzeit Papas Aufgabe zu übernehmen. Ab und zu sah ich auch noch bei der Redaktion von
O Paiz
vorbei, trank einen Kaffee, zündete eine Zigarre an, ging auf einen Sprung zur Bank, und noch vor vier Uhr war ich wieder zurück. Schon beim Aussteigen aus dem Auto erwartete ich ungeduldig, Matildes seltsame Schallplatten auf dem Grammophon zu hören, das ich ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Wenn keine Musik spielte, ging ich hinunter an den Strand, um sie nach Hause zu holen, und das Hausmädchen merkte unsere Erregung und wusste, dass es an der Zeit war, einkaufen zu gehen. Wir umklammerten uns in der Küche, im Wohnzimmer, auf der Treppe, Stunden und Stunden im Badezimmer, wir konnten ein ganzes Wochenende im Bett verbringen. Manchmal opferten wir einen Sonntag für einen Ausflug im Auto, aber in Mamas Villa hielten wir uns nicht lange auf, Matilde legte darauf keinen Wert. Sie fuhr lieber zur Fazenda, weil sie für ihr Leben gern ritt, und ich wurde unruhig, wenn ich dicht hinter ihr ritt, ich spürte fast, dass das Pferd sie begehrte. Und ich vergesse nicht die Aufregung, als bei ihr mitten im Ritt vorzeitige Wehen einsetzten, und wir da draußen am Ende der Welt. Zum Glück waren wir rechtzeitig zurück, um den Geburtshelfer und die Schwestern zu holen, so dass Maria Eulália gesund zur Welt kam, wenn auch etwas klein, ein Siebenmonatskind. Ich weiß auch noch, wie Matilde sich ohne ein Wort mit meiner Mutter verkracht hat, weil sie dem Baby nur blaue Sachen für einen Jungen geschenkt hatte. Zur Entschuldigung sagte Mama zu mir, sie habe die Sachen schon lange vorher besticken lassen, weil die Assumpçãos nur Jungen machten. Und dass die Assumpçãos immer nur ein Kind bekämen, das sei ein Fluch über der Familie, sie selbst habe vor mir fünf Kinder verloren, und fünfmal wäre sie fast an Eklampsie gestorben. Aber Matilde war immer kerngesund, und nach einer Woche lag sie schon im Badeanzug am Strand, ihr Körper schöner als vorher. Aus Trotz nahm sie das Kind nie zur Großmutter mit, sie wartete, bis die Großmutter zu uns kam, und bei ihren seltenen Besuchen führte Matilde ihr die kleine Eulália nackt vor. Matilde zog auch nicht die langärmeligen Kleider an,
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