Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
die Hände fallen zu lassen und Damon nun mehr ohne jegliche Wut oder Trotz anzusehen. Wenn sie angesichts des vollen Mondes standhaft bleiben würde, egal wie weh es ihr tat, dann würde sie die Zeit danach bestimmt auch irgendwie überleben. Am Ansatz ihrer Stirn spürte sie, wie sich kleine Schweißtropfen bildeten, während sie nur zwei, drei kleine Schritte von Damon entfernt stand. Wenn er sie nicht bald mit der Wahrheit zur Vernunft brachte, würde sie den inneren Kampf verlieren und um seine Liebe und Zuneigung betteln.
Damon war nun noch viel irritierter und verwirrter als vorhin. Schlichtweg sprachlos, was selten vorkam, da er ja eigentlich der Krieger war, der selbst in der unangebrachtesten Situation immer noch eine vorlaute Bemerkung machte. Ob nun klug oder nicht. Jetzt allerdings wusste er nicht mehr, was er sagen sollte. Nico hatte ihm gerade Dinge an den Kopf geworfen, die er nie für möglich gehalten hatte. Natürlich war er erleichtert, was die Sache mit Brock anging und im Grunde hatte nur seine Eifersucht ihn dazu hinreißen lassen, ihr Untreue zu unterstellen, obwohl sie doch die Letzte war, der man so etwas zutrauen würde. Dafür war sie viel zurückhaltend und zu bodenständig. Sie flirtete nicht mal und wenn doch, dann vollkommen unbewusst in ihrem Tun. Selbst in ihrer jetzigen Verzweiflung konnte Damon nicht umhin, sie überaus reizend und in höchstem Maße anziehend zu finden.
Gewissheit hatte er aber trotzdem haben müssen. Genau deswegen hatte er sie danach gefragt. Und jetzt ging ihm auf, dass er immer derjenige war, der Fragen stellte oder Antworten gab. Die darauf, ob er sie liebte, ob er sie schön fand, ohne das in Details zu fassen natürlich, weil er davon ausging, dass sie wusste, wie begehrenswert er sie fand und dass er ihr treu war, da der Stich der Sichel garantiert nur das Aufklaren seines Verstandes und ganz bestimmt nicht das Gegenteil bewirkt hatte.
Bei Nico schien da aber doch noch so einiges im Unklaren zu sein. Dabei waren sie doch Soulmates. Seelenverwandte, deren Schicksal es war, für immer zusammen zu sein. Wie konnte sie an so etwas zweifeln? Das begriff sogar er, der eigentlich nie begriff und immer fünf Minuten länger für alles brauchte als andere und ganz besonders Nico.
Minuten, die zu ihrem Glück nun nicht wirklich verstrichen. Sonst hätte sie ihren Willen bekommen und die einseitig geführte Diskussion hätte tatsächlich ein Ende genommen. Die Dinge, die sie ihm noch zu sagen hatte, würde er wahnsinnig gern hören. Aber nicht hier. Nicht auf dem Flur, wo ihr Bewacher jederzeit aufkreuzen und sich auf ihre Seite schlagen konnte. Außerdem wusste er nicht, ob er die Geduld aufbringen würde, sich ihr leise und besonnen zu erklären, wo sie ihm gerade so Unglaubliches an den Kopf geworfen hatte.
„Lassen wir es doch einfach darauf ankommen, Nicolasa. – Das Gespräch ist in gar keinem Fall beendet. Ich denke, ich habe lange genug Geduld mit dir gehabt. Wir gehen einfach dorthin, wo es keine Fenster gibt und die Wände dick genug sind, damit dein Verstand etwas klarer wird.“, knurrte er sie an und griff nach ihrer Hand. Sich ihm zu entziehen, würde sie ohne Hilfe oder ihre besonderen Fähigkeiten nicht schaffen. Wenn sie klug war, ließ sie diese auch stecken, bis sie ganz unter sich waren. Er war so aufgebracht, dass er bei der nächsten Ohrfeige vielleicht zurückschlug, da es ihr ja nicht richtig schadete.
Damon zog sie den Flur entlang runter bis zu einer Tür, hinter der sie ungestört sein würden. Eines der marmornen Gästebäder, in denen man sich während eines Balls frisch machen konnte. Es war unbenutzt, da es Dutzende davon im Castle gab, die dann für Hunderte von Gästen reichten und dieses hier weit genug weg von den Gästen der Verbindungszeremonie war.
Wie angekündigt, gab es keine Fenster in den roh belassenen, felsig anmutenden Wänden. Gegenüber der Waschbecken floss ein breiter Wasserfall plätschernd die Wand hinab in ein schmuckes Becken, was an Ash’ Nachtclub erinnerte und hervorragend im Einklang mit den fünf schwarzen Waschbecken und goldenen Armaturen stand. Er machte Licht und für einen Moment blendeten die hellen elektrischen Lampen ihre empfindlichen Augen, bevor sie dann den vollen Ausmaß ihres gemeinsamen, vollkommen derangierten Anblicks in den Spiegeln gewahr wurden. Auf Nicos Gesicht zeigten sich Erschöpfung und Müdigkeit, während er immer noch so übel gelaunt drein sah, als würde er gleich
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