Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
Armen, deren Halt sich langsam lockerte. Im fahlen Mondlicht sah ihre Haut noch blasser und durchscheinender aus als sonst. Ihre großen, dunklen Augen wichen seinem aufklarenden Blick gequält aus.
„Nein, sieh mich an!“
Er hatte nicht vergessen, was sie nach der Ohrfeige zu ihm gesagt hatte und ganz bestimmt nicht ignorieren können, wie sie sich in dem Moment, als sie ihn zur Wahrheit aufgefordert hatte, fühlte. Noch immer roch sie unter ihren neu gemischten Gerüchen schwach nach Tabak, was sich nicht ändern würde, solange Damon nicht mehr tat, als von ihr zu trinken.
„Sieh.Mich.An.“, forderte er sie wiederholt und ungewohnt nachdrücklich auf. Er klang fast oder besser genauso wie der alte Damon, der sie beim Training gequält und gepiesackt hatte.
Nico wollte nicht und versuchte, von seinem Schoß herunterzurutschen, um Abstand zwischen ihm und sich zu bekommen. Damon packte ihren, durch den hohen Schlitz des Kleides komplett entblößten Oberschenkel und mit der anderen Hand ihr Kinn.
Sie saßen mitten auf dem Gang, ungeschützt, in einer für Außenstehende scheinbar unmissverständlichen Position, die Tatsachen Lügen strafte. Er mit offener Jacke und aufgerissenem Hemd, sie mit verrutschtem Diadem in zerwühltem Haar, verschobenen Trägern und geknautschtem Rock. Ein Pärchen, das sich ganz der Affectio hingab, ohne auf ihre Umgebung zu achten.
Die Realität sah allerdings anders aus. Damon zwang Nico mit seinem Griff, ihn anzusehen und nahm in Kauf, ihr auch diesmal wehzutun. Das schwache Glühen ihrer Augen und die deutlich sichtbare Traurigkeit darin, die von jeder Faser ihres Körpers auszugehen schien, lösten auf der Stelle ein Reuegefühl in ihm aus, welchem er aber nicht nachgeben durfte. Nicht, wenn er eine Antwort auf diese Hirngespinste wollte, mit denen sie ihn angegriffen hatte.
Nico konnte sich nicht bewegen, ihr gesamter Körper zitterte in einer Mischung aus Schwäche, Hunger, Sehnsucht und beinahe erdrückender Liebe. Sie sollte sich von ihm losmachen, doch ihre Glieder wollten ihr nicht gehorchen, als würden sie besser wissen, wo ihr Platz war. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, doch sie hatte keine langen Fingernägel, sie sich ablenkend in ihr Fleisch bohren könnten. Allein der Schmerz des Verzichtes und der Verleugnung brannte ihn ihrer Lunge, in ihrem Herzen und in ihrem leeren Magen.
Nein! Nicht hinsehen… nicht hinsehen!
Panik machte sich in ihr breit, als er sie nachdrücklich packte, seine Hand auf ihrer nackten Haut schien sie zu verbrennen. Schließlich musste sie den Blick anheben, weil er wider Erwarten nicht nachgab, auch wenn sie ihm garantiert nun einen Anblick bot, der ihn sonst immer dazu veranlasst hätte, sofort auf Rückzug zu gehen. Trotzig formten ihre Lippen eine Schnute, auch weil es verbergen würde, dass sich ihre Fangzähne immer noch nicht vollkommen zurückgebildet hatten.
„Und jetzt sag mir, warum, zur Hölle, du glaubst, ich würde dich verlassen wollen?!“
Es war schon verblüffend, wie kühl er klingen konnte. So emotionslos, obwohl alles in ihm von ihrem Blut und ihrer Nähe kochte und brannte. Damon hatte sie bis zur Neige auskosten wollen und doch nur an ihr genippt, weil er auf eine Vereinigung ihrer Körper verzichtet hatte.
„Immerhin habe ich dir keinen Anlass gegeben, an meiner Treue zu zweifeln, Nicolasa. – Oder etwa doch?“
Da er ihr den Kiefer nicht ausrenken wollte, wenn sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, verstärkte er nur den Druck seiner Hand auf ihrem nackten Schenkel. Die Haut darunter fühlte sich trotz des erlittenen Blutverlusts immer noch wunderbar warm und seidig an. Zu gern hätte er sie einfach nur im Arm gehalten und sie gestreichelt, aber sie fühlte sich unter Umständen davon überfordert oder wollte selbst ihre Beziehung beenden und es sich selbst leichter machen, weil sie auf seinen liederlich schwachen Charakter baute.
Nico erstarrte regelrecht, ihre Augen weiteten sich entsetzt, als ihr klar wurde, dass er ihre Zuverlässigkeit in diesem Punkt ansprach, was nur mit Brock zu tun haben konnte. Sie empfand über diesem Verdacht so heiße Scham, dass sie meinte, Fieber in sich aufsteigen zu spüren.
„Deshalb hast du dich so aufgeführt.“, entfuhr es ihr mit schwacher Stimme und einem Auflachen, das in der Kehle wehtat. Sie hätte ihn zu gerne erneut geohrfeigt, doch sie durfte nicht die Hände an ihn legen, weil sie ihrer eigenen Beherrschung nicht vertraute.
„Unterstellst du
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