Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
Tränen, als die nächste Tirade folgte, die sich tatsächlich schlimmer als jeder Schlag anfühlte, den sie bisher eingesteckt hatte.
„Wie bitte?!“
Nico taumelte zur Seite und hielt sich am Rand des Beckens fest, um nicht zu Boden zu gehen, weil ihre Knie sich weich wie Butter anfühlten.
„Wie kannst du so etwas sagen?!“, schluchzte sie zutiefst getroffen auf und schob sich an ihm vorbei entlang an der Reihe der Waschbecken, wobei sie das Gesicht von ihm abwandte. Sie blieb an dem Becken stehen, das am weitesten entfernt von ihm stand und drehte das kalte Wasser mit zitternden Händen auf. Das kühle Nass schien auf ihrer Haut zu brennen, weil sie ihre Empfindungen nicht mehr unter Kontrolle hatte. Jede Bewegung, jeder Atemzug tat unendlich weh, als würde sie nie wieder dazu fähig sein, ohne Qualen dabei zu empfinden, Luft zu holen. Wieder und wieder benetzte sie ihr Gesicht und stellte das Wasser schließlich ab, um sich schwer gegen die Wand hinter sich fallen zu lassen, wobei sie ihre Augen mit den Händen bedeckte und schließlich durch ihre zerwühlten Haare fuhr.
Sie hob den tränenverhangenen Blick zu ihm an, als sie sicher war, dass keine Tränen mehr flossen. Die Worte wollten zuerst nicht kommen, es lag ein schweres Eisenband um ihren Brustkorb und sie musste mehrmals regelrecht nach Atem ringen, bevor sie Kontrolle über ihre Stimme hatte.
„Brock… wird nie mehr als ein Freund oder Vertrauter sein… Ich habe wirklich nicht gedacht… dass du mein Verhalten so falsch verstehen könntest… Du hast vollkommen Recht, im umgekehrten Fall hätte ich das Schlimmste angenommen… In Anbetracht deiner Vergangenheit kannst du mir das kaum verübeln oder vorwerfen… Unter anderen Umständen hätte ich vermutlich auch zurückhaltender in seiner Gesellschaft reagiert… Ich wollte für dich da sein… Mich um dich kümmern, aber… Es fiel mir leicht, mich ihm zu öffnen, er kennt mich nicht, er weiß nichts von den schrecklichen Fehlern, die mir bei dir unterlaufen sind… Ich habe für ein paar Stunden meinen Kummer in seiner Anwesenheit ertränkt… Ich habe nicht nachgedacht… Ich hätte nie geglaubt, dass… irgendjemand von mir denken könnte, dass ich… so etwas tun könnte.“
Nico senkte die Lider beschämt auf die Spitzen ihrer Füße, weil sie langsam aber sicher einsah, welchen Eindruck ihr Verhalten erweckt haben könnte, ohne dass sie das gewollt hatte. Egal, wie unzulänglich sie ihre eigene Attraktivität empfand, sie war eine erwachsene Frau und kein Kind mehr, das sich solch gedankenloses Verhalten erlauben durfte. Ihre Mundwinkel zitterten bedenklich, doch sie biss sich fest auf die Unterlippe, um nicht erneut die Beherrschung zu verlieren.
Fehler? Was denn für Fehler? Damon wusste nicht, was Nico sich vorzuwerfen hatte. In seinen Augen war sie bisher unfehlbar gewesen und würde es immer sein. Es sei denn, sie sah es als falsch an, sich ausgerechnet ihn ausgesucht zu haben, obwohl sich das Schicksal bitter in ihrer gemeinsamen Zukunft getäuscht zu haben schien. Er dachte ja genauso. Er war nicht gut genug für sie. Es war ganz offensichtlich, wie unglücklich sie war und wie traurig er sie machte.
„Ich hätte ehrlich zu dir sein müssen, von Anfang an… Dabei habe ich mich einfach treiben lassen und die Schuld bei allem gesucht außer in mir selbst. Ich habe mich vom ersten Augenblick in dich verliebt. Auf den allerersten Blick. Dort an der Absperrung des Feuers… Nicht wie ein unerfahrenes Mädchen, so naiv bin ich nun doch nicht…“, Nico stockte und bedeckte ihre glühenden Wangen mit den kühlen Fingern, obwohl sie schützende Geste keine Linderung brachte.
„Ich habe dich nicht ohne Grund nach der Umwandlung gefragt… Und als ich es aus deinem Mund hörte, wusste ich sofort, dass du derjenige sein müsstest… Ich war nicht in meinem unschuldigen Zartgefühl gestört, als ich fortlief. Ich wusste es… Es hatte sich mit einem Blick in deine Augen in mir felsenfest verankert.“
Nun war es an ihr den glühenden Blick zu ihm anzuheben und ihm unmissverständlich direkt in die Augen zu sehen, auch wenn sie sich innerlich wand, solche Dinge eingestehen zu müssen, die sie bisher als Teil ihrer Persönlichkeit verleugnet hatte.
„Und dennoch bin ich und war naiv… Ich wusste nicht, was ich mit diesen Gefühlen anfangen sollte. Es schien so leicht, als wir uns im Park begegnet sind und beinahe unmöglich, als ich dir in der Noctis gegenüberstand. Ein Krieger…
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