Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
ausholen und doch noch zuschlagen.
Oder Schluss machen.
Jedoch lag ihm nichts ferner als das. Da musste sie ihn schon umbringen, bevor er sie gehen ließ.
„Willst du dich vielleicht ein bisschen frisch machen, bevor wir weiter reden?“ Damon verschränkte die Arme vor der entblößten Brust und nickte ungeduldig nach links, um auf die Becken aufmerksam zu machen. Es hingen sogar frische Handtücher auf Türklopfer ähnlichen Haltern mit Löwenköpfen bereit. Dann musste sie ihr hübsches Kleid nicht weiter ruinieren.
Nico blinzelte hilflos gegen das Licht an, sie war müde. Nein, vielmehr resigniert in Erwartung von Damons Entscheidung. Sie wagte nicht einmal in den Spiegel zu sehen, hielt ihren Blick auf sein Kinn gerichtet, obwohl es an ihm nichts gab, das nicht den Wunsch auslöste, ihm näher kommen zu wollen. Dieses Grübchen hatte sie auch schon geküsst. Beschämt schob sie die Träger des Kleides zurecht, was sie nur an die erste gemeinsame Nacht, wenn man das so ausdrücken konnte, erinnerte.
Nach dem Prozess und Sterlings Exekution hatte sich der Schleier von ihren Erinnerung gehoben. Sie konnte es kaum auf Damon allein schieben, was damals passiert war. Sie war nicht ganz Herrin ihrer Sinne gewesen, aber er hatte ihr nur ihre geheimsten Wünsche erfüllt. Sterlings Droge bewirkte nur, dass die Hemmschwelle fiel und man jegliche Zurückhaltung vergaß.
Sie machte keinerlei Anstalten, den Komfort in Anspruch zu nehmen. Obwohl Damon den Schweiß auf ihrer Stirn deutlich erkennen konnte und unter anderen Umständen sicher auch eine gewisse Rötung ihrer Wangen, wenn sie dazu tendiert hätte. Ihr ging es nicht gut und ein neuer Anfall von Reue erfasste ihn, da er es wirklich nicht gern hatte, wenn sie litt. Aber sie hatte ihm gerade nicht nur eine Ohrfeige sondern auch einen ziemlichen Tiefschlag verpasst. Sie würden erst einmal miteinander reden und dann weitersehen.
„Ich weiß ja nicht, was dich gerade reitet, aber lass dir gesagt sein, das meine Bedenken dir gegenüber vielleicht nicht richtig gewesen sind, bei diesem Brock allerdings vollkommen angebracht waren. Was würdest du denn denken, wenn ich plötzlich mit einer anderen Frau am Arm auf einer Verbindungszeremonie auftauchen und nach ihr duften würde, he? – Sag mir nicht, du würdest mir nicht sofort unterstellen, mit ihr geschlafen zu haben, auch wenn es gar nicht stimmt. Sag mir nicht, es wäre noch hundertmal schwerer, dich davon zu überzeugen, dass ich unschuldig und dir treuer als treu ergeben bin, Nico. Du würdest bestimmt nicht sagen „Toll gemacht, Damon. Du bist ein ganz feiner Kerl, weil du ihr geholfen hast.“ – Gott, der Kerl hat dich angesehen, als wärst du Rotkäppchen und ich bin ziemlich sicher, dass er zumindest versucht hätte, die Gelegenheit gestern auszunutzen, wenn das Orakel und Flavia nicht dabei gewesen wären, Herrgott nochmal!“
Damon machte eine Pause und schlug ungehalten auf den Rand des Waschbeckens, gegen das er lehnte. Nico bekam einen kurzen, vor neuer Eifersucht glühenden Blick geschenkt, dann wurden seine Augen wieder normal. Seine Gesichtszüge verzogen sich aber alles andere als liebevoll.
Beinahe hätte Nico ausgerufen, dass es wohl nur natürlich wäre, ihm solche Dinge zu unterstellen, auch wenn er nur ganz harmlos neben einer attraktiven Frau stand. Selbst in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft konnte sie die Schönheiten nicht an einer Hand abzählen, die seinen Weg als Jäger gesäumt hatten.
Sie hatte nicht auf der Anwesenheit der anderen Frauen bestanden, weil sie Brocks Annäherungsversuche fürchtete, es sollte ihm nur nichts geschehen, weil sie vielleicht einen Fehler machte. Sie zuckte zusammen, als Damons Hand gegen den Stein donnerte, wagte jedoch keinen Einwand anzubringen.
Eine Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen, als sie sein glühender Blick traf, der sie wieder verständnislos erschauern ließ. Seine Miene, der Klang seiner Stimme, seine Vorwürfe schockierten Nico zutiefst, sie wollte sich einfach nur noch in seine Arme werfen und um Verzeihung bitten.
Sie wollte so gern das sein, was er wollte… Sie wollte…
„Du bist doch nicht so naiv zu glauben, dass er dich nicht attraktiv findet. Wirf einen Blick in den Spiegel und sieh dir an, was ich sehe. Diese zarte, weiße Alabasterhaut, die einen so wunderbaren Kontrast zu dem Kleid bildet. Der Schlitz am Rock, der bei jedem Schritt den du machst, einen deiner herrlichen, festen Schenkel entblößt. Von deinen
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