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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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schaut mich über die Schulter hinweg an, als wolle sie fragen, ob es in Ordnung sei. Ich zeige ihr den hochgereckten Daumen und lehne mich an die Wand.
    Nick und ich haben auch einmal langsam miteinander getanzt, spät am Abend, nachdem wir einen schrecklichen Film gesehen hatten, über ein Geistermädchen, das den ganzen Film über eigentlich gar nichts sagte, sondern so blass war, dass alle Menschen bei ihrem Anblick laut schrien. Nachdem das zum siebenundzwanzigsten Mal passiert war, sagte Nick: »Kein Wunder, dass sie die Leute umbringen will. Da muss man ja einen Komplex bekommen.«
    Nach dem Film zog Nick mich aus seinem roten MINI und stellte mich unter den Sternenhimmel. Unter unseren Füßen knirschte der Schnee.
    »Was tust du da?« Ich lachte, als er die Arme um mich legte.
    »Ich rette uns den Abend.« Er zog mich näher an sich, sodass ich seinen Kiefernduft und seine Lederjacke roch. Wie warm er sich anfühlte. Er fühlte sich immer so warm an.
    Die Musik aus seinem iPod im MINI wechselte zu einem langsamen U2-Stück. Er stand nicht so auf U2, aber ich, allerdings nur auf die alten Stücke aus den Achtzigern und Neunzigern. Und hier kam einer dieser Songs, ein eindringliches, ans Herz gehendes Lied über Liebe und Krieg.
    »Du kannst dieses Lied nicht ausstehen«, murmelte ich in seinen Pullover. Da er so viel größer ist als ich, ging ich auf die Zehenspitzen, um ihm näher zu sein.
    Er beugte den Kopf zu mir herunter und lächelte: »Aber du liebst es.«
    Er hatte das Lied extra für mich heruntergeladen. Wie süß von ihm! Ich drückte mich noch enger an ihn, so eng ich konnte. »Weißt du, dass es darin um die polnische Solidarnos´c´-Bewegung geht?«
    »Echt?«, fragte er mit gespieltem Erstaunen. Und dann küssten wir uns. Seine Lippen passten perfekt auf meine.
    »Zara.« Eine männliche Stimme an meinem Ohr lässt mich zusammenfahren. Der saubere Duft von Dove-Seife gemischt mit dem Duft von Pilzen ist fast zu viel für meine Nase. So rieche ich jetzt auch, denn es ist der spezielle Geruch von Elfenkönigen und Elfenköniginnen.
    Astley steht vor mir, dunkelblond und groß. Er sieht viel kräftiger aus als noch vor ein paar Wochen, als er halb tot an einem Baum festgebunden war. Meine Haut kribbelt. In so kurzer Zeit ist so viel passiert. Ich habe Nick verloren. Ich habe meine menschliche Identität verloren. Und was habe ich gewonnen? Ich bin ein Elf geworden.
    Ich packe den tadellos gekleideten Astley am Ellbogen und führe ihn mit schnellen Schritten in die Ecke, wo die Getränkeautomaten stehen, während ich die Leute auf der Tanzfläche im Auge behalte. Sie haben bemerkt, dass er da ist. Devyn macht Anstalten herüberzukommen, Cassidy ebenfalls, aber ich scheuche sie mit einer Handbewegung zurück und flüstere Astley laut zu: »Was hat du hier zu suchen? Nichts für ungut, aber ich hatte heute schon genügend Elfen am Hals, vielen Dank.«
    Er antwortet nicht, stattdessen taxiert er mein Outfit: »Du siehst wunderbar aus. Ich kenne dich nur in löchrigen Jeans mit aufgemalten Friedenssymbolen. Darin siehst du ein bisschen asi aus, aber …«
    Er hält einen Augenblick lang unbehaglich inne, und ich weiß, dass er sich daran erinnert, wie ich mich nach seinem Kuss in einen Elf verwandelt habe, als ich nur noch ein schreckliches, blutiges Etwas war, wild und kaum bei Bewusstsein. Mein Gesicht wird vor Scham ganz heiß. Keine Ahnung, warum ich weiß, dass er daran denkt, aber ich weiß es.
    »Ja … na ja … Issie und Cassidy haben mich eingekleidet, deshalb fällt der Asi-Look heute Abend aus«, erkläre ich und komme mir sehr selbstbewusst vor. Ich lasse seinen Ellbogen los und zupfe an der Korsage meines Kleides, damit ich nicht zu viel Haut zeige. Dann merke ich, wie albern das ist, denn er hat mich praktisch nackt gesehen, als er mich verwandelt hat. Ich lehne mich mit der Schulter an die Wand. Denk nicht daran. Denk NICHT daran …
    Er kommt näher, stützt einen Arm gegen die Wand, die Hand dicht neben meinem Kopf, und fragt: »Wie haben sie es aufgenommen, dass du dich verwandelt hast?«
    »Am Anfang waren sie ziemlich argwöhnisch«, untertreibe ich maßlos. Ich erzähle ihm nicht, dass sie mich zunächst nicht in Issies Haus lassen wollten oder dass Devyn mir regelrecht gedroht hat. »Aber mittlerweile haben sie es akzeptiert; ich glaube es wenigstens.«
    Einen Augenblick lang spiele ich mit dem Gedanken, ihm zu erzählen, dass sie mir nur vertrauten, weil Cassidy überprüft

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