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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Eigenschaft,
für die Cavanaugh immer noch die Bezeichnung fehlte.
    Mit härterer Stimme fragte er: »Hat Miss Jefferson Ihnen
gestern abend gesagt, daß Carlo Gigliotti tot ist?«
    Sie bemühte sich auch nicht, Entsetzen zu heucheln. Sie
starrte ihn nur an und sagte mit derselben erschöpften,
störrischen und noch-etwas-Stimme wie zuvor:
»Nein.«
    »Er ist tot, Miss Cassidy. Sein Leichnam wurde gestern
nachmittag aufgefunden. Alle Anzeichen weisen auf einen
professionellen Mord hin. Und es gibt keinerlei Hinweise auf
Vergeltungsmaßnahmen – nach solchen Aktivitäten
halten wir in einem derartigen Fall stets aufmerksam Ausschau –,
was heißt, daß ihn vermutlich seine eigene Organisation
beseitigt hat. Es wäre nicht verwunderlich – Gigliotti war
ein hirnloses Großmaul, das seine Position dem Umstand
verdankte, daß es mit einigen sehr einflußreichen Leuten
verwandt war. Sie übertrugen ihm ohnedies nur ein absolutes
Minimum an Verantwortung, aber selbst dieses Minimum hat er vertan.
Und so brachten sie erst ihn um und dann auch seine Freundin –
aus einem einzigen Grund, Miss Cassidy, weil sie nämlich den
Verdacht hatten, daß Carlo ihr etwas gesagt haben könnte
– um sie zu beeindrucken, etwa –, was er ihr nicht
hätte sagen sollen. Und diese Leute gehen nun
möglicherweise davon aus, daß Miss Jefferson es wiederum
Ihnen weitergesagt haben könnte, was Sie in erhebliche Gefahr
brächte. Wir können dazu beitragen, Sie gegen diese Gefahr
zu schützen. Und nun denken Sie noch einmal nach, Miss Cassidy
– gibt es nicht doch irgend etwas, was Sie mir sagen wollen und
noch nicht erwähnt haben?«
    »Nein«, sagte Jeanne Cassidy. »Nichts.«
    »Miss Cassidy…«
    »Misses«, warf die Stadtpolizistin ein, und Jeanne war
es, die aufblickte und sie mit einem Blick so voll eiskalter
Verachtung ansah, daß das blöde Weib den Mund zuklappte
und daß selbst Cavanaugh davon in höchstem Maße,
wenn auch heimlich, beeindruckt war.
     
    Er setzte ihr eine weitere Stunde zu, aber sie rückte keinen
Millimeter von dem ab, was sie bislang gesagt hatte – auch nicht
beim geringsten Detail. Mittlerweile kam der Bericht über den
Fahrerflucht-Wagen herein: ein gestohlener Buick Le Sabre,
zurückgelassen in der Wüste, mit gelben Baumwollfasern an
der Motorhaube. Und schließlich ließ Cavanaugh, weil er
keine andere Wahl hatte, Jeanne Cassidy gehen, nachdem sie ihre
Zeugenaussage unterschrieben hatte.
    »Aber ich muß Sie ersuchen, Miss Cassidy, uns stets
über Ihren jeweiligen Aufenthaltsort auf dem laufenden zu
halten. Darüber hinaus möchte ich, daß Sie sich zwei
Wochen lang alle vierundzwanzig Stunden telefonisch bei uns melden.
Benutzen Sie dazu diese Nummer.« Er reichte ihr die
plastikbeschichtete Karte.
    Sie reichte sie ihm umgehend zurück. »Ich kann Ihnen
gleich jetzt meinen künftigen Aufenthaltsort verraten«,
sagte sie mit der festesten Stimme, die er bisher von ihr vernommen
hatte. »Ich werde ein Taxi nehmen, zu meiner Wohnung fahren und
meine Sachen packen. Von meiner Wohnung aus werde ich auch einen
Anruf tätigen, nämlich, um Fred Kemper mitzuteilen,
daß ich mein Arbeitsverhältnis mit dem Caesars Palace
kündige. Dann nehme ich wiederum ein Taxi, diesmal zum
Flughafen, und warte dort, bis ich einen Flug nach East Lansing,
Michigan, bekommen kann, wo meine Eltern leben. Ich inskribiere an
der Staatlichen Universität von Michigan für das
Herbstsemester und werde die nächsten vier Jahre bis zum
Abschluß meines Studiums im Haus meiner Eltern wohnen. Der Name
meines Vaters ist Thomas M. Cassidy. Er steht im Telefonbuch, aber
ich schreibe Ihnen die Nummer auf. Wenn Sie etwas von mir wollen,
können Sie mich dort erreichen.«
    Cavanaugh und die Uniformierte starrten sie an. Jeanne nahm ein
Blatt Papier und einen Stift aus ihrer Handtasche, und Cavanaugh sah
zu, wie sie in Druckbuchstaben Adresse und Telefonnummer
aufschrieb.
    Er fragte sich, ob sie so klug war, zu dem Schluß zu kommen,
daß ihr Telefon und das des Jefferson-Mädchens
wahrscheinlich angezapft waren, und daß daher ihr
Entschluß, den Mund zu halten, auf diese Weise der
Gigliotti-Familie zu Ohren kommen würde. Er wußte nicht,
ob sie so klug war, aber er war überzeugt, daß sie meinte,
was sie sagte. Sie würde niemandem auch nur ein
Sterbenswörtchen mehr darüber sagen, und sie würde
nach Hause zurückkehren und wiederum zur Schule gehen.
    Und nun wußte er auch, was sie so anders machte. Im
Unterschied zu den meisten anderen

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