Verküsst & zugenäht!
etwas entspannter aus“, sagte sie. „Also atme ein paar Mal tief durch und dann erzähl mir alles, ohne dich aufzuregen.“
„Leichter gesagt als getan“, gestand Jenny. „Ich weiß nicht, ob das überhaupt möglich ist.“ Sie beruhigte ihre Atmung,wie ihre Freundin empfohlen hatte, und erzählte in allen Details, was vorgefallen war.
„Mist“, sagte Tasha leise. „Was wirst du jetzt tun?“
Jenny stieß die Luft aus. „Ich weiß es nicht. Er hat sich seit dreizehn Jahren nicht um Austin gekümmert – ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass er irgendwann auftauchen könnte. Aber nicht nur das“, fuhr sie wütend fort, „er hat auch gleich noch einen Plan in der Tasche, wie er Austins Leben am besten zerstören kann. Nämlich indem er ihn aus allem rausreißt, was er kennt! Gott, ich würde am liebsten …“ Sie starrte auf ihre Hände, atmete erneut tief durch und öffnete die Fäuste, die sie unbewusst geballt hatte. Dann sah sie ihre Freundin an und lächelte schwach. „Ich würde ja gerne sagen können, dass ich in der Sache völlig selbstlos bin, dass ich mir ausschließlich Sorgen um Austins Wohlbefinden mache, aber, Gott, Tasha, ich dachte wirklich, ich würde das dauerhafte Sorgerecht bekommen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass er so weit weg sein wird!“
„Natürlich kannst du das nicht – du bist für ihn da, seit er zwei Jahre alt ist.“
„Erst seit er dreieinhalb ist, sind wir uns so richtig nahe.“
Tasha griff nach ihrer Hand, um sie zu drücken. „Vielleicht wird es ja gar nicht dazu kommen. Du hast gesagt, dass Bradshaw bis zum Schuljahresende hierbleibt, stimmt’s? Vielleicht wird es ihm schnell langweilig, den Daddy zu spielen, und er verschwindet bald wieder.“ Sie verdrehte die Augen. „Okay, es ist ziemlich mies, sich so was zu wünschen.“
„Ich weiß.“ Jenny presste eine Handfläche gegen ihre Stirn, hinter der sich bereits Kopfschmerzen zusammenbrauten. „Ich kann einfach nicht vergessen, wie lange Austin von einem Vater geträumt hat, bis er irgendwann diesen Traum begraben musste.“ Sie seufzte frustriert. „In dieser Situation kann keiner gewinnen. Entweder er oder ich oder wir beide werden verletzt.“ Sie beugte sich über den Tisch. „Aber ichmuss wie eine Erwachsene denken, denn so schlimm es auch wäre, Austin zu verlieren, ich fürchte mich noch mehr davor, Bradshaw könnte es schaffen, dass der Junge ihm verzeiht – ihn mag –, nur um sich dann wieder aus dem Staub zu machen. Das würde Austin das Herz brechen.“
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, als ihr einfiel, wie Jake Bradshaws hellgrüne Augen bei Austins Anblick zu strahlen begonnen hatten. Das war überraschend bei einem Mann, der seinen Sohn ein Leben lang ignoriert hatte.
Na und? Sie schüttelte den Gedanken ab und richtete sich auf. „Wenn er die Wahrheit sagt, wird er das Sorgerecht für Austin bekommen.“
„Ich wüsste nicht, warum er in dieser Hinsicht lügen sollte, das ist doch leicht nachzuprüfen.“
„Das denke ich auch und du kannst sicher sein, dass ich es überprüfen werde, aber wenn es so ist … er sagte, falls mir Austin wirklich etwas bedeutet, müsste ich ihm helfen, mit der Veränderung klarzukommen, und da hat er recht.“ Am liebsten hätte sie bei diesen Worten aufgeheult.
Tasha nickte. „Tut mir leid, Jen, ich fürchte, das stimmt. Hör zu.“ Sie lehnte sich über den Tisch. „Heute Abend kannst du sowieso nichts mehr unternehmen, und der Gedanke, wie du allein zu Hause sitzt und vor dich hinbrütest, gefällt mir überhaupt nicht. Du hast doch gesagt, dass Austin bei Nolan übernachtet, oder?“
„Ja. Ich bin froh, dass ich ihm nichts vorspielen muss. Ich würde ja gerne behaupten, dass ich nicht vorhabe, vor mich hinzubrüten, aber du kennst mich einfach zu gut. Jetzt allein zu Hause zu sein wäre schrecklich.“
„Also gehst du nicht nach Hause. Nach sieben wird es hier ruhiger. Du bleibst so lange hier oder machst ein paar Besorgungen und kommst dann zurück, wie du willst. Ich sorge dafür, dass Tiff heute den Laden abschließt, und wir vergnügen uns im ‚The Anchor‘. Da kann man sich am besten ablenken.Entweder wir betrinken uns, oder wir füttern die Jukebox und spielen Darts. Was sagst du?“
Sie war nicht in der Stimmung, in eine Bar zu gehen, aber das war immer noch besser, als zu Hause nervös auf und ab zu tigern. Außerdem konnte sie sich auf eines verlassen: Mit Tasha zusammen zu sein, half auf jeden Fall.
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