Verlangen
zu, die ihm selbst unsinnig erschienen, aber gut klangen.
»Du bist fast hart genug, um unbequem zu sein«, murmelte sie und schlang die Arme um seine Taille. »Womit zum Teufel verdienst du deinen Lebensunterhalt?«
Er begrub seine Nase in ihrem Haar und atmete tief ein. Ihr Geruch war frisch und lieblich. Unschuldig. Während diese Frau ihr Leben damit verbracht hatte, kleine Geschöpfe zu heilen, hatte er eine Ewigkeit damit zugebracht, zu kämpfen und zu töten. »Ich halte die Bösewichte fern.«
»Das klingt nach harter Arbeit.«
Er schwieg. Der Drang, Aufmunterung bei ihr zu finden, war nahezu übermächtig, doch im Gegensatz zu dem, was er bei anderen Frauen empfand, hatte er nicht den Wunsch, sich in ihrem Körper zu verlieren. Er wollte sie einfach nur in seinen Armen halten und Trost aus ihrer Fürsorglichkeit schöpfen. Sie verdiente sich ihren Lebensunterhalt mit dem Heilen, und für einen flüchtigen Moment wollte er geheilt werden.
Er zermalmte diese Sehnsucht rücksichtslos.
»Ich bin so schläfrig, Aidan.«
»Dann ruh dich aus«, murmelte er. »Ich werde dafür sorgen, dass du nicht gestört wirst.«
»Bist du ein Engel?«
Sein Mund verzog sich, und er drückte sie noch enger an sich. »Nein, Liebling. Das bin ich nicht.«
Ihre Antwort war ein leises Schnarchen.
Was sie weckte, war ein nicht allzu sanftes Kneten ihres Beins. Lyssa streckte sich, stellte verblüfft fest, dass sie auf dem Sofa lag, und nahm dann noch verblüffter wahr, dass sie sich großartig fühlte. Die frühe Nachmittagssonne fiel durch das Glas der Schiebetür in ihr Wohnzimmer, und Jelly Bean, ihr getigerter Kater, murrte, wie er es immer tat, wenn sie zu lange schlief und ihm nicht genug Aufmerksamkeit schenkte.
Sie setzte sich auf, rieb sich die Augen und lachte, als ihr Magen knurrend aufbegehrte. Sie war ausgehungert. Zum ersten Mal seit Wochen war sie richtig hungrig.
»Vermutlich hätte ich schon eher versuchen sollen, nachts auf dem Sofa zu schlafen«, sagte sie zu JB und kraulte ihn hinter den Ohren, ehe sie aufstand. Das Läuten des Telefons ließ sie zusammenzucken. Sie eilte zum Frühstückstisch, um ranzugehen.
»Dr. Bates«, meldete sie sich atemlos.
»Guten Nachmittag, Doktor«, erwiderte ihre Mutter lachend. »Hast du schon wieder den ganzen Tag geschlafen?«
»Vermutlich.« Lyssa sah auf die Uhr. Es war kurz vor eins. »Aber diesmal hat es anscheinend geholfen. Ich fühle mich so gut wie schon seit Monaten nicht mehr.«
»Gut genug, um zum Mittagessen auszugehen?«
Der Gedanke ließ ihren Magen beifällig rumoren. »Eindeutig. Wie lange brauchst du, bis du hier bist?«
»Ich bin gleich um die Ecke.«
»Cool.« Sie streckte eine Hand aus und streute Fischfutter in ihr Salzwasseraquarium. Eifrige Clownfische stiegen an die Oberfläche und entlockten ihr ein Lächeln. »Komm mit deinem Schlüssel rein. Ich mache mich frisch.«
Lyssa warf das schnurlose Telefon aufs Sofa, ehe sie die Treppe hinaufrannte. Sie duschte und schlüpfte schnell in einen bequemen Jogginganzug aus schokoladebraunem Velours. Dann fuhr sie sich mit einem Kamm durch ihr nasses Haar und steckte es hoch. Dabei fiel ihr auf, dass sie immer noch müde aussah, obwohl sie sich großartig fühlte.
Mit ihrem kinnlangen blonden Haar und dem Lippenrouge sah ihre Mutter in einer Röhrenhose aus roter Seide und einer passenden taillierten Kurzjacke einfach fantastisch aus. Cathryn Bates hatte zwei Scheidungen hinter sich, doch selbst das hatte ihrem Wunsch, scharf auszusehen und von Männern begehrt zu werden, keinen Dämpfer aufgesetzt.
Während ihre Mutter über das eine oder andere plauderte, hetzte Lyssa sie zur Küchentür hinaus und in ihren Roadster. »Lass uns gehen, Mom. Reden kannst du auch im Wagen. Ich bin am Verhungern.«
»Das hast du schon öfter gesagt«, murrte Cathy, »und dann hast du gegessen wie ein Spatz.«
Lyssa ignorierte die Stichelei und sah über die Schulter, während sie rückwärts aus ihrer Garage fuhr. »Wohin?«
»Zur Soup Plantation?« Ihre Mom musterte sie mit einem abschätzenden Seitenblick. »Nee, du brauchst Fleisch auf den Rippen. Zu Vincent?«
»Pasta. Mjam.« Sie leckte sich die Lippen, drehte das Lenkrad und fuhr mit hoher Geschwindigkeit aus ihrer Wohnanlage. Mit offenem Verdeck und nach einer erholsamen Nacht fühlte sie sich gewappnet, es mit der Welt aufzunehmen. Es war ein schönes Gefühl, Energie zu haben und froh zu sein. Sie hatte fast vergessen, wie wunderbar das war.
In
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