Verlangen - unbezähmbar wie ein Sturm
lief die Treppe hinunter. Ein junger, sorgfältig gekleideter junger Mann stand vor der Tür. „Sind Sie Gavin Jarrod?“
„Ja.“
„Dies ist für Sie, Sir.“ Der junge Mann überreichte ihm einen dicken Umschlag, drehte sich um und ging.
„Was, zum Donnerwetter, soll das denn?“, fluchte Gavin vor sich hin, als er sah, dass der Absender ein Anwaltsbüro war. Seit der Trennung von Sabrina hatte er nicht mehr mit Henry gesprochen. Ob der Alte etwa seine Drohung wahr gemacht hatte, das Bauprojekt zu sabotieren, wenn Gavin seine Enkeltochter unglücklich machte? Das könnte sehr kostspielig werden. Ungeduldig riss er den Umschlag auf und zog die Papiere heraus.
Scheidungsantrag.
Das Wort traf ihn wie ein Schlag in den Magen. Sabrina hatte die Scheidung eingereicht. Kurz überflog er die ersten Seiten. Die Bedingungen entsprachen ziemlich genau dem Ehevertrag. Doch dann sah er sich das zweite Dokument genauer an. Mit seiner Unterschrift sollte er auf alle Rechte an dem Kind verzichten. Ohne den Blick von den Zeilen zu heben, ging er ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen. Wenn er dieses Schriftstück unterzeichnete, hatte er kein Recht mehr, Sabrina und das Kind jemals wiederzusehen, und keinen Grund, jemals wieder nach Aspen zurückzukommen.
Unterschreib. Was Besseres kannst du nicht für die beiden tun. Du bist ein schlechter Ehemann und wahrscheinlich ein noch schlechterer Vater.
Schon zog er den Kugelschreiber aus der Brusttasche. Doch seine Hand zitterte so sehr, dass er nicht fähig war zu unterschreiben. Er sprang auf und ging rastlos im Zimmer hin und her. Die Vorstellung, noch einen Tag, geschweige denn sein ganzes Leben ohne Sabrina zu sein, war unerträglich. Ihm war, als schnüre ihm etwas die Luft ab. Er warf einen Blick auf die Papiere auf dem Couchtisch. Unterschreiben war die einfachste Lösung. Aber warum hatte er das Gefühl, als reiße man ihm damit das Herz aus der Brust? Er hatte doch nie heiraten wollen, und an Kindern war er erst recht nicht interessiert gewesen.
Weil du dich in die Frau verliebt hast, die du unter Vorspiegelung falscher Tatsachen geheiratet hast.
Bei dieser plötzlichen Erkenntnis blieb er abrupt stehen. Liebe kam für ihn doch eigentlich nicht infrage. Doch in der kurzen Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten, hatte Sabrina die Mauern eingerissen, die er um sich aufgebaut hatte, damit keiner ihm zu nahe kam. Sie hatte ihm gezeigt, wie wunderbar es war, abends in ein gemütliches Zuhause zu kommen, und ihm wieder bewusst gemacht, wie sehr er an seinem Heimatort hing. Dass wahre Liebe darin bestand, das Glück des anderen für wichtiger zu halten als das eigene, auch das hatte sie ihn gelehrt. Als sie ihm von dem Kind erzählt hatte, hatten ihre Augen vor Glück geleuchtet. Und bei seinen kalten Worten war dieses Licht erloschen.
Das durfte nicht sein. Sie sollte wieder strahlen und glücklich sein. Der Gedanke, zukünftig nicht zu wissen, wie es ihr und dem Kind ging, war unerträglich. Wovor fürchtete er sich? Hatte sie mit ihrem eigenen Beispiel nicht bewiesen, dass auch Kinder kalter und ablehnender Eltern liebevoll und warmherzig sein konnten? Sie war sicher eine wunderbare Mutter, und vielleicht konnte sie ihm zeigen, wie er ein guter Vater werden konnte.
Aber vielleicht klappt es nicht, und die Enttäuschung ist für sie und das Kind umso vernichtender, überlegte er. Nun, das war ein Risiko, das er eingehen musste. Wenn es nicht bereits zu spät war. Doch erst sollte er mit den Geschwistern sprechen. Denn was er vorhatte, betraf auch sie.
„Diesmal hast du mit dem Kochen wohl etwas übertrieben“, meinte Henry und blickte über den Brillenrand auf den Küchentisch, der überladen war mit Schüsseln und Töpfen.
Unwillig sah Sabrina ihn an, zuckte mit den Schultern und beschäftigte sich weiter mit dem Teig für den Hefezopf. „Wieso? Ich wollte eben gern mal alle möglichen neuen Rezepte ausprobieren.“
„Fühlst du dich denn damit besser?“
Sie hielt in der Bewegung inne und sah ihn an. „Was meinst du damit?“
„Colleen hat immer besonders viel und gut gekocht und gebacken, wenn sie verärgert oder über irgendetwas traurig war.“
Bin ich so leicht zu durchschauen? fragte Sabrina sich und senkte den Kopf. „Mir geht es gut, Grandpa.“
„Ach was! Ich sehe doch, dass du unglücklich bist. Hast du etwa vor, ihn so einfach davonkommen zu lassen?“
Erst wollte sie sich dumm stellen und so tun, als wisse sie nicht, von wem
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