Verlangen - unbezähmbar wie ein Sturm
warfen nur so mit Geld um sich und taten so, als wäre es selbstverständlich, dass ihnen jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wurde. Die Ladeninhaber sollten ihnen am liebsten noch die teuer pedikürten Füße küssen, aus lauter Dankbarkeit, dass sie ihr Geschäft mit einem Besuch beehrten!
Darauf konnten sie bei Sabrina lange warten! Sie hatte genug von diesem snobistischen Benehmen, unter dem schon ihre Eltern hatten leiden müssen, die an einem teuren Privatcollege unterrichtet hatten. Die Studenten dort hatten Sabrina mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht zu ihnen gehörte. Als ob es etwas Minderwertiges wäre, Eltern zu haben, die Collegeprofessoren waren und nicht von ererbtem Geld lebten.
Mit dem Lappen wischte sie über den Granittresen und versuchte, ihren Ärger und auch gewisse Ängste zu unterdrücken. Der Gesundheitszustand ihres Großvaters machte ihr Sorgen. Als sie drei Jahre zuvor nach Aspen gekommen war, war es ihm noch sehr viel besser gegangen. Jetzt war er ständig müde, aß wenig und konnte nicht mehr wie früher den Gasthof instand halten. Und dabei hatten ihm gerade die handwerklichen Tätigkeiten so viel Spaß gemacht. Aber er ließ nicht zu, dass sie jemanden anstellte, der ihm half, und meinte immer, er könne alles allein schaffen. So wurde die Liste der Aufgaben, die noch vor Eröffnung der Skisaison erledigt werden mussten, immer länger. Und bald würden die Gäste vor der Tür stehen. Wenn nicht noch ein Wunder geschah, würden sie mit einem wackelnden Holzgeländer und mit Räumen vorliebnehmen müssen, die dringend gestrichen werden mussten.
Ob Gavin Jarrod hier gewesen war, um den Gasthof zu kaufen? Auch wenn ihr Großvater jetzt wahrscheinlich noch nicht dazu bereit war, irgendwann würde der Tag kommen, und bei dem Gedanken daran wurde ihr jetzt schon ganz elend. Sie hatte immer gehofft, dass er ihr eines Tages den Gasthof vermachen würde. Aber einige Monate zuvor hatte sie auf seinem Schreibtisch ein Papier gefunden, mit dem er sein Grundstück der Historischen Gesellschaft überschrieb. Als sie ihn darauf angesprochen hatte, hatte er gemeint, sie solle sich keine Sorgen machen, er wisse, was er tue. Wie kam er nur auf diese absurde Idee? Er musste doch wissen, dass sie an dem Gasthof hing und sich eine neue Stelle und ein neues Zuhause suchen musste, wenn er ihn verkaufte oder verschenkte.
Aber es half alles nichts. Bis es so weit war, musste sie eben immer mehr Aufgaben übernehmen. Sie blickte auf ihren geröteten Daumen. Mit dem Hammer konnte sie nicht besonders gut umgehen, aber das würde sie mit der Zeit auch noch lernen.
Die Tür vom Wohnzimmer öffnete sich, und jemand kam in die Küche. Ganz sicher nicht ihr Großvater, der trat nicht so energisch auf. „Danke für den Kaffee.“
Wer war dieser Gavin Jarrod überhaupt, und was wollte er von ihrem Großvater? Zögernd drehte sie sich um. Irgendwie hatte sie Scheu, diesen hellbraunen Augen zu begegnen, die glatt durch sie hindurch zu sehen schienen. „Bitte.“
„Ihr Nusskuchen ist sehr gut, wahrscheinlich der beste, den ich je probiert habe.“
Bei dem Lob wurde ihr noch wärmer, als ihr sowieso schon war. Dabei war sie ziemlich sicher, dass er ein geübter Schmeichler war. Männer seines Schlages erreichten sehr leicht alles, was sie wollten. „Ein Rezept meiner Großmutter.“
„Henry meinte, dass Sie heute keine Gäste hätten.“
Warum hat Grandpa ihm das erzählt? fragte Sabrina sich. „Nein, Anfang November herrscht noch die Ruhe vor dem Sturm.“
„Bei uns ist es ähnlich. Seit der Food and Wine Gala ist nicht viel los. Ich nutze diese Zeit, um die besten Restaurants in der Stadt auszuprobieren. Hätten Sie nicht Lust, mir heute Abend Ihr Lieblingsrestaurant zu zeigen?“
Typisch! Er war nicht der Erste, der glaubte, sie wäre leicht zu haben. Diese Sorte Mann war überzeugt, dass keiner ihnen widerstehen könne. „Ich habe kein Lieblingsrestaurant. Außerdem habe ich das Dinner für Großvater und mich bereits vorbereitet.“
„Henry kann doch auch allein essen.“
Mal auszugehen wäre schön, schoss es Sabrina durch den Kopf. Aber nicht mit so einem Typen wie Gavin Jarrod. Dazu hatte sie zu viele schlechte Erfahrungen mit reichen jungen Schnöseln vom College gesammelt. Jedes Mal hatte die Beziehung geendet, noch bevor sie richtig begonnen hatte. Und zwar nur, weil sie nicht gleich mit ihnen ins Bett gegangen war. Oder weil ihre Eltern nicht bereit waren, ihnen
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