Verlieb Dich nie in einen Tierarzt
mitgenommen, und wenn sie es auch nicht zugeben wollte, so war sie doch froh, daß Rachel nach den Feiertagen ihren Dienst übernehmen würde.
Matthew hatte darauf bestanden, daß Mrs. Hinds auch weiterhin im Haushalt half. Auf Jill wartete sozusagen das Paradies. Die letzten Wochen vor der Geburt wollte sie in stiller Muße genießen und vor allem viele lustige Bücher lesen.
»Dir wird Trevor fehlen«, sagte Jill an diesem Abend zu Robert, der dann wie ein ertappter Schuljunge gestand: »Ich habe hier im Dorf noch einen anderen Jungen kennengelernt, der zwar nicht so begabt wie Trevor ist, aber intelligent genug, daß er eine Höhere Schule besuchen könnte. Außerdem gibt es in der Umgebung einige Schüler der Wardston High School, die offensichtlich Schwierigkeiten mit der englischen Sprache haben.« Dann fügte er rasch hinzu: »Aber ich werde trotzdem noch genügend Zeit für die Bibliothek und zum Babysitten haben.«
Jill lächelte. Wie hatte sie jemals denken können, daß Großvater sich auf dem Land langweilen würde?
Auch sie selbst hatte keine Schwierigkeiten, sich auf angenehme Weise zu beschäftigen, als sie im Januar in der Praxis aufhörte. Sie genoß die Ruhe und war glücklich, daß ihre Schwangerschaft ohne die geringste Komplikation verlief. Matthew war fast enttäuscht, daß er so wenig Grund fand, sie übermäßig zu verwöhnen. Nach der Hektik der letzten Monate war die Praxis jetzt ruhiger, und die beiden verbrachten einige gemütliche Abende miteinander. Alles war in bester Ordnung. Rachel hatte sich in der Praxis gut eingearbeitet. Wenn sie auch nicht den Enthusiasmus mitbrachte, mit dem Jill ihrem Mann zur Seite gestanden hatte, so waren die Farmer von Rachels ruhiger und freundlicher Art nicht weniger begeistert.
Trevor war noch nicht lange in der neuen Schule, als Robert Henderson bei seiner Anwaltskanzlei in Auckland wegen irgendeiner Investmentangelegenheit vorsprechen sollte. Außerdem waren einige Fragen zur Einkommenssteuer zu klären. »Ich werde in der Schule um die Erlaubnis bitten, Trevor zum Mittagessen entführen zu dürfen«, bemerkte Großvater beiläufig, und Jill sagte später zu Rachel, daß sie sicher sein könne, daß dieses Treffen wohl zustande kommen würde.
Bald nachdem Robert Henderson nach Auckland aufgebrochen war, schlug das Wetter um. Ein gewaltiger Sturm kam auf, und kräftige Gewitterschauer gingen nieder. Matthew war besorgt. Wenn auch das Baby erst in drei Wochen fällig war, wer garantierte denn, daß dieser unvermittelte Wetterumbruch die Geburt nicht vorzeitig einleitete? Bis zum Krankenhaus von Wardston, wo Jill für Ende Februar angemeldet war, waren es vierzehn Meilen.
»Ich wünschte, Großvater wäre wenigstens hier«, sagte Matthew und blickte besorgt zum schwarzverhangenen Himmel empor.
»In einer Woche wird er wieder zurück sein, da ist noch genügend Zeit. Und wenn es ein eiliges Baby ist, mußt du eben einspringen, schließlich hast du es mit unzähligen Fohlen und Kälbern bereits geübt. Weshalb bist du so ängstlich? Die Straße ist geteert, in einer halben Stunde können wir bequem die Klinik in Wardston erreichen.«
Es regnete noch immer, als um acht Uhr abends ein dringender Anruf ihre Unterhaltung abrupt beendete. Prince Collingwood, ein kostbarer Hengst aus einem fünfzehn Meilen entfernten Gestüt, wurde plötzlich krank. Ob Matthew sofort kommen könnte?
»Selbstverständlich muß ich hinfahren. Diese verdammte Schindmähre muß doch ausgerechnet bei diesem Wetter krank werden. Ich kann dich nicht allein lassen, du mußt mitkommen, sonst habe ich keine ruhige Minute.«
Jill lachte über soviel Fürsorge. »Darling, ich habe keine Lust, im dunklen Auto zu hocken. Zu Hause ist es gemütlicher. Ich werde hierbleiben und auf dich warten. Außerdem fühle ich mich bestens, und das hoffentlich auch noch die nächsten vierzehn Tage. Nimm dein Ölzeug. Was für eine scheußliche Nacht. Ich bin froh, daß ich zu Hause bleiben kann.«
Sie begleitete ihn an die Haustür und winkte ihm zu, bis das Auto in der Dunkelheit verschwand. Als sie ins hellerleuchtete Wohnzimmer zurückkam, fühlte sie plötzlich einen heftigen Schmerz. Einen Moment lang erstarrte sie vor Angst... Dann riß sie sich zusammen und redete sich ein, daß es beim ersten Kind eine Ewigkeit dauert. Vielleicht waren es auch nur die Nerven, die ihr einen Streich spielten, nachdem Matthew die werdende Mutter durch seine übertriebene Ängstlichkeit hinreichend
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