Verlieb Dich nie in einen Tierarzt
dann.
»Selbstverständlich. Zweimal. Er sagt, daß bei mir alles ganz normal verläuft. Kein Grund zur Besorgnis.«
Anstatt sich über diese Information zu freuen, funkelte Matthew seine Frau zornig an. »Zweimal beim Arzt — und deinem Mann hast du nichts von alledem gesagt.«
»Nun, erst war ich lange Zeit nicht sicher, ob es wirklich stimmt, und dann warst du so mit deinen Pferden, Kühen und Hunden beschäftigt. Ich wüßte wirklich nicht, wann ich es dir hätte sagen sollen, es sei denn...« Sie lachte wieder und erzählte von ihrem Einfall, den Wecker vorzustellen, was Matthew aber gar nicht lustig fand.
Als hätte sie nicht schon genügend Porzellan zerschlagen, sagte Jill: »Nun, Darling, das ist doch deine Devise — »Erst die Arbeit, dann...<«
Und dann kam die Explosion. »Wenn du denkst, daß irgend etwas vor meiner Frau kommt... Zum Teufel mit der verdammten Arbeit... Nur weil ich ein Vollidiot war und dieses Klischee gebraucht habe, drehst du den Spieß um und entschuldigst damit deine Heimlichtuerei, wenn es um das Wichtigste im Leben geht«, schleuderte er ihr wütend entgegen.
Jill tat das einzig Richtige. Sie ging zu ihm hin und legte ihre Arme um seinen Hals. »Darling, in so einem Augenblick zanken wir uns, wo wir doch vor Freude hüpfen sollten. Ich war dumm. Gern hätte ich es dir gesagt, aber ich wollte auf den richtigen Moment, die richtige Stimmung warten. Und dann warst du immer so beschäftigt und hattest andere Sorgen. Sei nicht mehr gekränkt. Ich bin so glücklich, und du solltest es auch sein.«
Da konnte sogar Matthew nicht widerstehen. »Wo ist der Champagner, den mir der eine Kerl neulich schenkte, als seine Stute gesund wurde? Das ist eine Gelegenheit zum Feiern. Aber wir müssen Großvater holen.« Einen Moment lang tat er nochmals gekränkt. »Ich nehme an, daß er es schon weiß und ihr alles bereits besprochen habt.«
»Sei doch nicht so dumm. Als ob ich es irgend jemandem vor dir sagen würde!«
Immerhin, redete sie sich ein, hatte sie Großvater nichts gesagt, und wenn er es erraten hatte, so war es nicht ihr Fehler.
»Natürlich mußt du sofort in der Praxis aufhören. Ich hätte es nie zugelassen, wenn ich etwas gewußt hätte.«
»Wie gut, daß du es nicht gewußt hast, denn es hat mir Spaß gemacht und es war gar nicht schwer.«
»Blödsinn! Und wie anstrengend es war! Ich weiß, wie sehr du mir fehlen wirst. Aber von nun an ist Schluß! Du wirst nicht mehr den ganzen Tag herumlaufen, keine fetten Hunde auf den Tisch heben, keine...«
»Oh, Matthew, hör auf! Du mußt mich nicht gleich zu Grabe tragen. Ich werde noch einige Zeit in die Praxis kommen. Was sollte ich sonst tun? Babywäsche häkeln und frommen Gedanken nachgehen? Nein danke, dabei werde ich verrückt. Öffne die Flasche und sei friedlich.«
»Sag mir die Wahrheit. Hast du dich nicht oft hundeelend gefühlt?«
»Manchmal schon, ein oder zwei Stunden lang, aber das ist jetzt vorbei. Mir geht es blendend. Ich werde bis zum Jahresende bleiben, und ich dachte, daß Rachel dann vielleicht meine Nachfolge antreten könnte. Sie wäre sicherlich ganz gut, und für sie würde es bestimmt interessanter sein als ihre Arbeit im Lebensmittelgeschäft. Was meinst du dazu?«
Zögernd stimmte er zu. Wenn es schon nicht seine Frau sein konnte, so war Rachel zumindest besser als irgend jemand. Dann stand er auf, um Robert Henderson zu rufen.
Nachdem seine verletzten Gefühle besänftigt waren, benahm er sich wie ein aufgeregter kleiner Junge und platzte mit der Neuigkeit heraus: »Wir feiern, Großvater. Jill bekommt ein Baby!«
»Welch eine Überraschung«, erwiderte der alte Mann gelassen, wobei er vermied, Jill in die Augen zu sehen. »Meine Liebe, ich gratuliere. Das ist eine beglückende Neuigkeit, wenngleich die Aussicht, Urgroßvater zu werden, mich an mein Alter erinnert.« Er hob sein Glas und trank munter auf ihr Wohl, und er sah wirklich sehr überrascht aus.
Ein reizender Schwindler, dieser alte Herr, dachte Jill.
Nach einigen Monaten konnte nicht einmal Jill mehr verheimlichen, daß sie ein Baby erwartete, und sie sprach mit Rachel über die Praxis. Der Vorschlag, Jills Nachfolge anzutreten, löste die erwartete Begeisterung aus. »Das würde mich mehr ausfüllen, als Butter und Kartoffeln zu verkaufen, und Alans Besuche würden weniger auffallen. Es ist gräßlich, sobald Alan den Laden betritt, verstummen die Leute, damit ihnen nicht entgeht, worüber wir sprechen. Außerdem wird mir
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