Verliebt in eine Diebin - Roman
merken, dass das lauter Fälschungen sind, und ihr Geld zurückverlangen. Das wir natürlich nicht haben. Noch ein Grund, um im Gefängnis zu landen. Wir verlieren die Galerie und das Haus und sitzen auf der Straße.« Und alle werden’s wissen.
» Moment mal!«, rief Nadine. Die Gaunereien ihres Großvaters und die drohende Gefahr eines trostlosen Lebens in der Gosse schienen sie kein bisschen zu beunruhigen. »Von diesen Fälschungen hatte ich keine Ahnung. Der Einzige, der Bescheid wusste, war Grandpa. Und weil er tot ist, kann ihm niemand was vorwerfen. Also sind wir aus dem Schneider.«
»Genau das dachte ich in den letzten fünf Jahren.« Gwen starrte noch immer zur Decke hinauf.
»Was für eine großartige Idee, aber - nein.« Tilda fühlte sich immer elender. »Für die Galerie steht zu viel auf dem Spiel. Und da gibt’s noch jemanden, der alles wusste und ins Gefängnis wandern könnte - die Person, die diese Bilder gemalt hat.«
»Oh.« Reglos saß Nadine da. »Wer war’s denn?«
»Natürlich ich.« Tilda holte wieder ihr Inhalationsgerät hervor.
Vier Tage hatte Davy Dempsey gebraucht, um seinen ehemaligen Finanzberater aus Miami, Florida, in Columbus, Ohio, aufzuspüren. Jetzt lehnte er am Türrahmen einer kleinen Imbissstube und beobachtete sein Opfer, wie es ein Wasserglas ergriff, den Rand inspizierte und mit einer Serviette abwischte. Ronald Abbott alias Rabbit verkörperte das perfekte Opfer für jeden Gauner - bleich, fast ohne Kinn, selbstgefällig und felsenfest davon überzeugt, von Finanzen und der Kunstszene und dem Leben im Allgemeinen viel mehr zu verstehen als der Rest der Menschheit. Und weil er wie der Prototyp eines Betrogenen in spe aussah, konnte man ihn mühelos in die Falle locken. Umso ärgerlicher, dass er es war, der Davy um sein ganzes Vermögen gebracht hatte.
Davy schlenderte durch den Raum und setzte sich in die Nische, Ronald genau gegenüber. Als Ronald, der gerade einen Schluck Wasser trank, aufblickte, verschluckte er sich vor lauter Entsetzen.
»Hallo, Rabbit«, begrüßte ihn Davy und weidete sich an den gurgelnden Geräuschen. »Wo zum Teufel sind meine drei Millionen Dollar?«
Ronald würgte noch immer und versuchte das Wasser, seine Gewissensbisse und seine Panik gleichzeitig hinunterzuschlucken.
»Weißt du«, fuhr Davy fort und nahm sich eines von Ronalds
Pommes frites, »nicht jeder ist zum Verbrecher geboren. Man muss das Risiko lieben. Und dir macht es keinen Spaß, nicht wahr, Rabbit?«
Mühsam rang Ronald nach Luft. »Du bist selbst schuld...«
»Weil ich dir vertraut habe?« Davy nickte und kaute. »Klar, ein gutes Argument. Das werde ich nie wieder tun. Aber ich will sie zurück. Die ganzen drei Millionen. Mit Zinsen.« Er schob noch eins der Pommes frites in den Mund. Der Imbiss sah zwar nach nichts Besonderem aus, aber der Koch wusste offensichtlich, was man aus Kartoffeln zaubern konnte.
»Das war nicht dein Geld. Du hattest es gestohlen.« Ängstlich blickte sich Ronald um. »Wo steckt Simon? Ist er hier?«
»Simon ist in Miami. Ich kann dich auch ohne seine Hilfe zusammenschlagen. Und du weißt, dass es mein Geld ist, weil du gesehen hast, wie ich’s mit den gleichen Aktien verdient habe wie du...«
»Aber die Million, mit der du angefangen hast, gehörte dir nicht.«
Davy schwieg einen Moment, von der drei Jahre alten Erinnerung an eine schöne, wütende Blondine heimgesucht. »Clea … Hast du dich gut mit ihr amüsiert, Rabbit?«
»Da siehst du’s - du streitest es nicht einmal ab.« Tugendhaft plusterte sich Ronald in seiner moralischen Entrüstung auf. »Du hast dieser armen Frau das Erbe ihres Vaters gestohlen …«
Seufzend griff Davy nach dem Salzstreuer. Wenn Rabbit aus glühender Begierde nach Clea das Geld unterschlagen hatte, würde es schwierig sein, ihn abzukühlen. »Sie ist nicht arm, sondern gierig. Von ihrem ersten Mann hat sie eine ganze Menge geerbt. Und wie ich höre, hat sie mittlerweile einen steinreichen alten Knacker geheiratet, auf den Bahamas.«
»Jedenfalls hast du Clea bestohlen«, betonte Ronald, immer noch auf dem hohen Ross. »Dieses unschuldige Ding...«
Davy zog Ronalds Teller zu sich herüber. »Klar, sie ist wirklich eine Wucht. Aber den Unsinn, den du da redest, glaubst du doch selbst nicht.«
Empört richtete sich Ronald auf. »Du sprichst von der Frau, die ich liebe.«
»Oh nein, sie ist nicht der Typ Frauen, den du liebst«, entgegnete Davy grimmig. »Du glaubst nur, du liebst Clea -
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