Verliebte Abenteuer
Percys Nase zu. Er grinste, setzte sich auf seinen Pappekoffer und wartete. Lange dauerte es nicht, und die Tür tat sich wieder auf. Das Mädchen winkte mit dem süßen Kopf.
»Vater will Sie sprechen. Ich habe ihm zwar davon abgeraten, sich mit Ihnen zu befassen, aber er hörte nicht auf mich. Er meinte, das sei Männersache.«
Percy nickte und erhob sich. »Wenn du ›Männer‹ sagst, überläuft es mich ganz wohlig. Du hast da einen so warmen Ton in der Stimme.«
Er folgte ihr durch einen langen Flur und blickte ihr auf die Beine. Auch diese Prüfung fiel zu seiner Zufriedenheit aus. Hier bleibe ich, dachte er. Auch mit siebenundzwanzig kaputten Knochen. Die Kleine ist zu süß, um nicht an die Brust genommen zu werden.
Am Ende des Flurs stand eine Tür offen. Percy trat ein und stand dann vor dem Butler, einem kleinen Mann, der ihn durch eine Goldbrille scharf musterte.
»Sie also wollen die Stelle?« begann der Butler mit einer würdevollen Stimme. »Obwohl Bebsy Sie nicht mag, wollte ich Sie mir doch einmal ansehen.«
»Zu gütig«, antwortete Percy und verbeugte sich. Bebsy heißt die freche Kröte also, dachte er. »Ich kann alle Gartenarbeiten«, fuhr er laut fort. »Ich habe beste Zeugnisse, u.a. von Lord Ashborne, Lord Swesburry, Lord Londonderry, Lord Dorset –«
»Das genügt, das genügt«, winkte der Butler ab. »Und Sie könnten sofort antreten?«
»Ja – das heißt – nein.«
»Wieso nein?«
»Ich kann die Stelle nur annehmen, wenn auch mein Freund Flip als Fahrer hier unterkommt.«
»Und wo wäre Ihr Freund?«
»Noch bei Lord Ashborne. Er kann erst zum Monatsende kündigen. Wir haben immer gemeinsam bei den gleichen Herrschaften gedient. Wir sind wie siamesische Zwillinge – unzertrennlich. Er ist ein fabelhafter Fahrer, der Flip. Kann auch Pferde zureiten – hervorragend! Erst kürzlich, bei Lord Londonderry, hat er einen Hengst, den keiner zu reiten wagte, mit seinem eisernen Schenkeldruck zur Räson gebracht. So – ganz fest – immer gepreßt, bis dem Hengst die Luft ausging und er wie ein leerer Blasebalg zusammenklappte. Und fahren kann er wie auch kein anderer.«
Jimmy Stoke kratzte sich den Kopf. Der Bursche sieht gut aus, sagte er sich. Spricht zwar etwas viel, wie meine verstorbene Frau, aber auf die war ja letzten Endes auch immer Verlaß. Hätte ich sie nur noch! Daß er Bebsy nicht gefällt, wundert mich nicht. In ihm hat sie ihren Meister gefunden – da kommt sie nicht mehr so leicht zu Wort. Und können muß er auch etwas. Seine Herren sind durchweg Träger großer englischer Namen. Und sein Freund, dieser Wunderknabe Flip? Man müßte einmal an Lord Ashborne schreiben, ob das alles stimmt.
»Es ist gut«, sagte er bedächtig. »Sie können anfangen, allerdings vorerst nur auf Probe, das ist klar. Über Ihren Freund Flip unterhalten wir uns noch. Sie wohnen nebenan im Personalgebäude, zweiter Stock, Zimmer 23. Wenn Sie eigene Möbel haben, können Sie sie aufstellen. Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, daß alle Unkosten, die dadurch entstehen – wie etwa durch den An- oder Abtransport –, auf eigene Rechnung gehen.«
Percy Bishop nickte und hob seinen Pappekoffer auf.
»Alles klar, Mr. Stoke«, sagte er. »Sie werden Ihre Entscheidung nicht bereuen. Und ich bin auch sicher, daß Ihre Tochter ihre Meinung über mich noch ändern wird.«
Er wandte sich ab, verließ das Zimmer, ging den Flur zurück und entdeckte hinter einer angelehnten Tür in einer Art Personalküche die spülende Bebsy.
Lächelnd trat er ein und stellte sich neben den Spültisch. Wütend klapperte Bebsy mit dem Geschirr.
»Muß dir eine traurige Mitteilung machen«, sagte er. »Bin engagiert.«
»Wenn Männer alt werden, verlieren sie die Menschenkenntnis«, meinte Bebsy schnippisch. »Das gilt auch für meinen Vater.«
»Wie sprichst du von deinem alten Herrn? Das gefällt mir nicht. Er steht mir nahe.«
»Wieso steht er Ihnen nahe?«
»Weil er Aussichten hat, mein Schwiegerpapa zu werden.«
»Raus!« Bebsy schleuderte ihm den Spüllappen ins Gesicht, und der gute Percy, dieser große Lausejunge, floh aus der Küche, lief aber recht vergnügt hinüber zum Gesindehaus.
Auf seinem Zimmer, das zum Hof hinausging und mit Möbeln aus den verschiedensten Jahrhunderten vollgestopft war, holte er als erstes Briefpapier aus dem Pappekoffer und setzte sich hin, um an William Ashborne zu schreiben, der zu dieser Stunde zu Hause saß, sich im Spiegel betrachtete und das erhebende Erlebnis
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