Verlobt, verliebt ... und dann?
aufregend es wäre, sich zu einem geheimen Date mit ihrem Geliebten davonzustehlen.
Ihrem Geliebten? Im Bett war Evan fantastisch und schier unersättlich. Er verstand es, eine Frau glücklich zu machen. Beim bloßen Gedanken an eine Nacht mit ihm spannten sich vor Erwartung sämtliche Muskeln an.
Was sie aß, kam ihr kaum zum Bewusstsein.
„Es ist doch kein Verbrechen, wenn wir uns lieben“, sagte er mit zärtlicher Stimme.
Wenn er sie zu überreden versucht hätte, hätte sie ihm vermutlich widerstehen können. Aber stattdessen gab er sich Mühe, ihre Ängste zu zerstreuen.
Celia leckte sich die Lippen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihn und sich, eng umschlungen, in rhythmischer Bewegung und vollkommener Harmonie.
„Celia, komm schon.“
Beim Klang dieser Worte breitete sich ein Prickeln in ihrem gesamten Körper aus, und ihre Brustspitzen richteten sich auf.
„Ja“, flüsterte sie.
Celia betrat ihr Büro und setzte sich an den Schreibtisch. Schon jetzt wusste sie, dass sie ständig auf die Uhr schauen würde. Gleich nach Feierabend würde sie nach Hause eilen, sich umziehen und sehen, dass sie unbemerkt zu Evan kam.
Der Plan war so aufregend, dass Celia unruhig in ihrem Sessel hin und her rutschte. Seufzend streifte sie die Schuhe ab und begann, ihre Post durchzusehen.
Zu ihrem Leidwesen hatten sich eine ganze Menge ungelesener E-Mails angesammelt, die sie eine nach der anderen abarbeitete. Als sie fast damit fertig war, bemerkte sie den Absender Lucy Reese. Evans Mutter? Warum schrieb sie ihr? Und woher hatte sie überhaupt die E-Mail-Adresse?
Sofort bekam Celia ein schlechtes Gewissen – sie verabscheute Lügen – und begann zu lesen. Lucys herzlicher Stil entsprach genau ihrer Persönlichkeit.
In der E-Mail bekräftigte sie, wie sehr sie sich freue, dass Evan und Celia einander kennengelernt hatten, und lud sie zu einem Besuch nach Seattle ein.
Wohin wird das alles noch führen? dachte Celia unbehaglich.
Im Anhang befanden sich drei Bilddateien. Als Celia die Fotos betrachtete, musste sie unwillkürlich lächeln.
Die Bilder zeigten sie und Evan bei der Hochzeitsfeier. Auf einem tanzten sie. Auf dem zweiten sah Evan sie zärtlich an. Und auf dem dritten küssten sie sich. Dabei lag Celias Hand auf seiner Brust. Der Diamant an ihrem Finger glitzerte und funkelte. Es wirkte, als ob sie und Evan sich kaum noch zurückhalten konnten vor Verlangen nach einander.
Eine Zeit lang überlegte sie, ob sie antworten sollte. Einerseits erforderte es die Höflichkeit, andererseits hatte Celia keine Lust auf noch mehr Lügen. Schließlich schrieb sie eine kurze Dankesmail, in der sie nicht auf die Beziehung zu Evan zu sprechen kam, die in Wahrheit nicht existierte.
Denn Beziehung konnte man es kaum nennen, abends nach der Arbeit heimlich zu einem Mann ins Hotel zu fahren.
Das Klingeln der Sprechanlage riss Celia aus ihren Gedanken.
„Celia, ich habe einen Reinigungsdienst für Noah Hart gefunden.“
„Tapfere Leute“, murmelte Celia.
„Wie bitte?“
„Ach nichts. Würdest du mir bitte die Adresse und Telefonnummer mailen, dass ich schon mal vorfühlen kann?“
„Ja klar. Mache ich gleich“, sagte Shelby, und nach kurzer Pause wollte sie wissen: „Willst du mir jetzt endlich etwas über Noah Hart verraten? Woher du ihn kennst, zum Beispiel?“
„Nein“, antwortete Celia kurz angebunden und legte auf. Sicher, Shelby klatschte gerne, aber sie gehörte nicht zu den wirklich aufdringlichen Leuten. Sicherlich würde sie es mit dieser Frage gut sein lassen.
Celia öffnete Shelbys Mail und leitete die Daten an Noah weiter. Dann überlegte sie. Ihr Bruder war nicht der Typ für moderne Kommunikationsformen. Lieber unterhielt er sich persönlich oder am Telefon. Auch sein Agent, Simon Blackstone, konnte davon ein Lied singen.
Besser, sie hinterließ ihrem Bruder eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter – denn wer weiß, was sonst aus dem dringend notwendigen Putzen geworden wäre.
Kaum hatte sie aufgelegt, als ihr einfiel, dass sie Evan immer noch nichts von dem Eröffnungsspiel erzählt hatte. Wie hatte sie das nur vergessen können!
Hoffentlich hatte er an diesem Tag Zeit, das heißt, wenn er überhaupt in der Stadt war! Das Spiel fand am Abend vor dem Präsentationstermin statt. Gut möglich, dass Evan erst am Morgen mit dem Flugzeug kam.
Nicht zu fassen! Wie konnte mir das passieren? schalt sie sich selbst.
Sollte sie ihn heute Abend fragen, wenn sie sich heimlich mit ihm traf?
Weitere Kostenlose Bücher