Verlobt, verliebt ... und dann?
Wenn sie wollte, dass Evan Noah auf diese angenehme und scheinbar zufällige Weise kennenlernte, durfte sie keine Zeit verlieren.
Als es klopfte, blickte sie auf. In der Tür stand Brock mit neuen Sorgenfalten um Mund und Augen. Aber er lächelte.
„Heute Abend wollen wir in die Rosa Lounge gehen, dich feiern und dir für die Präsentation am Freitag Glück wünschen.“
Keine gute Idee, fand Celia. Was sie jetzt am wenigsten brauchen konnte, war ein feuchtfröhlicher Abend mit den Kollegen. Normalerweise ging sie gerne mit den anderen in die angesagte Martinibar. Hier feierten sie ihre Erfolge oder entspannten sich nach einem anstrengenden Tag.
Beim letzten Mal hatten sie den Erfolg von Jason gefeiert, der es geschafft hatte, den Vertrag mit Prentice an Land zu ziehen. Und jetzt wollte man ihr die Ehre erweisen.
Celia freute sich, aber sie würde Evan nicht versetzen. Auf keinen Fall sollte er glauben, sie hätte der Mut verlassen.
„Ich würde gerne mitgehen, Brock, aber ich habe schon etwas vor. Etwas Wichtiges.“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Außerdem möchte ich keine Vorschusslorbeeren einheimsen.“
„Klar, ich verstehe.“ Brock nickte. „Dann gehen wir heute ohne dich. Aber wenn der Vertrag unterschrieben ist, feiern wir richtig! Also dann, bis morgen.“
Im Gehen wandte er sich noch einmal um. „Und, Celia … Danke. Du hast wirklich prima Arbeit geleistet. Zuerst war ich mir nicht sicher, was deine Art des Herangehens betraf. Aber du hast mich überzeugt.“
Bei diesem Lob begann ihr Herz schneller zu schlagen. Am liebsten wäre sie vor Freude aufgesprungen.
„Danke für dein Vertrauen“, sagte sie so gelassen wie möglich.
Als Brock die Tür hinter sich schloss, blieb Celia mit einem höchst zufriedenen Lächeln zurück.
Eine Viertelstunde vor Büroschluss um fünf eilte Celia zum Aufzug – um den Kollegen nicht zu begegnen. Sonst hätte sie erklären müssen, warum sie nicht mit in die Rosa Lounge kam.
Zu ihrem Apartment war es nicht weit, und normalerweise genoss sie die Fahrt in ihrem kleinen Sportauto mit offenem Verdeck. Aber heute ärgerte sie sich über den dichten Verkehr, denn sie hatte es eilig.
Vor ihrer Wohnung sah sie Evans Wagen, neben dem der Chauffeur stand und wartete. Celia hielt an und winkte dem Fahrer.
„Einen Moment noch“, rief sie.
Lächelnd tippte sich der Fahrer an die Mütze. „Nur die Ruhe, Miss Taylor. Lassen Sie sich Zeit.“
In der Wohnung warf Celia ihre Tasche auf einen Stuhl und lief ins Schlafzimmer. Sie hatte eine Schwäche für Dessous – der einzige Luxus, den sie sich gönnte. Dabei war ihr Liebesleben in den letzten Jahren so ruhig gewesen, dass ohnehin niemand außer ihr selbst die schöne Unterwäsche zu sehen bekam. Evan hatte sie ausnehmend gut gefallen.
Auf einem Bein hüpfend, zog sie sich aus und ging zu ihrer Kommode.
Nach kurzem Zögern entschied sie sich für Rosa. Obwohl Celia zusammen mit Jungen aufgewachsen war, hatte sie sich die Vorliebe für diese feminine Farbe bewahrt. Leider konnte sie sie mit ihren roten Haaren nicht tragen – aber bei Wäsche war das etwas anderes.
Da sie nicht wusste, ob sie am Morgen des nächsten Tages direkt zur Arbeit gehen würde, packte sie vorsichtshalber ihr Kostüm und ein lavendelfarbenes Wäscheset in eine Reisetasche.
Eilig schaute sie die Nachrichten auf ihrem Blackberry durch – und tat etwas für sie völlig Neues: Sie schaltete das Gerät aus. In dieser Nacht wollte sie nicht an geschäftliche Dinge erinnert werden. Wenn sie sich ihren Fantasien hingab, dann ungestört …
Als Celia auf die Straße trat, öffnete ihr der Fahrer die Tür zum Rücksitz.
Während der Fahrt wurde ihr bewusst, wie aufregend sie all das fand. Sie stellte sich vor, im Auftrag eines steinreichen Gönners diskret abgeholt und an einen geheimen Ort gebracht zu werden, um ihm als Geliebte zur Verfügung zu stehen.
Seltsam, auf welche Gedanken ich komme, dachte sie. Aber wenn es um Evan ging, ließ sie ihr sonst so brillanter Verstand im Stich. Selbst ihre Unabhängigkeit, die ihr sonst so wichtig war, schien in Gefahr. Im Geiste sah sie sich bereits jeden Abend in der Küchenschürze auf ihn warten, das Essen fix und fertig auf dem Tisch.
Komischerweise war ihr diese Vorstellung nicht wirklich unangenehm. Jedenfalls im ersten Moment nicht.
Celia lachte, und das Bild verschwamm.
Was, wenn sie unter ihrem Trenchcoat nur die verführerische Unterwäsche tragen würde? Bei Evan angekommen
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