Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlobt, verliebt, verführt

Verlobt, verliebt, verführt

Titel: Verlobt, verliebt, verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
Vom Netzwerk:
sie zum ersten Mal im Leben bei einem Gespräch den Faden verlor. Sie biss sich auf die Unterlippe und suchte krampfhaft nach einer wenigstens halbwegs vernünftigen Erwiderung. Ihr Puls begann zu rasen, als Mac den Blick zu ihrem Mund wandern ließ.
    Das bildest du dir alles ein!, sagte sie sich. Er fühlt sich nicht zu dir hingezogen und du dich nicht zu ihm. Das wäre vollkommen unpassend. Andererseits hatte sie sich nach ihrem entsetzlichen Verlust von damals zwar geschworen, ihr Herz nie wieder zu verschenken, aber Enthaltsamkeit musste damit ja nicht zwangsweise verbunden sein.
    Nervös befeuchtete sie die Lippen mit der Zunge, als der Blick ihres Bauunternehmers noch tiefer glitt. Ganz unverhohlenes Verlangen sprach aus diesem Blick.
    O Mann! Mühsam konzentrierte Taylor sich auf das Telefonat. „Was gibt’s denn?“
    Mac stellte den Hammer hin.
    Tat er das ihretwegen? Taylor konnte das kaum glauben. Das würde ja heißen, dass er zu so etwas wie Umsicht und Rücksichtnahme fähig war! Wahrscheinlich war er nur fertig mit seinem heutigen Arbeitspensum.
    „Tut mir leid“, sagte Mrs. Cabot, „was den Kerzenleuchter aus dem neunzehnten Jahrhundert betrifft, so sind Sie überboten worden.“
    Schlagartig vergaß Taylor Mac. Sie umklammerte den Hörer. „Was wollen Sie damit sagen? Hat noch jemand ein Angebot für den Kerzenleuchter abgegeben?“
    „Sie wurden überboten von …“, Taylor hörte leises Rascheln am anderen Ende der Leitung, „… von einer Isabel W. Craftsman.“
    Darauf hätte Taylor eigentlich selbst kommen können. Nur ein Mensch in der Stadt konnte den Wert des Leuchters genauso gut einschätzen wie sie selbst – ihre Mutter.
    Taylor hatte es sich so sehr gewünscht, diesen Leuchter zu besitzen, aber das wusste ihre Mutter sicher auch. Ihre Mutter war hochgebildet, unglaublich gescheit, und ihr entging nichts. Mit dem Ergebnis, dass sie immer alles wusste. Das war auch schon früher so gewesen.
    Nur eines wusste sie nicht: Was eine gute Mutter ausmachte. In dieser Rolle hatte sie schmählich versagt.
    Nach dem College war Taylor zu Hause ausgezogen und hatte beschlossen, damit einen Schlussstrich unter ihre Vergangenheit zu ziehen und sich wie eine Erwachsene zu verhalten. Und deshalb hatte sie mit ihrer Mutter gesprochen. Sie hatte ihr sagen wollen, sie verziehe ihr all die vergessenen Geburtstage und die mangelnde Herzlichkeit. Was genau sie sich von dieser Erklärung erhofft hatte, wusste Taylor nicht, aber sie hatte bestimmt nicht damit gerechnet, dabei vom Klingeln des Handys ihrer Mutter unterbrochen zu werden. Ihre Mutter hatte eine Hand gehoben, damit Taylor wartete, während sie den Anruf entgegennahm. Es drehte sich um irgendetwas Berufliches, und nach dem Gespräch hatte ihre Mutter ihr einen Kuss auf die Wange gegeben und war einfach gegangen. Dass ihre Tochter ihr gerade etwas Wichtiges hatte sagen wollen, hatte sie vollkommen vergessen.
    Schließlich hatte Taylor nur mit den Schultern gezuckt und war auch gegangen. Sie hatte es überlebt und sich damit abgefunden, dass nicht jede Mutter warmherzig und gefühlvoll war.
    Vor ein paar Jahren hatte Isabel dann das Undenkbare getan und wieder geheiratet. Ihrem neuen Ehemann zuliebe hatte sie alles andere aufgegeben. Dr. Edward Craftsman war ein kaltherziger Gehirnchirurg und genauso ehrgeizig wie sie selbst. Taylor war zur Hochzeit eingeladen gewesen und hatte nicht glauben können, was sie dort erlebte, hätte sie es nicht mit eigenen Augen gesehen.
    Ihre Mutter lebte förmlich für diesen Mann und wich ihm nicht von der Seite. Isabel, die ihre Töchter nie umarmte, küsste und herzte ihren Edward, als gäbe es nichts Schöneres für sie.
    Allein der Gedanke daran tat weh. Und genauso schmerzte die Vorstellung, dass ihre Mutter ihr den Kerzenleuchter weggeschnappt hatte. „Ich danke Ihnen.“ Taylor unterbrach die Leitung und steckte das Handy wieder weg. Verdammt! Diesen Leuchter hatte sie sich so sehr gewünscht! Natürlich musste so etwas passieren, wenn sie ihr Herz an etwas hängte. Hatte sie nicht längst gelernt, dass es ihr nur Schmerzen brachte, wenn sie sich nach etwas sehnte?
    Sie hatte schließlich andere Sorgen. Zum Beispiel war da ein Haus, was sie instand setzen lassen musste. Und Mac rief ihr Dinge ins Gedächtnis, an die sie sich lieber nicht erinnern wollte.
    Er hatte den Vorschlaghammer beiseitegelegt, doch er war nicht untätig. Er schaufelte Schutt in eine Schubkarre und wirkte dabei genauso entschlossen

Weitere Kostenlose Bücher