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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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einmal das war ihr gewährt worden.
    Dann schalt sie sich für ihre Schwäche, ihre Gefühlsduseligkeit und ihren Rückzug aus dem Leben. Es war mehr als genug Zeit vergangen. Sie musste ihr Leben weiterleben. Und aufhören zu hoffen, um vergessen zu können. So wie Brendan sie vergessen hatte.
    »Wir werden noch heute Nachmittag beginnen, deine Kleider herauszulegen. Vielleicht sollten wir nächste Woche auch mal wieder unsere Schneiderin aufsuchen.« Tante Pheeneys Fröhlichkeit schmerzte schon fast. »Ihr wisst ja, was Bacon sagt: ›Reichtümer sind zum Ausgeben da‹, und ich habe einen hinreißenden blauen Samt gesehen, als ich das letzte Mal in der Stadt war. Und da war ein fabelhaftes Bild von einem Morgenrock in der neuesten Ausgabe von Ackermann’s . Lasst mich sehen, ob ich es finden kann!«
    Sie begann, einen Stapel Modezeitschriften und Papiere neben ihrem Sessel zu durchwühlen, und sah dabei so glücklich aus, dass Elisabeth es nicht ertragen hätte, sie zu enttäuschen. Und warum sollte sie auch nicht ein neues Kleid bestellen? Es würde sehr gut zu ihrem neuen Entschluss passen. Und ihre Zeit mit Brendan würde sie als leuchtende, wunderschöne Erinnerung wegschließen, um ein Leben lang davon zehren zu können.
    »Es ist auch ein Brief von deinem Onkel in London gekommen«, sagte Tante Fitz mit schmalen Augen. »Er schrieb, um uns mitzuteilen, dass Gordon im vergangenen Monat geheiratet hat.«
    Elisabeth runzelte die Stirn. Es war sechs Monate her, seit Gordon in Dun Eyre erschienen war und so selbstgefällig wie immer gewirkt hatte, als er sie bat, noch einmal eine Heirat zwischen ihnen in Betracht zu ziehen. Sechs Monate, seit sie ihn weggeschickt und sich gefragt hatte, ob sie damit ihre letzte Chance aufgab, je einen Ehemann und eine eigene Familie zu haben.
    »Ich freue mich für ihn«, erwiderte sie, als Tante Fitz sie weiter ruhig ansah. »Wirklich. Wir hätten alles verpatzt, wenn wir geheiratet hätten.« Sie stand auf und zog ihren Schal noch fester um die Schultern. »Entschuldigt mich bitte!« Sie schob das Kinn vor und zwang sich, hoch erhobenen Hauptes und gemessenen Schrittes aus dem Salon zu gehen. »Ich habe etwas in meinem Zimmer vergessen.«
    Die Blicke zweier besorgter Augenpaare bohrten sich in ihren Rücken, und aufgeregtes Gewisper folgte ihr hinaus. »Ich habe dir doch gesagt, dass du sie nicht so damit überfallen sollst … der Schock …«
    »Sie musste es wissen … kommt nicht wieder … vorbei …«
    Sowie Elisabeth außer Sichtweite ihrer Tanten war, stürmte sie die Treppe hinauf, lief über den oberen Korridor zu der langen Bildergalerie und ließ sich auf ein Sofa fallen. Sie keuchte und konnte kaum noch atmen, als sie gegen ihre lächerlichen Tränen ankämpfte.
    Wie lange sie dort saß, bevor ihre Tante sie fand, hätte sie später nicht sagen können. In einem Moment war sie noch allein mit den Porträts, und im nächsten saß Tante Fitz neben ihr, legte einen Arm um ihre Schultern und streichelte ihr das Haar, wie sie es schon getan hatte, als Elisabeth ein Kind gewesen war.
    »Ich weiß nicht, warum ich weine. Hätten wir geheiratet, wäre Gordon bald unglücklich gewesen, und ich …«
    »Und du wärst mit einem Mann verheiratet gewesen, den du nicht liebst. Der junge Lochinvar hat dein Herz noch immer voll und ganz im Griff.«
    »Ich habe es so oft versucht, Tante Fitz. Ich sage mir jeden Morgen: Heute werde ich endlich aufhören zu glauben, dass er zurückkommen wird. Dann träume ich von ihm, und es ist alles so lebhaft, als wäre er bei mir im Zimmer. Ich sehe, dass sein Haar geschnitten werden muss und er dünner geworden ist. Ich sehe eine Narbe an seiner Wange, die vorher noch nicht da war. Er nimmt meine Hand, aber er sagt nie etwas. Und wenn ich erwache, kann ich seinen Duft an meinem Kissen riechen und seine Wärme im Bett neben mir spüren. Ich weiß, dass er nicht zurückkommt. Es ist zu lange her, und ich habe die Hoffnung aufgegeben, doch ich fürchte, dass er nicht mehr zu mir kommen wird, wenn ich mich zwinge, ihn zu vergessen. Und dann werde ich nicht mal mehr meine Träume haben.«
    Danach saßen sie schweigend da, jede in ihre eigenen Gedanken versunken. Elisabeth merkte, wie sie sich in der stillen Umarmung ihrer Tante entspannte, wie ihre Muskeln sich entkrampften und ihr Atem sich normalisierte.
    Schließlich nahm Tante Fitz Elisabeths Hände in ihre und erhob den Blick zu dem Porträt ihrer Eltern. »Du erinnerst mich an deine

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