Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
in die Luft, die sich zu komp lexen Gebilden konfigurierten, ehe die Hand ihres Schöpfers sie ent ließ, um sie in ei nen Kreis zu schicken, der sie alle ei n schloss. Cináeds Fingerbewegungen waren bedächti ger, seine Miene war ang e spannt und eine Schweißperle glitt seine Schläfe hinab . Zweifellos verlangten ihm die kompl i zierten Muster einiges ab. Neakails Bewegungen dagegen wohnte etwas Spielerisches inne , einmal fuhr er sogar in eine der Figuren , die Cináed g e schaffen hatte , um eine Korrektur vorzunehmen, die der ihm mit einem kurzen Nicken dankte. Neben dem so unterschiedlichen Gebaren der beiden, faszinierte Morri g han die Ta t sache, dass sie mit eigenen Augen sah, was sie fabrizierten, nicht nur ihre Bewegungen, auch das Endpro dukt, das bald l ückenlos um sie kreiste – Sigi l len – schöpfte sie aus dem Wissen ihres vergangenen Ichs, das in ihren Ve r stand leckte und zur A b wechslung mal keine Vision initiierte. E s wäre auch das L etzte, das sie in dieser Situation gebrauchen konnte. Und um sich nicht selbst in eine dieser Visionen hineinzureden, weil sie nicht erst den Umweg über Quinns Bibli o thek nehmen wollte, um mehr über diese Zeichen zu erfa h ren, konzentrierte sie sich auf das Gleißen unter Quinns Hand, das so grell geworden war , dass es sie blendete. Sobald sie die Augen wieder geöffnet hatte , war alles vorüber , der leuc h tende Sigillenkreis war verschwunden, aber viel wichtiger: statt auf nekrotisches Gewebe blickte sie auf makellose Haut. Kein e aufgeworfenen Wun d ränder mehr und kein Bluterguss, selbst die kleineren Schnitte waren verschwu n den . An ihrer Stelle zierten die kunstvoll geschwungenen Linien des Máchail Teagans Wirbelsä u le und formten sich zu Buchstaben, einem Wort, das unter Lorcans großen Hä n den ve r schwan d .
„I ch stehe tief in eurer Schuld.“
„Nicht, dass ich aufrechne“, nickte Morrighan als E inzige Lorcans Dank nicht einfach nur wortlos ab, „a ber Teagans Hilfe , das Chaos in meinem Kopf zu or d nen , wird es mehr als aufwiegen.“
„ Hier gefällt es mir. ” Neakail gesellte sich zu Lorcan. „Teagan s cheint sich ebe n falls wohlzufühlen.“
Lorcan hingegen kam sich i n seiner schwarzen Kampfmontur deplatziert vor . Seine Kleidung war klamm vo m erfolglosen Versuch, Teagans Blut herauszuw a schen. Er roch es, jeder roch es, weshalb er vorzog , sie allein vor dem Kamin feuer zu trocknen und Teagan bei der Erkundung ihrer Umgebung zu b e obachten.
„ Es ist ihr Z uhause.“ So viel mehr als er ihr bieten konnte. Er sah sich in dem großen Raum mit seinen schlichten, weiß getünchten Wänden um. Das Zentrum des Esszimmers nahm ein riesiger , schnö r kelloser Tisch aus dunklem Holz ein, darum reihten sich Stühle aus dunkelbraunem L e der und an der Wand stand eine Anrichte . Alles, bis auf den Kristalllüster über d em Tisch, war modern und nüc h tern. Der Stil setzte sich in den Gedecken fort, kein schwerer Damast, anti kes Ge schirr oder glänzen des Silbe r be steck . Die Schlichtheit hielt Teagan nicht ab, sie ausgiebig zu be staunen. S ie wanderte an der Seite des Tisches en t lang, strich mit den Fingerspitzen über das Leder der Stühle, nahm eine kunstvoll gefaltete Serv i ette vom Tisch und sah sich erschrocken um, als das Kunstwerk auseinanderfiel. Lo r can wollte zu ihr, doch Ailfryd, der dienstbare Geist des Hauses , nahm sich gewissenhaft des Problems an. Teagan star r te ihn mit großen Augen an, der Geist faszinierte und erschreckte sie gleichermaßen. Während Ailfryd sie nach ihrer Ankunft auf das für sie vorbereitete Zimmer geführt hatte , hatte sie ve r sucht , ihn zu b e rüh ren und war mit ihren Fingern durch ihn hindurch gefahren . Lorcan nahm an, dass der Butler sich einen kleinen Spaß mit ihr erlaubte, denn als er Teagan die Sachen gebracht hatte , die ihr Morrighan überließ, wirkte er nicht im G eringsten transparent und körpe r los . Teagan legte den Kopf schief, fixierte ihn, lief hinter ihm her und stieß einen erstickten Laut aus, sobald er durch die Wand en t schwand. Lorcan ließ Ailfryd gewähren, weil Teagan er kennbar G e fallen an d em Spiel gefunden hatte und ihm gefiel, wie entspannt und frei sie sich füh l te.
„Eindeutig, Ailfryd ist be – geistert von ihr “, Neakail zog eine Grimasse. „N icht brillant , Großer, ich weiß, aber irgendwie regt mich diese vornehme U m gebung an, geist – reich zu sein.“
Vor nehm war es hier tatsächlich, nicht
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