Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
sich um seinen Verstand , er konnte nicht mehr klar denken und wus s te nicht mehr, warum er sich an diesem Ort Hilfe für Teagan verspr o ch en hatte . War sein Ziel nicht erreicht ? Hatte er nicht gewollt , dass sie verschwand , d ie Missgeburt, die sich in sein L e ben ge drängt hatt e?
Lorcan sah au f die Frau in seinen Armen , ihr Kopf fiel leblos in den Nacken, ihre Augen waren geschlossen, die Lippen bleich wie ihre Haut, der Hals rot von ihrem Blut . Ja , er hatte bekommen , was er wol l te , seit er sie in der Höhle fand. Was er verdiente, seit er zum Mörder seines Bruders wurde.
Er sank auf die Knie. Ihr Haar floss über den Boden wie Lethe, der dunk le Strom der Unterwelt, der Vergessen brachte . Nein, nicht Lethe, es war der Fluss Mn e mosyne, der ihn für seine grausame Tat mit Erinnerung strafte und ihn dazu ve r dammte, Teagan niemals zu vergessen, ihre Schönheit , die der Tod, die selbst er ihr nicht zu nehmen vermochte . Er hatte ihr die Freiheit versprochen . E r hätte wissen müssen, dass das E inzige, das er b rachte , der Tod war – Teagans Freiheit sol l te dank ihm ewig dauern . Behutsam legte Lorcan sie auf den Boden und strich mit den Finger n über ihre kalte Wange . Teagan sah aus als schlief e sie , ruh t e in einem langen und i m merwährenden Schlaf.
„ Mögen dir deine Träume dorthin nicht folgen. ” Lorcan beugte sich über sie und küs s te ihre Stirn.
Sie war nur ein St a chel in deinem Fleisch, Bruder, endlich hast du es eingesehen.
Ein Stachel? S ie war ein Licht gewesen, ein helles, silbernes Licht, das ihn aus seiner Finsternis füh r te.
Und du hast das Licht zum Verlöschen gebracht, ich gratuliere dir, Lorcan.
„ Nein! ” , brüllte er . Gaven, der einige vorsichtige Schritte näher gekommen war, sprang einen großen Satz zurück. „ Verschwinde, Cian! ” Er zog Teagan vom B o den in seine Arme, wiegte sie, stre i chelte ihre Wange und presste seine Lippen auf ihre Stirn, als würde sie das zurück bringen .
„ Geh nicht, Teagan ” , f lüsterte er dicht an ihrem Ohr, versicherte sich durch e i nen raschen Blick, dass Gaven weit genug von ihnen entfernt war. Es war eine trügerische Privatsphäre, die der Abstand zu dem Heiler schuf, aber Lorcan g e nügte die Illusion, Teagan allein die nun folgenden Worte zu sagen . „ Filleadh gho má, kehre zurück zu mir, ich brauche dich. Du bist die E inzige, die nicht nur das Monst rum in mir sieht . ”
„ Lorcan. ” Das Hauchen war unwirklich. Er wünschte , es wäre wahr. Dass ihn sein Verstand nicht narrte oder Cian nicht wieder nur in einer Wunde herumst o cherte, die er sich selbst ge schl a g en hatte .
„ Leg sie auf die Behandlungsliege, jetzt sofort ” , drängte Gaven.
„ Lass uns allein ” , bat er den Heiler.
„ Verdammt noch mal, Lorcan, willst du wirklich schuld an ihrem Tod sein? Leg sie auf die verdammte Behandlungsliege ! ” , befahl Gav en. „ A ndernfalls rufe ich ein paar kräftige Krieger, die dich zwingen. ”
„ Niemand wird das ! ” Er fletschte die Fänge, kam auf die Füße und drückte Teagans leblosen Körper an sich . Sie gehörte ihm, nur ihm! „ Versuch nicht, mich aufzuhalten ” , warnte er den He i ler, der sich ihm in den Weg stellte und in dessen Augen das Raubtier aufblitzte, das in dieser menschl i chen Hülle steckte.
„ Nicht, Lorcan. ” Die sanfte Berührung an seiner Wange brachte ihn zur Besi n nung. Der Zorn strö m te nur so aus ihm heraus, aufgesaugt von den silbernen Augen, die ihn ansahen.
„ Teagan … ” Seine Stimme versagte ihm den Dienst, ebenso wie seine Beine. Schnell legte er sie auf die Behandlungsliege, ehe sich auch seine Arme der Meut e rei anschl ossen. Sofort nahm sich Gaven seiner Patientin an, ruhig u nd professi o nell untersuchte er sie . Das Raubtier, das sich eben noch bereit ge macht hatt e, Lorcan notfalls mit Gewalt am Ver lassen der Krankenstation zu hindern, schlumme r te nun wieder tief in seinem menschlichen Körper .
Lorcan wollte nicht im Weg stehen und trat zurück, doch Teagan griff nach se i ner Hand und zwan g ihn zum Bleiben. Gaven tat , als bemerk t e er es nicht und nahm ihr den mit Blut vollgesogenen Verband ab. Die Blutung war zum Stillstand gekommen , schon auf dem Weg zur Krankenstation war der starke S trom ve r siegt , weshalb Lorcan annahm, ihr Herz hätte aufgehört zu schlagen. Sein eigener brüllender Herzschlag hatte ihn ge hindert , es zu überprü fen und auf ihren flü s ternden Her z schlag
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