Verlockung
warst. Wie du dich überhaupt bereits soweit erholen hast können, ist mir ein Rätsel. Nun ja“, fuhr sie fort. „Ich werde schnell einen Lehrer holen, die warten alle ungeduldig auf eure Erklärungen. Ach ja und Glückwunsch“, fügte sie mit einem warmen Lächeln an mich hinzu.
„Warum gratuliert sie mir?“, fragte ich verwundert, als sie den Raum verlassen hatte.
Night lächelte verschmitzt. „Na, schau doch mal deinen Arm an.“
Mein rechter Arm war eingegipst und tat ziemlich weh. Als ich jedoch meinen anderen begutachtete, setzte mein Herz einen Schlag aus. Auf meinem Handrücken zogen sich wundervoll geschwungene, schwarze Linien bis zu meinem Arm hinauf. Das konnte nicht wahr sein!
„Du hast einen Zauber gesprochen und den Dämon damit von mir runter geworfen, das hat mir das Leben gerettet. Kurz darauf sind die Lehrer angekommen, die ausgeschwärmt waren, nach dem Dämon zu suchen, der einen Teil des Schulgebäudes zerstört hatte. Leider ist der Mytha geflohen und letztendlich entkommen.“
Sie hatten ihn also nicht fassen können. Im Grunde verwunderte mich dieser Umstand nicht, denn ich hatte ohnehin nicht angenommen, dass irgendwer noch rechtzeitig erschienen war. Es grenzte bereits an ein Wunder, dass wir beide am Leben waren. Mein Blick fiel erneut auf meinen Arm, über den sich das Muster zog. Ich war endlich im Besitz meiner Kräfte und was noch viel wichtiger war: Es war im richtigen Moment geschehen, damit ich Night hatte beistehen können.
Noch immer hielt ich seine Hand, spürte das altbekannte verheißungsvolle Kribbeln, das durch meinen Körper jagte und angenehme Schauer prickeln ließ. Ich war so froh, dass ihm nichts Schlimmeres geschehen war, allein der Gedanke daran, bereitete mir Schmerzen. Die Intensität seines Blickes war ungebrochen und so verwirrend schön, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Wie sehr ich mich in diesem Moment in seine Arme sehnte; die starke Brust an meiner Wange spüren und mit den Fingern die perfekten Formen dieses engelhaften Gesichts nachfahren wollte.
„Ähm.“ Ein Räuspern unterbrach meine sehnsuchtsvollen Fantasien. Sofort ließ ich seine Hand los und wandte mich nach der Person um. Vor uns stand mein Vater.
„Was machst du denn hier?“, fragte ich fassungslos und erschrocken zugleich.
„Herr Seafar war so nett, mir den Vortritt zu lassen. Ich habe einige Fragen an euch und will ganz genau wissen, was passiert ist. Wären Sie so nett, sich wieder in Ihr eigenes Bett zu begeben?“, fügte er an Night gewandt, mit unüberhörbaren Unterton, hinzu.
Night schien keineswegs von ihm beeindruckt zu sein; schritt gelassen zu seinem Bett und setzte sich entspannt darauf. Erst jetzt war es mir möglich seinen ganzen Körper zu betrachten, was meine Wangen heiß erröten ließ. Er trug lediglich Boxershorts, so dass seine langen muskulösen Beine freilagen. Sein Oberkörper war verbunden, was seine Muskeln allerdings nur noch mehr zu betonen schien. Er hatte wirklich einen wundervollen Körper. Breite, starke Schultern und eine schmale, anbetungswürdige Taille. Lediglich die Anwesenheit meines Vaters brachte mich dazu, die Augen von ihm zu wenden.
„Ich möchte nun ganz genau erfahren, was vorgefallen ist“, verlangte Ventus.
Ohne Umschweife begann Night mit dem Bericht: „Wir waren auf einer Geburtstagsfeier, von der wir früher gegangen sind und fanden den Mytha Dämon in der Eingangshalle der Schule. Er bemerkte uns, wir versuchten zu fliehen; er folgte uns und letztendlich kam es zu einem Kampf, in dem wir verletzt wurden. Kurz bevor der Dämon uns töten konnte, erschienen die Lehrer und der Mytha floh.“ Mehr schien er nicht dazu zu sagen zu haben.
„Gut, dann werde ich Ihrem Gedächtnis einmal auf die Sprünge helfen. Sie haben einen Vervain Zauber benutzt. Ihnen ist klar, dass ein Schüler so einen Zauber weder kennen noch benutzen darf.“
„Vervain?“, fragte ich.
Ohne, dass mein Vater den kalten Blick von Night wandte, erklärte er: „Du hast sicher bemerkt, dass er einen Zauber benutzt hat, um den Mytha zu fesseln. Ein äußerst wirkungsvoller Zauber, denn der Dämon kann nur sehr schwer entkommen. Mich würde nun interessieren, weshalb Sie den Spruch beherrschen?“
Er zeigte keine Gefühlsregung. „Wir haben hier einige Bücher in einer Abteilung, in die nur fortgeschrittene Schüler dürfen. Dort habe ich einiges gelesen und eben auch diesen Zauber gefunden. Da wir im Kampf gegen den Dämon nicht viele
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