Verlorene Liebe
starb.
»Komm mit nach unten, Grace.« Ed führte sie aus dem Zimmer.
»Glaubst du, wir werden je den Grund dafür erfahren? Ich meine, den wahren Grund?«
»In meinem Job lernt man früh genug, sich mit den Antworten zufriedenzugeben, die man bekommt. Setz dich, ich hole dir einen Brandy.«
»Da sage ich nicht nein.« Sie hockte sich aufs Sofa, zog die Knie an und bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Ich habe ihm gesagt, ich wolle ihm nicht weh tun. Und bei Gott, es war mir ernst damit. Als er mir gegenüberstand und ich sah, wie jung er noch war, konnte ich ihn nicht mehr so hassen.«
»Hier, trink.«
»Danke.« Sie nippte erst vorsichtig an dem Glas und nahm dann einen großen Schluck. »Und …« Sie schniefte und wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab. »Wie war dein Tag?«
Ed stand nur da und betrachtete sie. Die Farbe kehrte langsam in ihr Gesicht zurück, und ihre Hände zitterten nicht mehr so stark. Grace war schon eine verdammt zähe Lady. Er kniete sich vor sie hin und nahm ihr den Schwenker aus der Rechten. Sie breitete die Arme aus, und er zog sie an sich.
»Ach, Ed, ich möchte in meinem ganzen Leben nicht noch einmal eine solche Angst ausstehen müssen.«
»Ich auch nicht.«
Sie drehte leicht den Kopf, bis ihre Lippen seinen Hals erreichen konnten. »Du zitterst ja.«
»Nein, das bist du.«
Grace lachte und hielt ihn fester. »Wer auch immer.«
Ben blieb an der Tür stehen, zögerte und räusperte sich kräftig.
»Verzieh dich, Paris.«
»In einer Minute. Also, wir haben Renockies Aussage, deswegen kannst du dir mit deiner noch etwas Zeit lassen, Grace. Ich lasse den ganzen Verein hier so bald wie möglich abrücken, damit ihr endlich allein sein könnt.«
»Danke.« Grace löste sich etwas von Ed, um ihm die Hand zu geben. »Du bist ein wahrer Freund, Ben.«
»Ich wünschte nur, wir wären etwas schneller wieder hier gewesen.« Er hielt ihre Hand für einen Moment fest. »Du hast ein paar sehr schlimme Minuten durchstehen müssen, Gracie. Tess will sicher von mir, daß ich dir sage, du kannst jederzeit bei ihr anrufen, wenn du mit jemandem über die Sache reden mußt.«
»Ich weiß. Richte ihr bitte aus, daß ich froh bin, ihr ihren Mann abends wieder zurückgeben zu können.«
Ben legte Ed eine Hand auf die Schulter. »Bis morgen, Partner.«
»Klar.« Als Ben gegangen war, drückte Ed Grace das Glas in die Hand zurück. »Trink noch etwas davon.«
»Mann, ich glaube, ich könnte die ganze Flasche brauchen.« Sie hörte Stimmen und Schritte auf der Treppe. Doch diesmal wußte Grace, wer sie verursachte, und zuckte nicht zusammen. »Ed, wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich fort von hier und nach Hause.«
Er strich ihr kurz über die Wange und erhob sich dann. In diesem Moment, in dem er sie verlor, war es ihm unmöglich, in ihrer Nähe zu bleiben. »Tut mir leid, Grace, aber du kannst heute abend nicht nach New York zurück. Das wird erst in ein paar Tagen möglich sein, wenn du all den Papierkrieg hinter dir hast.«
»New York?« Sie stellte das Glas ab. »Ich habe gesagt, ich will nach Hause. Und das liegt nur eine Haustür weiter.« Als er sich zu ihr umdrehte und sie fassungslos anstarrte, fügte sie mit einem Grinsen hinzu: »Das heißt, natürlich nur, wenn dein Angebot noch gilt.«
»Tut es.« Er legte einen Arm um ihre Hüften. »Noch sieht es dort nicht gerade heimelig aus, Grace. In meinem Haus gibt es eine Menge zu tun.«
»Ich habe doch jetzt die Abende frei.« Sie schmiegte sich an ihn. »Ich glaube, ich habe dir noch nie erzählt, daß mir am Tag meiner Ankunft dein Haus gleich aufgefallen ist. Ich habe mir gewünscht, einmal in einem solchen Schmuckstück leben zu können. Laß uns heimgehen, Ed.«
»Sehr gern.« Er half ihr hoch.
»Ach, da wäre noch eine Sache.« Sie rieb sich mit den Handballen übers Gesicht, um die letzte Feuchtigkeit zu entfernen. »Ich habe nicht vor, deine Hemden zu bügeln.«
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