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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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für möglich gehalten hätte. Und alles nur wegen der unumstößlichen Tatsache, dass seine Frau einen anderen liebte. Bei dem Gedanken wurde ihm das Herz schwer.
    Lucien schnaubte angewidert. »Natürlich, du hast ja so viel Grund, zornig zu sein. Schließlich hat deine Frau ein misshandeltes Kind aufgenommen, eine Frau vor dem sicheren Ruin bewahrt, aus deinem Haus ein lebendiges Heim gemacht und dein Geld wohltätigen Zwecken gespendet. Es überrascht mich, dass du nicht ihren Kopf forderst.«
    »Du weißt bei weitem nicht alles. Sie ist unverbesserlich, impertinent und ... «
    »Und du liebst sie.«
    Der Schmerz wurde noch größer, und er musste schlucken, bevor er erwidern konnte: »Julia glaubt nicht, dass Nick etwas mit dem neuesten Debakel zu tun hat.«
    Lucien zuckte mit den Schultern. »Typisch Julia. Mich erstaunt bloß, dass sie ihn nicht auch noch bei euch zu Hause aufgenommen hat. Er gäbe einen hinreißenden Butler ab, solange du ihn von der Hausbar fern halten kannst.«
    »Das ist nicht zum Lachen! «
    »Finde ich auch«, entgegnete Lucien kurz angebunden. »Wenn du Julias Gesicht gesehen hättest, nachdem du sie mitten auf der Tanzfläche hast stehen lassen, würdest du mir zustimmen.«
    Das schlechte Gewissen brachte seine ohnehin nur mühsam aufrechterhaltene Fassung weiter ins Wanken, doch Alec unterdrückte es rigoros. Er hatte Julia wirklich nicht verletzen wollen, aber anscheinend war es ihm nicht möglich, sie anzugucken, ohne Qualen der Eifersucht zu durchleiden. Und aus diesem Grund, gestand er sich ein, war er auch wie ein Schuft von der 'Tanzfläche stolziert.
    Alec fuhr sich durchs Haar und fragte sich, wie er mit der Leere in seinem Inneren fertig werden sollte. Am besten wäre es zweifellos, seine Fehler einfach einzugestehen. Sein Leben lang war er selbstsüchtig und zügellos gewesen und hatte leeren Freuden nachgejagt, bis er auf eine beherzte, sachliche Reformerin getroffen war, die glaubte, die Welt verändern zu können.
    Wie ein Blitz durchzuckte ihn die Erkenntnis: Er liebte Julia mehr, als er es je für möglich gehalten hätte. Er konnte es nicht länger verdrängen, er liebte sie, und sie, verdammt noch mal, liebte Nick, einen Mann, der ihr sicher nichts als Verderben und Verzweiflung bringen würde. Alec wandte sich ab und starrte in die Dunkelheit.
    Lucien fragte ihn: »Was hat Julia denn Schlimmes verbrochen?«
    Mühsam raffte Alec sich auf. »Ich habe meinem Großvater versprochen ...«
    »Donnerwetter, Alec, nun hör schon auf. Dein Großvater hätte sich gefreut, dass du endlich einmal jemand anderen als nur dich selbst liebst. Ich bin mir gar nicht sicher, ob es nicht das war, was er eigentlich im Sinn hatte.«
    Alec machte ein finsteres Gesicht, obwohl er sich fragte, ob Lucien vielleicht Recht hatte. Die im Testament festgelegten Bedingungen wirkten so abwegig, fast bizarr.
    Lucien seufzte. »Ich weiß, dass du deinem Großvater versprochen hast, Nick nicht an das Geld heranzulassen, aber Julia ist wichtiger als das Geld.«
    Julia war wichtiger als alles. »Sie will mich nicht, Lucien. Sie will Nick.«
    »Woher weißt du das?«
    »Sie nimmt ihn in Schutz, wo sie nur kann. Sogar heute Abend hat sie gesagt, dass er das mit dem Bild nicht gewusst habe und es allein Thereses Werk sei.«
    Lucien ließ sich auf einer Bank am Brunnen nieder und streckte die Beine aus. »Da könnte sie Recht haben. Therese hat Bentham im Griff, nicht Nick.«
    Einer der Büsche wurde plötzlich lebendig, und unter heftigem Blättergeraschel kam Edmund herausgestolpert. »Gott sei Dank, dass du da bist, Alec! « In Edmunds Stimme lag unverkennbar Panik. »Julia ist mit Nick verschwunden. Tante Maddie meint, du sollst sofort kommen.«
    Einen verrückten Moment lang drehte sich die ganze Welt um ihn. Bevor er noch wusste, was er tat, rannte Alec schon los, stürmte den Pfad hinauf und in den Ballsaal. Ohne sich bei denen zu entschuldigen, die er beiseite stieß, arbeitete er sich durch die Menge zu Lady Birlington vor.
    »Verflixt, Hunterston«, zischte die alte Dame, als er bei ihr ankam. »Hat Ihnen mein dämlicher Neffe nicht ausgerichtet, dass Sie jetzt keine Szene machen sollen?«
    »Wo ist sie?«
    Lady Birlingtons Kinn zitterte, und plötzlich sah man ihr jedes ihrer siebzig Jahre an. Doch dann packte sie mit knotiger Hand den Krückstock fester und fasste sich. »Das wissen wir nicht. Nick hat sie vor zehn Minuten oder länger auf die Terrasse geführt.« Edmund fügte hinzu: »Und sie

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