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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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die andere Richtung. »Lieber Gott, was ist bloß los mit mir?« Sie fand selbst, dass sie lallte.
    »Ach, das ist bloß die kleine Dosis Laudanum.«
    Irgendwo weit entfernt ließen diese Worte eine Alarmglocke schrillen. Aber Julia brachte nicht mehr genügend Energie auf, um mehr zu tun, als einen Protest zu murmeln.
    »Kommen Sie, Julia«, flüsterte er ihr zu. »Nur noch ein paar Schritte.« Er legte einen Arm um sie und brachte sie hinaus in den Garten. Irgendwann erreichten sie eine Kutsche, und das Geschirr der Pferde klirrte in der Stille unnatürlich laut. Die Lichter des Haus schienen weit, weit weg zu sein. Nick gab seinem Kutscher einen leisen Befehl.
    »Nick«, ertönte da plötzlich eine scharfe Stimme im Garten. »Was machst du da?«
    Julia versuchte, die silberne Gestalt zu fixieren, und erkannte Thereses erbostes Gesicht.
    »Ich bringe meine Cousine nach Hause«, erklärte er so ruhig, als unterhielte er sich übers Wetter oder die richtige Platzierung einer Krawattennadel. »Es geht ihr nicht gut.«
    Therese musterte Julia. »Sie ist betrunken!«
    Er lachte und strich merkwürdig sanft über Julias Haar. »Geh weg, Therese. Ich habe alles im Griff.«
    »So sieht es aus«, höhnte sie. »Was hast du mit ihr vor?«
    Nick zuckte mit den Schultern, eine Bewegung, bei der Julias Wange an seinem Mantel rieb. Er wandte sich an den Kutscher, der schweigend gewartet hatte. »Machen Sie die Tür auf.«
    »Sehr wohl, Mylord.«
    Der Schlag wurde geöffnet, und Nick hob Julia auf die Sitzbank. Sie hatte nicht mehr die Kraft, den Kopf oben zu halten, und ließ ihn gegen die Polster sinken. In der Dunkelheit wirkten die Stimmen vor der Kutsche noch lauter und hallten mit schmerzlicher Klarheit in ihrem Kopf wider.
    »Wenn du sie mitnimmst, verrate ich allen, was du getan hast.«
    »Sag es, wem du willst, Therese. Bevor du den Ballsaal erreicht hast, bin ich längst auf dem Weg nach Langley.«
    Therese platzte fast vor Zorn. »Langley? Dort haben wir uns zum ersten Mal...«
    »Erspare mir deine gefühlsduseligen Erinnerungen. Mein Jagdschlösschen ist genau das Richtige. Es ist verschwiegen und liegt sehr versteckt - keiner wird uns finden. «
    Sie atmete schwer, und Tränen rannen ihr über die Wangen. »Zum Teufel mit dir, Nick, so kannst du mich nicht behandeln! Nach allem, was ich für dich getan habe! «
    Er seufzte. »Vermutlich meinst du den kleinen Trick mit dem Porträt. Vielleicht ein wenig übertrieben, aber sehr wirkungsvoll. Wie ist es dir gelungen, einen Feigling wie Bentham dazuzubringen, ein solches Risiko einzugehen?«
    Abrupt hörte sie auf zu weinen. »Das werde ich dir garantiert nicht auf die Nase binden.«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »D.. .du hast versprochen, mich zu heiraten.«
    »Nein, meine Liebe, diese Absicht habe ich nie geäußert.« Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: »Außerdem habe ich ein anderes, reizvolleres Wild gefunden.«
    Julia spürte, wie sich seine Hand durch die Dunkelheit tastete, um ihr die Wange zu streicheln. Einen Augenblick war sie fast froh, dass sie zu betäubt war, um mehr als einen vagen Widerwillen zu empfinden, denn andernfalls wäre ihr jetzt wirklich elend zu Mute gewesen.
    Therese kreischte. Danach war eindeutig ein Gerangel zu vernehmen, das mit einem harten Schlag endete. Hysterisches Schluchzen erfüllte die Nacht.
    Nick rief seinem Lakaien zu: »Miss Frant hat zu viel getrunken. Bringen Sie sie zurück in den Ballsaal und zu ihrer Mutter.«
    Ohne abzuwarten, ob seine Befehle auch befolgt wurden, stieg er zu Julia in die Kutsche, zog sie auf seinen Schoß und steckte den Umhang um sie fest, als wäre sie ein Kind.
    Nur zu bald brachten sie die Wärme und das beruhigende Schaukeln der Kutsche dazu, hilflos in einen schwarzen, traumlosen Schlaf zu sinken.

29. KAPITEL
    »Da bist du ja«, kam Luciens Stimme von der Terrassentreppe.
    Alec, der an einem Baum lehnte und sich zumindest nach außen hin zu fassen suchte, drehte sich zu ihm um. »Was willst du?« Das kühle Plätschern des Brunnens hatte seinen Zorn größtenteils verrauchen lassen, jedoch nichts gegen den Schmerz in seinem Herzen ausrichten können.
    Lucien zog eine Zigarre heraus und zündete sie an. Im Flämmchen des Streichholzes wirkte er sehr streng. »Was zum Teufel ist dir eingefallen, Julia einfach so stehen zu lassen?«
    Alec reckte das Kinn. »Ich war wütend.« Wütend, außer sich vor Zorn, eifersüchtig - verflucht, an diesem einen Abend hatte er mehr Gefühle durchlebt, als er

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