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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Gewißheit? Das könnten Gaby und ihre Freunde
übernehmen, morgen.
     
    *
     
    „Der Samstag“, sagte Klößchen, „ist
wirklich das Beste an der Woche. Besser noch als der Sonntag. Denn da droht
gegen Abend schon der Montagmorgen. Der ist sozusagen das Schlechteste an der
Woche — mit Frühaufstehen und Unterricht. Ohne den Montagmorgen wäre wiederum
der Sonntag noch besser als der Samstag, weil man sich nämlich schon erholt
hat. Außerdem ist sonntags das Essen besser.“
    „Wieso?“ fragte Tarzan. „Ißt du
sonntags andere Schokolade?“
    „Ich meine doch nicht Schokolade,
sondern den Schokoladenpudding, den es nur Sonntagmittag gibt — in unserer
schokoladenfeindlichen Schule.“
    „Ich finde jeden Tag gut“, meinte
Tarzan. „Jeden Tag, an dem was los ist. Ist nichts los, machen wir eben was
los. So einfach ist die Schokoladenkiste. Mir fällt jedenfalls auf, daß du
samstags noch schneckiger fährst als sonst. Nun mach doch mal Dampf in die
Waden!“
    Das war ein bißchen ungerecht, denn
Klößchen dampfte schon wie heiß angerührter Schokoladenpudding, während sie
jetzt auf ihren Stahlrossen die letzten Meter stadtwärts bezwangen.
    Es war ein heller Spätsommer-Vormittag.
Von Wiesen und Weiden hob sich der Dunst. Die Bäume belaubten sich bunt, und in
der Stadt war die übliche Einkaufs-Hektik ausgebrochen — schlimmer als Grippe.
    Auf Schleichwegen erreichten die beiden
das Altstadtviertel, wo Gaby wohnte. Vor dem Lebensmittelgeschäft ihrer Mutter
waren Obst- und Gemüsekisten ausgestellt. Soeben kam Gaby aus dem Laden, füllte
eine Tüte mit Weintrauben und wollte in den Laden zurück.

    Tarzan pfiff wie ein Düsenjäger, der durch
die Schallmauer bricht. Von den Dächern flogen Tauben auf, erschreckt. Eine
ältere Dame, die im dritten Stock eines Altbaus ihre Blumenkasten-Petunien
tränkte, verlor fast das Gießkännchen. Mehrere Passanten blickten zum Himmel und
wunderten sich, wo denn der Kondens-Streifen sei. Gaby gewahrte ihre Freunde
und winkte mit der Weintraubentüte.
    „Sie hilft im Geschäft. Fleißig,
fleißig!“ keuchte Klößchen, dem jetzt die zwei Liter Frühstückskakao aufs
Zwerchfell drückten.
    Tarzan bremste neben seiner Freundin
und begrüßte sie vom Rennrad herab mit einer Schmusebacke Wange an Wange.
    „’n Morgen, Pfote!“
    Sie kniff ihn in die Nase, während
Klößchen in die noch geöffnete Tüte griff und sich eine Handvoll Weintrauben
pflückte.
    „Das ist für eine Kundin“, zischelte
Gaby.
    „Ach so. Naja. So roh sind sie ohnehin
nicht gesund. Trauben-Nuß-Vollmilch — das ist die richtige Mischung.“
    „Er hat wieder seinen Schoko-Koller“,
sagte Tarzan. „Ist Karl schon da?“
    Er fehlte noch. Stattdessen kam Frau Glockner
aus dem Laden, Gabys Ebenbild — nur eben um die richtige Anzahl Jahre älter.
Sie verabschiedete eine Kundin, der noch die Weintraubentüte — unberechnet - in
den Einkaufskorb gelegt wurde. Es waren sehr reife Trauben. Sie mußten weg. Und
kleine Geschenke erhalten bekanntlich die Kunden — besonders, wenn
Tante-Emma-Läden gegen Großmärkte ankämpfen wie David gegen Goliath.
    „...und ein schönes Wochenende, Frau
Müller-Mehltau!“ wünschte Gabys Mutter der Kundin. Dann wandte sie sich an
Tarzan. „Na, werde ich auch so begrüßt wie Gaby?“ Lachend nahm sie Tarzan in
den Arm, dann auch Klößchen, dem anschließend die gute Laune aus allen Poren
quoll.
    Gaby hängte sich bei ihrer Mutter ein.
    „Wenn du sehr viel zu tun hättest, Mami“,
schmeichelte sie, „würden wir alle dir helfen. Willi wäre für Obst und Gemüse
zuständig, besonders fürs Sauerkraut, Tarzan für den Süßwarenbereich und ich
für die Delikatessen (Feinkost). Karl wäre der richtige Mann an der
Kasse. Aber es ist ja ein ruhiger Tag, nicht wahr? Außerdem müssen wir uns vom
Schulstreß erholen.“
    „Und ihr seid eingeladen bei Frau
Gisen-Häpplich“, erinnerte Margot Glockner. „Laßt sie nicht warten. Die alte
Dame ist bestimmt schon seit halb fünf auf den Beinen.“
    „Leidet sie unter Schlaflosigkeit?“
erkundigte sich Klößchen.
    „Höchstens unter Unrast“, antwortete
Gaby. „Sie hat soviel Pfeffer, daß sie alles in den Schatten stellt. Der
Kaufhaus-Direktor hätte sich gestern am liebsten unter seinem Schreibtisch
verkrochen.“
    „Wer?“ forschte Tarzan.
    Einzelheiten waren noch nicht bekannt.
Gaby hatte ihre Freunde lediglich angerufen, vorhin, und Emmas Einladung, die
keinen Widerspruch zuließ, kundgetan. Und

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