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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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befürwortet. Klar, daß sich die
männlichen TKKG-Mitglieder voll aufgeschlossen zeigten. Tarzan wäre sogar einer
Einladung zum Bundeskanzler gefolgt, hätte Gaby das Spaß gemacht.
    Frau Glockner ging in den Laden zurück.
Gaby erzählte. Sie war noch ganz am Anfang, als Karl auf seinem Rad um die Ecke
bog. So erfuhr auch er gleich, was Sache war im Hinblick auf Puderdose und
Emmas Freundin Agathe Tepler, der Großtante von Nicole.
    „Irre klein — die Welt. Manchmal
jedenfalls.“ Tarzan schüttelte seinen Lockenkopf. „Wer wen kennt — hier in der
Stadt! Also, das legt einen glatt aufs Kreuz, wenn man den Durchblick checkt.“
    „Dann könnten wir loseiern.“ Gaby trat
etwas zur Seite und prüfte ihren Anblick in der Schaufensterscheibe.
    Sie trug viel Hellblau, ihre
Lieblingsfarbe, zu den Jeans weiße Turnschuhe. Die Pferdeschwanzfrisur ließ die
Ohren frei, und im Blusenausschnitt schimmerte ein Goldkettchen.
    Tarzans Blicke umflossen sie. Wird nie
langweilig, sie anzusehen! dachte er. Auch in hundert Jahren nicht. Aber dann
brauche ich sicherlich ‘ne Brille.
    „Nehmen wir Oskar mit?“ meinte er. „Klar,
nehmen wir ihn mit.“
    Gabys Liebling war oben in der Wohnung
und schon ausführlich gassi gewesen, aber immer bereit, die nächsten
Tagesmärsche in Angriff zu nehmen — auf seinen vier Hundepfoten. Sein
schwarzweißes Fell war gebürstet. Die langen Spaniel-Ohren — die der Fachmann
Behänge nennt — strotzten von Naturlocken. Jedenfalls leugnete Gaby
entschieden, sie hätte ihm über Nacht Lockenwickler eingedreht.
    Oskar liebte die Jungs, am meisten
Tarzan. Die Begrüßung dauerte. Er leckte, schleckte, sprang wie ein Gummiball,
fiepte vor Glück, wurde schließlich gebändigt und an die Leine gehängt. Dann
benahm er sich sittsam und lief neben Gabys Rad. In Gänse-Formation rollten sie
durch die Innenstadt in Richtung Hornissen-Weg, wo die Spätsommer-Gärten ihre
Farbenpracht entfalteten.
    „Emma fährt einen englischen
Schönwetter-Sportwagen“, teilte Pfote mit. „Oben ohne. Ohne Verdeck, meine ich.
Wenn’s regnet, nimmt sie sicherlich einen andern.“
    „Sie ist wohl ein sportlicher Typ“,
vermutete Klößchen.
    „Sportlicher als du.“
    „Donnerwetter!“ grinste er. „Das will
was heißen!“
    Die Doppelgarage neben dem
Zwei-Familienhaus stand offen und neben dem Roadster eine schwere Limousine.
Emmas Zweitwagen? Wenn ja, dann verließ sich Agathe Tepler wohl ausschließlich
auf Taxis.
    Sie stellten ihre Tretmühlen in den
Garten und gingen zur Tür. Bevor Gaby klingeln konnte, wurde geöffnet.
    Hallo, Häuptling! dachte Tarzan und:
Na, sportlich ist sie bestimmt, die Emma. Sieht ja aus wie von Prärie-Stürmen
gegerbt. Ist aber wohl rein deutsch und eine geborene Gisen oder Häpplich.
    Emma trug ähnliche Textilien wie Gaby,
allerdings in Gelb. Dazu ein geflochtenes Stirnband.
    „Da seid ihr ja“, freute sie sich. „Pünktlich
wie die Maurer — wenn die Pause machen, meine ich. Hallo, Gaby! Hast deinen
Oskar mitgebracht. Ist der süß! Beißt er? Und du bist der Willi, wie? Tag,
Karl! Oder? Nein, das ist der Tarzan.“
    Ihn faßte sie besonders kritisch ins
Auge, befahl zwar nicht, daß er stramm stehe während der Musterung, prüfte ihn
aber schließlich auch im Detail, indem sie die Hand um seinen Oberarm legte.
Grinsend spannte er die judo-gestählten Muskeln an, daß die Seniorin nur
staunen konnte.
    „Äußerlich bist du offenbar gut genug
für Gaby“, stellte sie fest. „Über deine inneren Werte muß sie entscheiden.
Bist ja ihr Freund, nicht meiner.“
    Gott sei Dank! dachte er. Und sagte: „Ich
tue mein Bestes. Und meine charakterlichen Macken verwachsen sich noch. Außer
Rachsucht, Neid und dem Hang zur Lüge bin ich fast fehlerfrei. Und wenn ich
Ihnen erst meine Wadenmuskeln vorführe, werden Sie von mir begeistert sein.“
    Emma lachte so herzhaft, daß ihr die
Tränen kamen.
    „So ist es richtig, Tarzan. Ich weiß,
wie ich meiner Umwelt auf den Wecker falle. Aber das ist mir egal. Dir offenbar
auch.“
    „Er prügelt“, sagte Klößchen, „wenn er
über seine Umwelt herfällt. Auf den Keks falle ich ihr, der Umwelt — meine ich.
Ist mir aber auch ziemlich schnurz. Solange es Schokolade gibt, bringt mich
nichts aus der Ruhe.“
    „Dann liege ich wohl richtig im Trend (Richtung)“, meinte Emma, „mit meinem Kakao. Zwei Liter habe ich für euch gekocht. Es gibt
zweites Frühstück. Kommt rein.“
    Klößchen war der erste am Tisch. Er
langte auch

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