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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Gift-Entführer ist, kann ich mir vor stellen.“
    „Morgen ist der 19.“, sagte Gaby.
    Klößchen seufzte. „Ich ahne, was auf
uns zukommt. Wir werden rechtzeitig auf dem Parkplatz sein, die Glotzer weiten
und die Löffel aufrichten, die Rüssel in den Wind halten und voll auf dem Kiew
sein, damit...“
    „...auf dem Quivive (wachsam) sein“, fiel Tarzan ihm ins Wort. „Kiew ist eine Stadt, nämlich die Hauptstadt
der Ukrainischen SSR (Sozialistischen Sowjetrepublik). Wenn man beides
so ausspricht wie du, klingt es tatsächlich gleich. Im übrigen hast du recht.
Morgen mittag sind wir dort. Und wenn da was abrollt, steht der Vorteil auf
unserer Seite. Denn wir kennen alle, die wahrscheinlich beteiligt sind: die
Teplers, Ottmar, den Fiffi und... nur Gnaski noch nicht. Und diesen Kurt
Weinhard nicht, wer auch immer das sein mag.“
    „Vielleicht ist das Gnaski?“ Über
Tarzans Schulter blickte Gaby straßab.
    Tarzan und Karl, die der Richtung den
Rücken wiesen, gruppierten sich etwas anders. Nicht so, daß es verdächtig
wirkte, aber so, daß sie schauen konnten.
    Ein pflaumenblauer Lieferwagen näherte
sich. Er hielt vor dem Zaun. Ein stämmiger Oldie stieg aus. Er trug
Monteursanzug und Schirmmütze. Unter dem Schirm grinste ein Affengesicht. Er
schien müde zu sein. Durch die Pforte schlurfte er zum Haus, wo er aufschloß
und verschwand.
    „Der sieht blöd genug aus“, sagte Gaby.
„Dem traue ich zu, daß er seine beschriftete Autokarte rumliegen läßt.“
    „Vielleicht hält er alle Menschen für
gut“, lachte Tarzan, „und glaubt nicht an Einbrecher.“
    „Frag ihn doch, ob er für die
Schüler-Selbstversorgung spendet“, grinste Klößchen. „Dann wissen wir Bescheid.“

12. Feuer im Kofferkeller
     
    Friedrich ,Fred’ Petullje ahnte nicht,
daß es da vier Jugendliche gab, die ihn Fiffi nannten. Wahrscheinlich hätte er
dann noch mehr Wut rausgedampft als wegen der versauten Hosenbeine. Die hatten
Schmutz abgekriegt bei der Bahndamm-Kletterei.
    Er stoppte seinen Wagen vor Olympia-Weg
Nr. eins und federte zum Eingang, wo ihm aufgetan wurde, bevor er klingeln
konnte.
    Nicole hatte ihn gehört.
    Aber wie sah sie aus!
    Sie blieb auch im Halbdunkel der Diele,
daß kein Passant sie sehen konnte.
    Petullje erhielt einen Schmatz auf die
Bartstoppeln und federte mit ihr ins Wohnzimmer.
    „Auf deinen Anruf haben wir vergeblich
gewartet“, sagte Magda. Sie war wie Nicole gekleidet.
    „Habe nicht angerufen“, sagte er — und
griff nach der Flasche mit dem Eierlikör.
    Mutter und Tochter — von weitem hätte
man sie für Männer gehalten. Sie steckten in Arbeits-Overalls und standen unten
in klobigen Männerstiefeln. Die Overalls waren weit und so ausgestopft, daß die
weiblichen Rundungen der beiden gänzlich verschwanden. Sackartige Masken mit
Sehschlitzen lagen auf dem Tisch. Und Handschuhe. Und filzige Hüte, deren sich
kein Waldschrat geschämt hätte.
    Vor der Couch stand eine abgewetzte
Aktentasche. Sie enthielt zwei Pistolen. Die eine war kaputt. Für die andere
gab es seit 20 Jahren keine Munition mehr. Aber zum Drohen eigneten sich die
Waffen vorzüglich.
    Petullje hatte sich eine Riesenportion
Eierlikör eingefüllt. Trotzdem knirschte er mit den Zähnen.
    „1200 habe ich hingelegt für den Anzug!
Und wie sieht er jetzt aus? Wer reinigt mir das?“
    „Warst du im Rübenacker?“ fragte
Nicole.
    „Quatsch! Bin über den Bahndamm
geklettert!“
    „Was war denn?“
    „Nichts war. Morgen ist es! Bin hin zum
Rastplatz, habe Lohmann und diesen Trottel beschattet. Mit dem Fernglas. Mist
haben sie gebaut, den falschen Mann entführt, einen — haltet euch fest! — einen
Käsefahrer. Als sie’s merkten, sind sie ab. Ich wollt’s genau wissen und bin
haste-was-kannste zu Gnaskis Bude gezischt. War der richtige flash (Einfall). Jetzt weiß ich, warum dieser Pflaumenheini den Überfall vermurkst hat. War
ein Irrtum im Datum. Auf der Karte steht 19ter!“
    Er berichtete Einzelheiten.
    Das ergötzte die Damen. Sie kicherten.
Auch sie tranken Eierlikör. Im Eisschrank fand sich eine zweite Flasche. Es
wurde ein lustiger Nachmittag.
     
    *
     
    Der Sonntag zeigte einen bedeckten Himmel,
und der Wind kühlte ab. Aber mit Regen war nicht zu rechnen, laut Wetterbericht.
Das konnte bedeuten, daß es bald wie aus Kübeln goß oder ein neuer Hochsommer
ausbrach.
    Tarzan hatte den Vormittag in der
Turnhalle verbracht, bis zum geht-nicht-mehr trainiert — Judo, vor allem — ,
anschließend einen Brief

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