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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Krankenhausaufenthalts zu verabschieden.
    Vielmehr war er die ganze Zeit bei ihr gewesen, hatte jeden Tag stundenlang an ihrem Krankenbett gesessen. Und die Blumen! Jeden Morgen hatte er ihr einen frischen Blumenstrauß gebracht.
    Dann war er eines Tages plötzlich verschwunden. Jordan wusste nicht, was dahintersteckte. Als er an jenem Morgen ins Zimmer seiner Schwester gekommen war, hatte sie am Fenster gesessen, und es war bereits alles gepackt, fertig zur Abreise nach Chetwynd.
    Vor drei Wochen waren sie schließlich zurückgeflogen. Seitdem grübelte sie die ganze Zeit, dachte er und betrachtete ihr bleiches Gesicht.
    »Na los, Jordie«, sagte sie. »Lass sie ein bisschen laufen. Ich darf erst in einem Monat wieder reiten.«
    Resigniert öffnete Jordan die Stalltür und führte Froggie heraus, um sie zu satteln. »Du benimmst dich hoffentlich, junge Dame«, beschwor er das Tier. »Wehe, du bäumst dich auf. Wehe, du wirfst mich ab. Und wehe, du trampelst deinen armen, wehrlosen Reiter tot!«
    Froggie warf ihm einen Blick zu, der in der Pferdesprache so etwas wie »Mal sehen« bedeutete.
    Jordan saß auf und winkte Beryl zum Abschied zu.
    »Pass auf sie auf!« rief Beryl ihm zu. »Pass auf, dass sie sich nicht wehtut!«
    »Deine Fürsorge ist rührend«, konnte er ihr gerade noch entgegnen, bevor Froggie in einem wahnsinnigen Galopp aufs Feld zuraste. Jordan drehte sich noch einmal um und sah Beryl gedankenverloren vor der Stalltür stehen. Sie erschien ihm klein und zerbrechlich. Das war nicht die Beryl, die er kannte. Ob sie jemals wieder zu sich selbst finden würde?
    Froggie jagte mit ihm auf den Wald zu. Er klammerte sich fest an die Mähne, als das Tier schnurstracks auf die Steinmauer zusteuerte. »Dieses verdammte Hindernis musst du wohl einfach nehmen, was?« knurrte er. »Und das bedeutet, dass auch ich dieses verdammte Hindernis …«
    Gemeinsam flogen sie über die Mauer, völlig problemlos. Ich halte mich noch immer im Sattel, dachte Jordan und setzte ein triumphierendes Grinsen auf. Gar nicht so leicht, mich loszuwerden, wie?
    Das war sein letzter Gedanke, bevor Froggie ihn abwarf.
    Glücklicherweise landete Jordan auf einem großen Mooshaufen. Als er unter den sich drehenden Baumwipfeln wieder zu sich kam, hörte er in der Ferne so etwas wie Reifenquietschen auf Schotter. Dann hörte er, wie jemand seinen Namen rief. Benommen setzte er sich auf.
    Froggie stand über ihm und wirkte keineswegs so, als ob es ihr Leid täte. Hinter ihr stieg Richard Wolf aus einem roten M.G.
    »Alles in Ordnung?« rief Richard und rannte zu ihm.
    »Sagen Sie mal, Wolf«, stöhnte Jordan. »Haben Sie es darauf abgesehen, alle Tavistocks umzubringen? Oder geht es Ihnen um jemand speziellen?«
    Lachend half Richard ihm auf die Beine. »Ich schiebe hiermit jegliche Verantwortung auf das Pferd.«
    Die beiden Männer sahen Froggie an. Sie antwortete darauf mit einem Laut, der verdächtig nach einem Lachen klang.
    Richard fragte leise: »Wie geht es Beryl?«
    Jordan klopfte sich den Schmutz von der Hose. »Ihr Bein verheilt gut.«
    »Und abgesehen vom Bein?«
    »Nicht so toll.« Jordan richtete sich auf und sah dem anderen Mann ins Gesicht. »Warum sind Sie verschwunden?«
    Seufzend schaute Richard in Richtung Chetwynd. »Weil sie mich darum gebeten hat.«
    »Was?« Jordan starrte ihn ungläubig an. »Das hat sie mir nicht verraten …«
    »Sie ist eine Tavistock, wie du. Sich beschweren und jammern ist verboten. Oder sein Gesicht zu verlieren. Es ist ihr Stolz.«
    »Ach wirklich«, sagte Jordan. »Gab es Streit?«
    »Nicht einmal das. Nur die Unterschiede zwischen uns …« Er schüttelte den Kopf und lachte. »So ist es nun mal, Jordan. Sie bevorzugt Tee und Toastbrot, ich Kaffee und Doughnuts. Sie würde es in Washington nicht aushalten. Und ich glaube nicht, dass ich mich an … das hier gewöhnen könnte.« Er zeigte auf die sanfte Hügellandschaft rund um Chetwynd.
    Du wirst dich daran gewöhnen, dachte Jordan. Und sie sich auch. Denn jeder Trottel kann sehen, dass ihr beide zusammengehört.
    »Na ja«, sagte Richard, »als dann Niki anrief und mich daran erinnerte, dass wir einen Auftrag in Neu-Delhi zu erledigen hatten, sagte Beryl mir, ich sollte ruhig gehen. Sie dachte, es wäre gut, wenn wir mal eine Weile nicht zusammenwären. Sie meinte, das macht auch die königliche Familie so. So könnte man feststellen, ob die Distanz die Gefühle für den anderen verschwinden lässt.«
    »Und?«
    Richard grinste. »Keine

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