Verrat in Paris
Pension.«
»Ich auch«, kam die Antwort ohne jeglichen Humor. Leitners Blick fiel auf Beryl und Richard.
»Meine Nichte«, erklärte Hugh. »Und ein ehemaliger Kollege, Richard Wolf.«
»CIA?« fragte Leitner.
Richard nickte. »Auch in Pension.«
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Leitner brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Wie unterschiedlich wir unseren Ruhestand genießen.« Er sah wieder Hugh an. »Und Sie wollten einfach mal beim ehemaligen Feind vorbeischauen? Das ist aber nett.«
»Nicht direkt«, sagte Hugh.
Leitner fing an zu husten, und diese Anstrengung war beinahe zu viel für ihn; als er schließlich wieder in seinen Stuhl zurücksank, war sein Gesicht bläulich angelaufen. »Was wollen Sie wissen?«
»Die Identität Ihres Doppelagenten in Paris. Codename Delphi.«
Leitner schwieg.
»Der Name ist Ihnen sicher geläufig, Herr Leitner. Delphi hat jahrelang wertvolle Informationen geliefert. Er war Ihre Verbindung zur NATO. Erinnern Sie sich?«
»Das ist zwanzig Jahre her«, murmelte Leitner. »Die Welt hat sich verändert.«
»Wir wollen nur seinen Namen. Das ist alles.«
»Damit ihr Delphi einlochen könnt wie mich? Ihm die Sonne und die frische Luft zum Atmen wegnehmen?«
»Damit das Morden ein Ende hat«, sagte Richard.
Leitner runzelte die Stirn. »Welches Morden?«
»Das aktuelle Morden. Gerade wurde eine französische Agentin in Paris ermordet. Und in Griechenland ein Mann erschossen. Beide Taten hängen mit Delphi zusammen.«
»Das ist nicht möglich«, entgegnete Leitner.
»Warum nicht?«
»Delphi wurde stillgelegt.«
Hugh sah ihn fragend an. »Soll das heißen, er ist tot?«
»Das ergibt doch keinen Sinn«, sagte Richard. »Wenn Delphi tot ist, warum wird immer noch gemordet?«
»Vielleicht«, erwiderte Leitner, »hat das alles gar nichts mit 216
Delphi zu tun.«
»Oder vielleicht lügen Sie«, sagte Richard.
Leitner lächelte. »Könnte auch sein.« Unvermittelt begann er wieder zu husten; es klang, als würde er ersticken. Er konnte nur wieder sprechen, weil er nach jedem Satz die Sauerstoffmaske überzog. »Delphi war ein bezahlter Rekrut«, sagte er. »Kein überzeugter Anhänger. Sie verstehen, dass wir die echten Anhänger bevorzugten. Die waren nicht so teuer.«
»Er tat es also nur wegen des Geldes?« fragte Richard.
»Eine recht ansehnliche Summe, die da im Lauf der Jahre zusammenkam.«
»Wann hörte er auf?«
»Als es ein Risiko für alle Beteiligten wurde. Also beendete Delphi die Zusammenarbeit. Und verwischte seine Spuren, bevor Ihr Geheimdienst ihn enttarnen konnte.«
»Und deshalb wurden meine Eltern umgebracht?« fragte Beryl.
»Weil Delphi seine Spuren verwischen musste? War es deshalb?«
Leitner sah sie fragend an. »Ihre Eltern?«
»Bernard und Madeline Tavistock. Sie wurden in einer Dachwohnung am Pigalle erschossen.«
»Ein Mord und ein Selbstmord. Ich habe den Bericht gelesen.«
»Oder vielleicht wurden beide von ihm umgebracht. Von Delphi.«
Leitner sah Hugh an. »Ich habe keinen solchen Befehl erteilt.
Und das ist die Wahrheit.«
»Das bedeutet, dass etwas von dem, was Sie uns gesagt haben, nicht die Wahrheit ist?« versuchte es Richard.
Leitner nahm einen tiefen Zug Sauerstoff und atmete schmerzerfüllt aus. »Die Wahrheit ist trügerisch«, flüsterte er.
»Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?« Er sank in seinem Stuhl zurück und sah den Gefängnisleiter an. »Ich möchte mich 217
jetzt ausruhen. Gehen Sie und nehmen Sie diese Leute mit.«
»Herr Leitner«, sagte Richard. »Ich habe nur noch eine letzte Frage: Ist Delphi wirklich tot?«
»Er wurde stillgelegt«, antwortete er. »Das ist das Wort, das ich benutzt habe.«
»Also ist er nicht tot.«
»Für Ihre Zwecke«, sagte Leitner mit einem Lächeln, »ist er das.«
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11. Kapitel
»Ein Schläfer. Delphi muss ein Schläfer sein«, sagte Richard.
Sie hatten sich nicht getraut, die Frage in der Limousine zu diskutieren – sie wussten ja nicht, für wen der Fahrer wirklich arbeitete. Aber hier, in einem lauten Restaurant, in dem die Kellner hin und her liefen, konnte Richard endlich seine Theorie loswerden. »Ich bin mir sicher, dass er das gemeint hat.«
»Ein Schläfer?« fragte Beryl.
»Das ist jemand, der zum Beispiel Jahre zuvor auf Vorrat rekrutiert wird«, erklärte ihr Onkel. »Als junger Erwachsener.
Die Person kann jahrelang inaktiv sein. In der Regel führt sie ein normales Leben und versucht, sich eine einflussreiche Stellung zu verschaffen. Und dann kommt das Signal, und
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