Verraten für 1000 Dollar
Ewigkeit: Eine Kugel traf ihn im Kopf und löschte sein Bewusstsein aus...
*
Luisa stülpte sich den Armeehut über. Ihr blondes Haar hatte sie sich mit einem schwarzen Tuch aus Gesicht und Nacken gebunden. Sie hatte sich eine Uniform aus dem Zeughaus besorgt.
Ihr Atem flog, ihr Herzschlag trommelte gegen ihre Schläfen. Wie festgewachsen kauerte sie im Eingang des Zeughauses. "Du musst", keuchte sie, "du musst..."
Die Angst lähmte ihre Beine. Sie sah Männer von der Palisade stürzen, sie sah die Stallungen und die Quartiere brennen, sie hörte die Schlachtrufe der Mexikaner. Die gingen ihr durch Mark und Bein. Doch erst, als die Kanonenkugel mitten im Exerzierhof detonierte und einen großen Krater riss, wich die Erstarrung von ihr.
Die nächste könnte deine Deckung treffen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie rannte los. Zunächst zur Westpalisade, und dann dicht an die Stämme gedrückt zum Tor. Die Männer auf der Palisade waren zu sehr mit den Angreifern beschäftigt. Nur ein Verwundeter, der sich neben dem Tor im Dreck krümmte, nahm sie wahr. Aus brechenden Augen sah er sie an.
Luisa drückte den Sperrhebel des birkenstammdicken Riegels hoch. Sie stemmte ihre Stiefel in den Boden und zog mit aller Kraft am Riegel. Zuerst gab er nur zentimeterweise nach, dann rutschte er ruckartig aus dem Eisenrahmen, der ihn mit der Palisade verband.
Luisa zog das Tor auf, weiter und weiter. Das Knarren ging im Schusslärm unter. Erst als sie mit dem Rücken gegen die Palisade stieß, hörte sie den Schrei des Entsetzens rund um die Palisade fliegen: "Das Tor! Das Tor hat sich geöffnet!"
Sekunden später füllten die Schlachtrufe der mexikanischen Dragoner den Exerzierhof...
*
Durch sein Zellenfenster sah Eric wie die Mexikaner ihre Zelte außerhalb der angekohlten Palisade aufschlugen. Das Tor des Forts hatten sie niedergerissen. Auf dem Dach der Kommandantur und auf einem der Ecktürme wehten mexikanische Flaggen. Dort, wo sich gestern um dieses Zeit noch Stallungen und Quartiere erstreckten, qualmte heute ein schwarzer Schutthaufen.
Starr und kalt wie fühlte der Colonel sich - starr und kalt wie die Steinwand, gegen die er lehnte. Keine Empfindung regte sich in seinem Kopf, in seiner Brust. Die Trauer und das Entsetzen über seine Niederlage hatten ihn vollständig betäubt.
"Quäl dich nicht", flüsterte eine Frauenstimme unter ihm. "Komm setz dich zu mir, ich halte dich." Mary-Anne kauerte in der Ecke zwischen Mauer und Gitterstäben. Sie hatte einem mexikanischen Offizier gegenüber behauptet die Gattin Colonel Eric VanHovens zu sein. Deswegen hatte man sie zusammen in eine Zelle gesperrt.
Eric rührte sich nicht. Er fühlte die Kälte der Außenmauer in sich eindringen. Es störte ihn nicht. Draußen hievten mexikanische Infanteristen Leichen auf einen Ochsenkarren. Leichen in den Uniformen amerikanischer Kavalleristen.
Nur Gerüchte hatte er über die Höhe der Verluste gehört. Die gesamte Besatzung, die er unter Huntingtons Kommando im Fort zurückgelassen hatte, war angeblich gefallen. Und über die Hälfte der Männer, die er nach dem Überfall auf das mexikanische Lager durch die Nacht zurück ins Fort führen wollte.
Nicht einmal eine Schwadron hätte man aus den kapp sechzig Überlebenden zusammenstellen können. Mit schmerzhafter Klarheit wusste Eric, wer die Verantwortung für den Tod so vieler amerikanischer Soldaten zu tragen hatte - er selbst, und sonst niemand.
"Wie konnte das geschehen, Colonel?", sagte eine hohle Männerstimme aus dem Dunkel der Nachbarzelle. Es klang eher wie eine Klage, als wie eine Frage. Und Eric meinte einen vorwurfsvollen Unterton herauszuhören. Er antwortete nicht.
"Wir haben uns verarschen lassen, Lieutenant", krächzte O'Haras Bass aus der Nachbarzelle. "So einfach ist das."
Der Mann, den James O'Hara mit 'Lieutenant' ansprach war Lieutenant Lucrady. Er war der mexikanischen Übermacht in die Arme gelaufen und mit dem Rest seiner Schwadron in Gefangenschaft geraten.
Sonst hatten die Mexikaner keinen Offizier im unbeschädigten Zellentrakt des Forts eingesperrt. Eric befürchtete, dass alle anderen Offiziere tot oder verwundet waren. Trevor Huntingtons Leiche hatte er mit eigenen Augen gesehen, als sie ihn im Morgengrauen als Gefangenen in das teilweise niedergebrannte Fort gebracht hatten.
"Die Mexikaner haben das Feuer gelegt", sagte Mary-Anne. "Und die Blonde hat das Tor geöffnet. Ich hab die drei beobachtet. Der Texas Ranger hatte
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