Verraten für 1000 Dollar
Lauf seines Colt-Walkers. Ihre Mundwinkel zuckten. "Heben Sie die Arme. Wenn Sie versuchen Widerstand zu leisten, erschieße ich Sie." Lucrady entwaffnete sie.
Sie fesselten und knebelten die Männer und sperrten sie zu dem Adjutanten in Erics Schlafraum.
Im Lauf von etwa zwanzig Minuten nahmen sie auf diese Weise genau acht Stabsoffiziere gefangen. Dann erst merkten die Truppen draußen, was los war.
Zähe Verhandlungen begannen. Eric hatte nur eins im Sinn: Zeit gewinnen. Er knebelte General de Carillõ, damit er seinen Leuten, die sich zu hunderten auf dem Exerzierhof versammelten, keine unsinnigen Befehle geben konnte. Dann stellte er den gefesselten Adjutanten vor das offene Fenster.
Über ihn stellte er seine Forderungen: Abzug der Mexikaner, Ablieferung sämtlicher Schusswaffen, Freilassung der Gefangenen, und so weiter. Lauter aussichtslose Forderungen, das wusste er - aber die Zeit verging, und es wurde Mittag.
Die Mexikaner drohten damit jede halbe Stunde einen gefangenen US-Kavalleristen zu erschießen, falls Eric den Stab nicht freiließ. Eric drohte zurück: Er würde für jeden getöteten Kameraden einen Offizier erschießen. Tatsächlich schleppten sie einen jungen Korporal auf den Exerzierhof und richteten zehn Gewehre auf ihn.
Eric stellte einen Generalmajor ans offene Fenster und setzte ihm den Colt-Walker Schläfe. O'Hara nahm ihm den Knebel ab. Der Mann machte sich schier in die Hosen vor Angst. Er befahl seinen Leuten den Corporal zurück zu den Gefangenen zu bringen. Sie gehorchten.
Am späten Nachmittag machte sich Unruhe unter den mexikanischen Truppen breit. Sie liefen durcheinander, einige brüllten Befehle, der Hof leerte sich rasch. Und dann hörte man Schusslärm und Hufschlag.
"Morton und sein Regiment", flüsterte Lucrady. O'Hara kamen die Tränen vor Erleichterung.
Trotz der fast zweifachen Überlegenheit hatte der amerikanische Reitergeneral leichtes Spiel mit den führungslosen Truppen der Mexikaner. Er überrannte ihre Linien und rieb ihre unorganisierte Schlachtreihen auf. Als der Tag zuende ging und die Nacht über das Land fiel, gaben General de Carillõs Truppen auf. Es war kein Rückzug, es war eine chaotische Flucht. Bis weit in mexikanisches Staatsgebiet hinein verfolgten die US-Kavalleristen ihre Gegner.
Gegen Mitternacht ritt General Morton in die Ruinen des Forts ein. Ein halbes Dutzend Offiziere begleiteten ihn. An ihrer Spitze betrat er die Kommandantur.
Im Türrahmen blieb er stehen und blickte sich verwirrt um. General de Carillõ hockte immer noch hinter Erics Schreibtisch. Aber er hatte den Kopf auf die Arme gelegt und schnarchte. Die Whiskyflasche neben seinem Glas war leer.
Eric, O'Hara und Lucrady grüßten. "Sir!", sagte Eric. "Wir übergeben Ihnen unsere Gefangenen - General de Carillõ und seinen Kommandostab."
"Sie sind Colonel Eric VanHoven?" Der General trat näher.
"Jawohl, Sir!" Der Raum füllte sich mit amerikanischen Reiteroffizieren.
Der General betrachtete den schlafenden Gegner. "Gratuliere, Colonel. Ich habe mir berichten lassen, was hier geschehen ist. Sie sind vorläufig vom Dienst suspendiert. Bis Sie sich vor einem Kriegsgericht verantwortet haben."
*
Am nächsten Morgen wurden in aller Eile sechs Galgen auf dem Exerzierhof errichtet. Die Kavalleristen General Mortons führten Looper und seine Bande auf den Hof. Sie waren ihnen in die Arme gelaufen. Auch Luisa war dabei.
Von weitem, vom Waldrand aus, wo er sich mit Mary-Anne ein mexikanisches Zelt teilte, hörte Eric das Urteil: 'Tod durch den Strang wegen Landesverrats', uns so weiter. Er wandte sich ab und lief in den Wald hinein.
Als er am Abend zurückkehrte, hingen die Leichen noch immer unter den Galgen. Sie baumelten in der Abendbrise. Auch die Leiche Jane Millers, die sich Luisa Saragossa genannt hatte...
*
"Die Flotte meines Dads geht in zwei Wochen in Freeport vor Anker." Zusammen mit den Einheiten General Taylors bauten Eric und Mary-Anne Fort Clark Springs wieder auf. Seit drei Wochen schon. "Lass uns nach Freeport fahren. Ich möchte, dass du ihn um meine Hand anhältst, das gehört sich einfach so."
Eric nahm ihr den Nagel ab, den sie ihm reichte und hämmerte ihn in den Querbalken des Forttores. "Ich schätze mal, dein Dad wird wenig Wert auf einen Schwiegersohn legen, der vor einem Kriegsgericht erscheinen muss."
"Wenn er 'nein' sagt, heirate ich dich trotzdem." Sie reichte ihm den nächsten Nagel. "Aber dann haben wir es wenigstens
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