Verraten für 1000 Dollar
wie die Tür zum Zellentrakt geöffnet wurde.
Ein mexikanischer Soldat trat ein. Ihm folgte eine Frau in Reithosen und mit Felljacke. Sie blieb vor seinem Zellengitter stehen. "Lass uns allein", sagte sie zu dem Soldaten. Der Mann zog sich zurück.
Es war Jane Miller alias Luisa Saragossa. Eric begriff, dass sie den Soldaten bestochen hatte. Er ahnte auch, wie sie ihn bestochen hatte.
"Der General hat mir gestattet, mich von dir zu verabschieden."
Ihr Gesicht wirkte ausdruckslos. Doch in ihren Augen sah er eine tiefe Verzweiflung. Er stand auf trat vor das Gitter. "Du allein hast mich besiegt", sagte er leise.
"Du hast mich besiegt", flüsterte sie.
O'Hara wachte auf. Er erkannte sie und begann augenblicklich zu fluchen. "Gottverdammtes Miststück!" Er stürzte an die Gitterwand und umklammerte die Stäbe mit seinen Fäusten. "Du wagst dich unter unsere Augen?! Ich brech dir jeden Knochen einzeln, wenn ich dich zwischen die Finger kriege!"
Sie beachtete ihn nicht. "Ich reite jetzt weiter." Mit einer flinken Bewegung griff sie unter die Jacke. Sie streckte ein in Wildleder gehülltes Bündel durch die Gitterstäbe. Eric nahm es ihr ab und versteckte es hinter seinem Rücken. "Leb wohl", sagte sie. Und schon war sie draußen.
"Diese Schlange, diese Ratte...!" O'Hara konnte sich kaum beruhigen. Eric wickelte einen .44er Colt-Walker aus dem Leder. Dazu Patronen, ein Messer und - einen Schlüsselbund.
O'Hara hing an den Stäben der Trennwand und stierte die Waffen an. "Wann?", flüsterte er.
"Jetzt." Sie weckten Mary-Anne und Lucrady. Danach schlossen sie die Zellen auf und schlichen aus dem Zellentrakt in den Vorraum des Gefängnisbaus. Zwei mexikanische Soldaten hockten dort auf Stühlen. Der eine schlief, der andere glotzte sie an, als wären sie der Hölle entstiegen.
Eric hielt ihm den Colt unter die Nase, O'Hara und Lucrady schlugen ihn nieder. Sie zogen beiden die Uniformen aus und fesselten und knebelten sie.
Lucrady und O'Hara stiegen in die Uniformen. O'Hara konnte weder Hose noch Jacke schließen, aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Nur ein kurzer Weg lag vor ihnen. Sie nahmen Eric und Mary-Anne in ihre Mitte, als würden sie das Paar abführen. Dann schulterten sie die Gewehre der Wächter und verließen den Gefängnisbau.
Unbehelligt überquerten sie den Gefängnishof. Sie stiegen die Vortreppe zur Kommandantur hinauf und klopften an die Tür. Der Adjutant des Generals öffnete. O'Hara rammte ihm seine mächtige Faust ins Gesicht, so dass er nach hinten wegkippte. Sie drangen in die Kommandantur ein und schlossen die Tür hinter sich.
Eric stürmte in seinen Schlafraum neben dem Büro. General de Carillõ lag noch im Bett. "Verzeihen Sie die Störung, Sir." Er drückte ihm den Colt an die Schläfe. Der General riss die Augen auf und blinzelte ihn an. "Das mag Ihnen wie ein böser Traum vorkommen, General de Carillõ, aber es ist die Wirklichkeit - Sie sind mein Gefangener..."
*
Eine geschlagene Stunde lang bemerkte niemand im Fort, was geschehen war. Sie zwangen den General seine Uniform anzuziehen und fesselten ihn mit den Beinen an den Stuhl hinter Erics Schreibtisch. "Das ist doch lächerlich, Colonel VanHoven", nörgelte er. "Dort draußen liegen zweitausend Mann! Wie wollen Sie denn mit so einer albernen Masche durchkommen!"
Er schnitt eine angewiderte Miene. Kaum konnte er die Kränkung verbergen. Eric wusste genau, dass er sie erschießen lassen würde, wenn es seinen Männern gelang, ihn zu befreien.
Die Chance war in der Tat lächerlich gering. Aber es war die einzige, die Eric sah. Er setzte von Anfang an ganz auf die Information, die Kennedy ihm am Vorabend gegeben hatte. Wenn Morton im Lauf des Tages angreifen würde, wäre alles gewonnen - wenn nicht...
Er wagte nicht den Gedanken zu Ende zu denken.
Sie stellten de Carillõ ein Glas und eine Flasche Bourbon auf den Schreibtisch und gestatteten ihm zu rauchen. O'Hara und Lucrady in den fremden Uniformen platzierten sich neben ihm am Schreibtisch. Eric und Mary-Anne in der Ecke an der Türseite des Raumes. So warteten sie.
Eine Stunde nach Sonnenaufgang klopfte es an die Tür. Lucrady stand auf und öffnete. Er trat sofort zur Seite, um sein Gesicht nicht zu zeigen. Drei Stabsoffiziere de Carillõs traten ein. Sie grüßten und warteten auf eine Reaktion ihres Kommandeurs. Doch der stierte sie nur mit saurer Miene an und schwieg.
"Ganz ruhig, Gentlemen", sagte Eric. Sie drehten sich zu ihm um und blickten in den
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