verrueckt nach dir
theatralisch und zog die fleischige Stirn kraus.
»Komm, Bo, wir gehen«, sagte ich in einem perfekt missmutigen Tonfall und wandte mich von Charly ab. Bojan sah mich unsicher an und folgte mir stillschweigend zur Tür. Ich schluckte, als ich meine Hand auf die Klinke legte und Charly keine Anstalten machte, uns aufzuhalten. Nach einem schon fast zu langen Zögern drückte ich notgedrungen die Klinke herunter und trat aus dem Büro. Bojan zog hinter uns die Tür zu und sein Blick spiegelte eins zu eins meine Enttäuschung wieder.
Wir liefen zum Ausgang.
Auf einmal fühlte ich mich unendlich erschöpft und zu niedergeschlagen, um den Kopf gerade halten zu können. Draußen war es schon fast dunkel. Bojans Wagen parkte auf dem Restaurant-Gelände, fast auf derselben Stelle, wo das Cabrio am Abend meiner Geburtstagsfeier geparkt hatte.
In dem Moment, als wir aus dem Restaurant heraustreten wollten, rief uns Charly zurück. »Bella Donna, nun wartet doch mal!«
Bojan und ich sahen uns erwartungsvoll an, dann drehten wir uns um.
Charly wedelte mit seiner Pranke. »Wartet!« Er begann zu flüstern. »20 Uhr. Irgendsoeine leerstehende Lagerhalle ... Es kommt nur rein, wer wettet oder zu mir gehört, meine Lieben!«
Ich lächelte ihn hoffnungsvoll an. »Heißt das, Sie nehmen uns mit?«
»Wenn ihr versprecht, dass ihr keinen Unsinn macht ...«
»Versprochen!«, sagte ich begeistert.
Mit dem Ellbogen gab ich Bojan einen leichten Stoß in die Seite. »Dickes Indianer-Ehrenwort!«, stieß er lächelnd aus.
»Dann kommt«, sagte Charly und schob sich an uns vorbei nach draußen. »Meine Jungs warten schon.«
Charlys »Jungs« waren zwei »Riesen« in schwarzen Hosen und Sweatshirts, die nur Italienisch miteinander sprachen. Wir fuhren in einem dunklen Minivan, der drei Sitzreihen hatte.
Bojan und ich saßen schweigend in der hintersten Reihe und lauschten den Männern bei ihrer lautstarken Unterhaltung, auch wenn wir kein Wort verstanden. Ab und zu sah mich Bojan mit einem sorgenvollen Blick an, und ich lächelte dann, um ihn zu beruhigen. Dabei war ich nicht minder nervös und zitterte innerlich vor Aufregung.
Als wir nach etwa einer Dreiviertelstunde an unserem Ziel ankamen, war es schon stockdunkel. Wir stiegen aus und liefen auf ein rechteckiges Gebäude zu, das rechts und links von kleineren Anbauten flankiert war. Sie sahen verlassen aus, als würde alles in dieser abgelegenen Gegend brachliegen.
Am Eingang standen vier bullige Typen, die garantiert zu ‚Godzillas‘ Security Team gehörten. Sie redeten mit Charly und kontrollierten Bojan und mich nur per Augenschein. Dann ließen sie uns durch die hohe Flügeltür in das Gebäude, und wir landeten zu meiner Überraschung gleich mitten in einem Haufen Leute. Sie standen um den mit einem dicken Seil markierten und hell ausgeleuchteten Ring herum und redeten und brüllten durcheinander.
Die Stimmung war aufgeheizt, alle warteten aufgeregt auf den Kampf. Es war deutlich zu spüren, dass die meisten nicht nur wegen ihrer Wettleidenschaft hier waren, sondern auch auf nervenzerreibende Unterhaltung hofften.
Bojan stand ganz dicht neben mir, und Charly trat auf uns zu und sagte, dass wir gerne bei ihm bleiben könnten, wenn wir wollten, aber ich schüttelte den Kopf. »Danke, Charly, dass Sie uns mitgenommen haben«, sagte ich. »Bo und ich machen uns mal auf die Suche nach Luka.«
Bojan machte ein verdrießliches Gesicht. Es war ihm anzusehen, wie deplatziert er sich fühlte. »Lexi, wie sollen wir ihn finden? Man kann hier niemanden richtig erkennen.«
Er hatte mit seinem Einwand nicht unrecht. Die Seiten der riesigen Halle, wo sich das Publikum verteilt hatte, wurden vermutlich mit Absicht dunkel gehalten. Bei diesen illegalen Veranstaltungen hatten die Anwesenden gegen ein wenig Anonymität nichts einzuwenden.
Als ich einen leichten Stoß von links bekam, flashten in mir schlimme Erinnerungen an den letzten Kampf auf. Ich war zu Boden gerissen und fest zertrampelt worden. Aus einem Reflex heraus griff ich nach Bojans Arm. Ich spürte, wie er kurz verkrampfte, aber dann nahm er meine Hand und hielt sie kräftig umschlossen.
»Okay, jetzt bin ich froh, dass es hier so düster und voll ist und keiner uns sehen kann«, sagte er.
Dann erklang ein lauter Pfeifton und alle Köpfe drehten sich zum Ring. ‚Godzilla‘ stand unter dem hellen Licht und gab Zeichen, dass Ruhe einkehren sollte. Diesmal brauchte er kein Mikrofon. Seine kräftige Stimme hallte
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