verrueckt nach dir
entdeckte Luka, der gerade vornübergebeugt zum Tresen trottete und dabei offenbar zu telefonieren versuchte. Mein Blick folgte ihm automatisch, blieb allerdings abrupt an Bojan hängen, der aus derselben Richtung auf Adriana und mich zugelaufen kam.
Noch bevor er uns erreicht hatte, beendete die Band den gerade gespielten Song und fing mit der allerseltsamsten Version von »Mr Saxobeat« an, die ich jemals gehört hatte. Irgendwie dominierte das Schlagzeug viel zu sehr und eine Geige sowie ein Akkordeon gaben dem Song einen sehr eigentümlichen Sound.
Adriana drehte jetzt vollkommen auf, und Bojan war plötzlich zwischen uns und machte komische zackige und abgehackte Bewegungen mit Armen und Beinen, was scheinbar sein ganz persönlicher Tanzstil war. Ich musste einfach loslachen, und als er das sah, grinste er und legte erst recht einen Zahn zu. Immer wieder kreuzte er meinen Blick und machte dabei alberne Grimassen und Verrenkungen. Adriana schubste ihn paarmal aus dem Weg, weil er immer wieder beinah mit einer von uns zusammenstieß. Dann lachten wir gemeinsam, und Bojans Augen blitzten vergnügt.
Wir tanzten eine ganze Weile ununterbrochen weiter, da die Band einen schnellen Pophit nach dem anderen zum Besten gab.
Bojan schien das Tanzen richtig Spaß zu machen, und Adriana schwitzte schon so sehr, dass ihre Haare teils strähnig an den Schläfen klebten.
Irgendwann waren wir vollkommen außer Puste und so durstig, als wären wir durch die Sahara gejoggt. Wir brauchten dringend eine Erholungspause.
Mit unseren Getränken, die wir am Tresen bekommen hatten, setzten wir uns an einen freien Tisch und wischten uns erstmal den Schweiß aus den Gesichtern. Wir hatten uns alle für Cola mit Eiswürfeln und Zitronenscheibchen entschieden, nachdem der Barkeeper bei alkoholischen Getränken rigoros den Kopf geschüttelt hatte. Adriana erklärte uns, dass Sergio mit Charly eine Abmachung getroffen habe, wonach alles außer Alkohol ausgeschenkt werden durfte.
Bojan verzog missmutig das Gesicht und meinte: »Dabei hatten wir Jungs uns auf ein paar schöne Bierchen gefreut. Wir hatten keine Ahnung, dass das hier so eine trockene Veranstaltung werden würde.«
Adriana hob pikiert eine Augenbraue: »Ach was?«, sagte sie spitz. »Sergio hat dir doch sicher gesagt, dass alle Gäste samt Kind und Kegel kommen werden, oder etwa nicht?«
»Ja ... hat er«, gab Bojan zögerlich zu.
»Na also. Stell dir vor, es gäbe tatsächlich Alkohol zu trinken und das gratis und ohne Limit. Was meinst du, wie schnell hier die Hälfte der Anwesenden stockbesoffen wäre? Und du und die anderen Jungs erst recht. Was soll dann Lexi von uns denken? Und wie sieht das vor den Kindern aus?«
Ich hatte den beiden die ganze Zeit interessiert gelauscht, bis ich mich plötzlich fragte, ob Bojan auch zur Familie gehörte? So wie Adriana mit ihm umging, lag der Verdacht nahe.
»Seid ihr irgendwie verwandt?«, unterbrach ich sie.
Meine Frage beendete ihre kleine Meinungsverschiedenheit und beide drehten gleichzeitig den Kopf zu mir. Anschließend blickten sie sich kurz fragend an, um wortlos zu klären, wer antworten würde.
Adriana nickte mit einem gespielt düsteren Blick zu Bojan. »Ja, leider.« Ihre Zunge flutschte kurz raus und wieder rein und anschließend schnalzte sie verschmitzt. »Bo ist Tante Sanjas Sohn. Mütterlicherseits haben wir tatsächlich Verwandtschaft wie Sand am Meer. Wir kennen noch nicht mal alle.«
Ich überlegte.
»Luka ist aber väterlicherseits euer Cousin, richtig?«, fragte ich sicherheitshalber bei Adriana nach, schließlich musste ich auch bei aller Unmöglichkeit wenigstens so tun, als würde ich mich mit den Verwandtschaftverhältnissen der Lovic‘ auskennen wollen.
»Genau. Und wenn man vom Teufel spricht ...« Adriana deutete mit dem Kopf in eine Richtung. Luka hatte immer noch das Handy am Ohr, während er jetzt auf unseren Tisch zusteuerte.
Mit einem angespannten Gesichtsausdruck setzte er sich zu uns, steckte sein Handy weg und stöhnte laut.
»Was ist los?«, wollte Adriana gleich wissen.
»Ja, Mann, ist dir was über die Leber gelaufen oder bist du auch so genervt, dass man hier nicht mal ein kleines Bierchen kriegt?«, fragte Bojan mit einem provokanten Grinsen in Adrianas Richtung.
»Nichts ist los«, grummelte Luka. Dann sah er mich mit einem warmen Lächeln an. »Geht‘s dir gut, Lexi, ich meine ... unter so vielen Irren?« Sein rechtes Auge zwinkerte mir mit einem flüchtigen Seitenblick
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