verrueckt nach mehr
noch, wie es Sergio ging, als du ihn mal nach einem Kampf versorgt hast?«
»Ja, und? Er sah aus wie ein Kerl, der sich ordentlich g e prügelt hat.«
»Aber er wirkte doch wach und bei sich, oder?«
»Lexi, was willst du mir sagen?« Sie stöhnte laut ins Ha n dy.
»Mama, ich glaub, diesmal geht‘s ihm richtig schlecht und ich weiß nicht, wieso. Das letzte Mal sah er viel schlimmer aus, aber er war trotzdem voll da.«
»Und dieses Mal?« Endlich hörte sie sich ein wenig int e ressierter an.
»Ihm ist ab und zu schwindlig. Vor der Wohnungstür ist er zusammengesackt, kam aber wieder hoch. In der Dusche wu r de ihm schlecht.«
Nach einer kurzen Pause antwortete meine Mutter: »Lexi, ich steh hier grad am Klinikausgang und könnt in die Luft gehen, weißt du das? Ich will eigentlich nach Hause und mich ins Bett packen ... und jetzt kommst du mir mit dieser G e schichte. Ich hatte dir schon gesagt, dass mir diese ganzen Machenschaften deines Freundes nicht gefallen, aber seit ne u estem stoße ich bei dir nur auf taube Ohren!«
Ich konnte nicht anders und musste nun verärgert die A u gen zusammenkneifen und Luft holen. »Mama! Sag mir bitte, was das sein kann, statt mir Vorwürfe zu machen ... Warum ist er diesmal so angeschlagen? Hast du eine Idee? Ich brauch jetzt wirklich deinen Rat.«
»Hat sein Kopf was abbekommen?«, fragte sie schließlich.
»Ja, schon.«
»Was genau?«
»Na ja, ein paar Fußkicks. Einer war sehr schlimm und traf ihn gegen die Schläfe. Er musste angezählt werden ...«
»Gott, ich kann nicht glauben, in welche Kreise du geraten bist, Lexi! Wir werden darüber auf jeden Fall noch reden, das sag ich dir ... Okay, hör zu ... Ich kann dir über Telefon kaum eine Diagnose erstellen und bin dazu auch nicht befähigt, das geht ohne Untersuchung nämlich nicht, aber ... also, wenn du mich fragst, zeigt er Anzeichen einer Gehirnerschütterung. Er sollte am besten sofort ins Krankenhaus und in die Röhre.«
»Mama, er will nicht ...«, unterbrach ich sie. »Er liegt mit Kühlpads im Bett und hat die Augen zu. Vielleicht schläft er, ich weiß nicht ... Ist das gefährlich? Ich meine so eine Gehir n erschütterung?«
»Das kommt auf den Schweregrad an, Lexi. Aber wenn Ohnmacht, Schwindel und Übelkeit schon mit im Spiel sind, sollte man den Kopf untersuchen, um Komplikationen zu vermeiden. Wie lange war er denn weg?«
Mir wurde bange. »Nicht lange, denk ich. Er kam wieder auf die Beine, bevor sie bis zehn gezählt hatten. Was soll ich denn jetzt tun?«
»Keine Ahnung ... Aber dass er nur kurz ohnmächtig war, ist schon mal gut«, antwortete sie.
Wir schwiegen einen Moment lang.
Dann sagte sie: »Wenn er nicht ins Krankenhaus will, kannst du nicht viel tun. Bettruhe ist das Richtige. Du musst ihn hin und wieder ansprechen und ihm Fragen stellen. Du kontrollierst damit, ob er bei klarem Verstand ist. Also, wenn es ihm morgen Früh nicht besser geht und er weiterhin B e schwerden hat, sollte er unbedingt von einem Arzt durchg e checkt werden.«
Ich wischte mir über die Augen und war froh, dass meine Mutter ein Zeitfenster bis zum nächsten Tag sah. » Okay, da n ke ... Tut mir leid, dass ich dich so stresse.«
»Und was ist mit der Schule morgen?«, fragte sie hastig, als hätte ich noch Nerven dafür.
»Kann ich dir nicht sagen ...«
»Wir werden reden, Alexa! Dieses Wochenende noch!«, sagte sie streng, aber ihre Drohung konnte mich angesichts der momentanen Umstände kaum beeindrucken.
»Ich meld mich morgen, Mama. Tschau.«
Ich legte mein Handy weg und sah zum Bett. Sergios A tem ging jetzt rhythmischer als noch vor wenigen Minuten. Im schummrig gedimmten Licht wirkte er so friedlich und ich bekam Hoffnung, dass alles wieder gut werden würde, wenn nur diese Nacht vorüber war.
So leise wie nur möglich schlich ich ins Bad, wusch mir das Gesicht, putzte meine Zähne und huschte zurück ins Zimmer. Ich zog mich bis auf Slip und T-Shirt aus. Dann schlüpfte ich zu Sergio unter die Decke und drehte mich zu ihm. Er schlief fest. Seine Kühlpads waren abgefallen. Ich tastete vorsichtig unter der Decke nach ihnen, fischte sie ei n zeln hervor und ließ sie aus dem Bett gleiten, da sie ohnehin nicht mehr genug kühlen konnten.
Die Bilder des Tages zogen an mir vorbei wie eine aufr e gende, aber auch nervenaufreibende Parade, und ich konnte kaum glauben, was alles passiert war. Die Fahrt mit Bojan zu Charly, Sergios Kampf und unser anschließendes Gespräch. Er hatte »Ich liebe
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