verrueckt nach mehr
lieber, wer gewonnen hat, Lexi!«
Ich presste voller Ungeduld die Lippen aufeinander und seufzte leise.
»Ich sag es dir, wenn ich dich ins Krankenhaus bringen darf.«
»Nein.«
»Du musst deinen Kopf untersuchen lassen, Sergio. Der tut dir nicht umsonst so weh.«
»Mir ist zu schwindlig, ich bleib besser im Bett.«
»Da hast du‘s! Dir ist schwindlig, sagst du!«
Nach einem Moment Pause sagte er: »War es ein guter Kampf?«
Ich fragte mich plötzlich, ob er sich überhaupt an unser anschließendes Gespräch erinnerte.
»Ich erzähl es dir, wenn wir jetzt sofort ins Krankenhaus fahren.«
»Mitten in der Nacht?«
»Du hast Erinnerungslücken, Kopfschmerzen und Schwindel. Du musst untersucht werden!«
»Lexi, nein ... Ich hab Angst, mein Schädel zerspringt in tausend Teile, wenn ich aufstehe.«
Ich kaute auf der Unterlippe. » Sergio, weißt du wirklich nicht, wer gewonnen hat? Oder tust du nur so?«
Er hielt sich wieder den Kopf mit beiden Händen, als wü r de er ihn zusammendrücken wollen, und stöhnte angestrengt. »Ich ... ähm ... ich glaub ... doch ich weiß es wieder ... Ich hab Rutschenko ausgeknockt, verdammt noch mal! Das hab ich!«
Ich war mir nicht sicher, ob ich schon aufatmen durfte.
»Und erinnerst du dich an unser Gespräch ... nach dem Kampf?«
Er sah mich einige Sekunden schweigend an. »Ja«, b e hauptete er schließlich. »Ich erinnere mich an jedes Wort!«
Ich sah sein Lächeln und strich ihm mit den Fingern über die Lippen. »Zum Glück, weißt du ...«
» Volim te do neba «, flüsterte er und schlang seine Arme um meinen Hals. Als er sich wieder hinlegte, zog er mich mit sich und ließ mich neben sich gleiten.
»Aber wir müssen ins Krankenhaus, Sergio ... Lass uns gehen, bitte! Sei nicht so leichtsinnig!« Meine Stimme klang jetzt resigniert und schwach.
Sergio antwortete nicht. Mir wurde klar, dass ich verge b lich versuchte, ihn zu überreden.
Schließlich gab ich es auf. »Willst du wenigstens ein Asp i rin?«
»Hast du denn eins?«
»Nein, aber ich dachte, ihr habt sicher welche?«
»Keine Ahnung, wo meine Mutter Medikamente aufb e wahrt«, sagte er.
»Oh, das ist schlecht.«
»Egal ... Ich versuch einzuschlafen ... Wenn du in meinem Arm liegst, Lexi, ist alles halb so schlimm.«
Ich schmiegte mich fester an ihn. »Sergio?«
»Mmh?«
»Ich bin da, wenn du was brauchst.«
»Ich weiß. Danke ...« Ich hörte ihn noch leise etwas n u scheln, dann wurde er still und ich so schrecklich müde, dass ich nach ein paar Minuten tatsächlich einschlief.
Klappernde Geräusche und Jelenas Stimme, die mit Adri a na sprach, weckten mich auf. Als ich die Augen öffnete, sah ich zu meiner Überraschung in Sergios waches Gesicht neben mir auf dem Kissen. »Hey, Schönheit, du musst zur Schule ...«, flüsterte er.
Ich brauchte einen Moment, um zu mir zu kommen. Meine Sorgen waren wieder da. »Was macht der Kopf?«
»Reden wir lieber nicht über ihn«, sagte er mit Blick zur Zimmerdecke.
»Warum?«
»Weil ich ihn am liebsten abschrauben und wegkicken würde.« Er grinste halbherzig.
»Also immer noch so schlimm?«
»Mmh.«
»Dann fahren wir ins Krankenhaus. Keine Widerrede! Ich kann Schule ausnahmsweise mal ausfallen lassen, Sergio. Eh r lich, einmal ist keinmal. Ich müsste ohnehin nach Hause, um mein Zeug zu holen. Abgesehen davon würde ich mich nicht auf den Unterricht konzentrieren können und immer daran denken, wie beschissen es dir letzte Nacht ging und dass es nicht viel besser geworden ist.«
»Ich glaub, mir fehlt die Kraft, um dir zu widersprechen«, sagte er zu meiner Erleichterung und dann: »Lexi?«
»Ja?«
»Lass uns warten, bis sie weg sind. Yvo wird vom Fah r dienst abgeholt und meine Mutter begleitet ihn immer. Hoffe, dass sie heute keinen anderen Plan hat. Janna geht meistens kurz nach den beiden los.«
»Sie wird meine Schuhe sehen und wissen, dass ich hier bin«, warf ich ein.
Sergios Hand strich zärtlich meinen Rücken auf und ab, rutschte auch mal tiefer, um über meinen Po zu streichen. »Und wenn schon. Sie kommt hier nicht reingeplatzt, keine Sorge«, flüsterte er fast wie im Halbschlaf.
Wir mussten nicht lange warten. Keine halbe Stunde später hatten Jelena, Adriana und Yvo die Wohnung verlassen.
»Okay, wir können jetzt aufstehen.« Ich gab ihm einen Kuss auf seinen Bizeps. Wir lagen engumschlungen und ha t ten die ganze Zeit kaum geredet. Ich war mir schon nicht mehr sicher, ob Sergio nicht wieder eingeschlafen war.
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