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Verrückte Lust.

Verrückte Lust.

Titel: Verrückte Lust. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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Kamin und hielt ein Streichholz daran. Als die Flamme am Papier emporleckte, erfüllte ein eigenartiges Leuchten das Zimmer; die Wände zuckten, und die Gestalten begannen zu tanzen.
     »Besser?« fragte er, trat auf die Kiste und machte sie zu Kleinholz. »Ihr habt doch wohl nicht gedacht, ich lasse euch erfrieren.« Er nahm einen Stuhl nach dem anderen und zerlegte sie ebenfalls.
     »Gut!« rief Hildred. »Verbrenn sie, verbrenn alles… Morgen kaufen wir uns neue Möbel.«
     Knisternd und brüllend schlugen die Flammen hinauf in den Schornstein. »Wunderbar, wunderbar«, stöhnte Hildred. »Du bist so gut zu uns, Tony. Hoffentlich hast du ein schönes, schönes Weihnachtsfest.«
     »Fröhliche Weihnachten!« rief Vanya. »Ist das nicht herrlich?«
     »Ihr armen kleinen Häschen«, sagte er. »Sie haben also versucht, euch zu vergiften. Das muß man sich mal vorstellen!«
     Er saß auf dem Kotztisch und sah zu, wie das Feuer das Gekritzel von zehn Jahren verschlang. Wo war das Land Nod? Das Land Nod lag im Norden, und Kain und Abel waren zwei protzige Burschen mit roten Halstüchern. Comment allez vous? Très bien, monsieur, et vous-même? Das mußte man sich mal vorstellen: Jemand hatte versucht, am Weihnachtstag zwei schwache Frauen mit Drogen zu betäuben! Wo um Himmels willen hatte sie bloß diesen Hut her? Ein hübscher Sarg war das gewesen – mit Satin ausgeschlagen. Wie ein Mann… so gesund. Und tief im Urwald waren die riesigen Götzenbilder, und ihre Augen waren glimmende Edelsteine… eine Wildnis, die die chicleros auf der Suche nach Kaugummi durchstreiften. Automaten für saubere, weiße Zähne. Fahren Sie mich zum Gare St. Lazare – ich habe es eilig…

    3

    Sylvesterabend! Amerika versucht, auf den Hinterbeinen zu stehen. Jeder ist beschwipst, betrunken, hat einen sitzen. Dredge ist voll bis zum Eichstrich, und Hildred hat schon das Zittern. Eine ausgelassene Feier, auf der Vanya der Welt ein hübsches kleines Gedicht schenkt: über die jungfräuliche Spucke in der Gosse, die sieben Kathedralen, welche warme Milch geben, und die toten Ratten, die in der Seine schwimmen. Bob Ramsay schaut mit seinem Freund Homer Reed und dessen Geliebter Amy vorbei, gefolgt von einer schmuddeligen kleinen Hure, die unbedingt überall ihre Karte verteilen muß. Ringkämpfe zwischen Amy und Vanya, zwischen Vanya und Hildred und zwischen Hildred und Amy, und der Ringrichter geht in die Hocke, um sicherzugehen, daß keine verbotenen Griffe angewendet werden, und um zu sehen, welche Unterwäsche, wenn überhaupt, man denn so trägt. Amy kämpft wie eine Wildkatze, ihre Kleider hängen in Fetzen, ihr Gesicht ist gerötet und geschwollen. Und dann tauchen Emil Sluter und ein Jude mit Namen Bunchek auf. Man erzählt Anekdoten über eine Frau namens Ilias, die in ihre eigene Mutter verliebt ist. Eine komische Affäre ist das – Eifersucht, Intrigen, Inzest. Sluter, der höfliche Schweinehund mit den buttergelben Handschuhen, hört aufmerksam zu. »Und auf wen war die Mutter eifersüchtig, wenn meine Frage nicht zu indiskret ist?« Hildred, noch ganz erhitzt, ruft: »Auf mich natürlich!«
     »Auf dich? Nein! Da soll mich doch… Hast du das gehört, Tony?«
     Tony Bring hat es nur zu gut gehört. Er denkt an die schmierigen Bemerkungen, die Sluter machen wird, wenn sie sich das nächste Mal begegnen. »Herrje, Mann, ich sage dir, man hat ja keine Ahnung, mit was für einer schrecklichen Gewalt diese Dinge über einen herfallen und einen zerstören können; und das Gemeine daran ist, daß man nicht damit rechnet. Findest du nicht auch?« So ist Sluters Ausdrucksweise: voller abschwächender Wendungen, Einleitungsfloskeln, Rücknahmen, Entschuldigungen, versteckter Andeutungen, verborgener Schlupflöcher, Notausgänge…
     Inzwischen entleert Hildred ihren Kopf wie einen Eimer mit Schweinefutter. Und Bunchek, dieser picklige Bauer, macht große Augen. Hildred, die Ehefrau, sitzt breitbeinig da; ihre Strümpfe sind heruntergerutscht, und man kann ihre Oberschenkel sehen. Ihre Beine sind zerschunden und zerkratzt. Sie erzählt allen und jedem von ihrem starken Rückgrat und der kleinen Höhlung knapp über seinem Ende, die alle so bewundern, wenn sie mit ihr tanzen. Und das ist ihr noch immer nicht genug – sie geht ins Detail, schmückt ihre Schilderung aus und bittet Homer Reed, seine Hand auf die Stelle zu legen, denn er ist Künstler und weiß diese Launen der Natur, diese anatomischen Nuancen zu

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