Verschleppt
Sonne seine Sorgen und Sünden zu beichten. Sara schaute zum Strand. Die ersten Gruppen fingen an zu grillen und versammelten sich in kleinen Runden, redeten miteinander, lachten, machten Musik zusammen und hatten einfach eine gute Zeit. Auch der Strand ist ein Ort voller Erinnerungen, ihr flogen Bilder von ihrer und Matts Hochzeitsreise ins Gedächtnis. Sie hatten sich damals einen Van gekauft und waren mit diesem wochenlang an der Westküste entlang gefahren, von San Diego nach San Francisco und zurück. Sie hatten kaum Geld, aber das brauchten sie auch nicht. Sie hatten einander, ihren Strand, die Surfbretter und ihren Ozean. Die Strandpubs wurden zu ihrer Küche. Ab und zu mieteten sie sich ein Cottage am Strand, aber meistens schliefen sie am Strand unter freiem Himmel. Sie saßen stundenlang am Lagerfeuer, hatten sich immer etwas zu erzählen und liebten sich bis in die Morgenstunden. Sara seufzte. Was war nur passiert? Gleich müsste sie auf die Geburtstagsparty von Matt und zusehen, wie glücklich er mit einer anderen ist. Ihr graute jetzt schon davor. Sie holte tief Luft und tauchte ab in die Tiefe, sie zog ein paar Bahnen, bis sie luftschnappend wieder auftauchte. Sie schwamm schließlich zurück zum Strand, trocknete sich mit ihrem T-Shirt ab und ging zurück zu ihrem Wagen, um nach Hause zu fahren. Sie klappte kurz die Sonnenblende herunter und betrachtete sich im Spiegel, sie hatte tiefe Ränder unter den Augen. „Man, sehe ich scheiße aus!“, flüsterte sie.
Kapitel 23
Bryan wusste nicht, wie lange es her war, dass die vermummte Gestalt Jason aus der Zelle riss und nach oben mitnahm. Nach wenigen Minuten brachte er ihn wieder runter. Niemand wusste, was da oben geschehen war und aus Jason war kein Wort herauszubekommen. Kurze Zeit später hatte der Mann ihnen was zu essen hingestellt. Butterbrote mit Käse. Gott sei Dank hatte er nicht mehr getan. Er war wie ein Schatten, kein Wort fiel - zu Niemandem. Er trug eine Strumpfmaske und knipste kurz das Licht an, eine nackte Glühbirne spendete spärlich Licht von der Decke. Alle saßen nur von Angst übermannt in ihren Zellen, als er ihnen das Essen und frisches Wasser hinstellte. Keiner bewegte sich. Er war höchstens zwei Minuten im Keller, dann war er wieder verschwunden. Die Stimmung unter den Kindern wurde mit jedem Tag schwieriger, jeder isolierte sich. Bryan nahm mit jeder Stunde immer mehr den vertrauten Geruch von Schweiß und Schmutz wahr. Er hatte auch das Gefühl, dass die Luft immer dünner würde. Er hätte am liebsten nur noch geschlafen. Die anderen Kinder verkrochen sich auch immer mehr in ihrer Welt. Alle wirkten wie Gespenster, vor allem die Jungs. Sie sprachen mit jedem Tag weniger, Bryan hörte oft nur ein flehendes Wimmern, Jason schien die ganze Zeit an seinem Daumen zu nuckeln. Jessica gab wenigsten ab und zu mal einen Ton von sich – auch wenn es meistens nur ein Weinen war.
Kapitel 24
Sara stellte ihren Wagen bei sich ab und zog sich schnell um. Sie ging zu Fuß zu Kelly, die ungefähr 20 Minuten von ihr entfernt wohnte. Sara mochte den Weg. Zu dieser Zeit war es sehr ruhig, die meisten Familien aßen zu Abend oder zumindest wurde das Abendessen vorbereitet. Es war ein schöner Abend, die Temperaturen waren noch sehr mild. Es wehte ein leichter Wind. Ein kleiner Junge auf einem Rad raste an ihr vorbei. Sara dachte an den Fall. Heute war ein absolutes Fiasko gewesen, die Spurensicherung hatte auch nichts ergeben. Es hatten sich zwar weitere Personen bezüglich des Phantombildes gemeldet, diese Spuren verliefen sich aber schnell wieder. Sara hasste ihren Job. Sie hatten nichts. Manchmal beschlich sie das Gefühl, dass alle nur darauf warteten, bis ein weiteres Kind entführt wird. Soweit wollte sie es aber nicht kommen lassen.
Sara erreichte das Haus. Kelly wohnte sehr schön. Die Gegend war sehr ruhig, was eigentlich nicht zu Kelly passte, da sie keine Party ausließ. Aber sie brauchte diesen Rückzugsort, wie Sara immer dachte. Das Haus lag in einer Seitenstraße, ein gutes Stück von der Straße zurückgesetzt. Es bestand nur aus einer Etage, davor war ein kleiner Garten, der etwas heruntergekommen aussah. Diese Tatsache unterschied Kellys Haus von dem ihrer Nachbarn. Die Vorgärten rechts und links waren stets gepflegt und viel Arbeit schien in ihnen zu stecken. Vor einer Haustür stand ein Kinderwagen. Sara konnte durch das Küchenfenster ihrer Nachbarn blicken und erkannte eine Mutter, die mit ihrer Tochter am
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