Verschleppt
sie ja. Wenn sie sich mal was in den Kopf gesetzt hat, ist sie davon nicht mehr abzubringen.“ Stille. Matt schaute sie weiterhin nur an, als ob eine Fremde vor ihm stünde. „Alles Liebe zum Geburtstag, Matt.“ Sara ging auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Sie roch sein Parfüm, das er seit Jahren schon benutzte. „Danke für die Einladung.“ Matt drückte sie fest an sich. „Ist doch klar, dass ich die Mutter meines Sohnes an meinem Geburtstag bei mir haben möchte.“ Matt lächelte. „Ist Noah auch hier?“, fragte Sara verlegen, obwohl sie die Antwort schon kannte. „Nein, Katie babysittet. Er ist bei mir zu Hause. Coop passt auch auf ihn auf. Das Getümmel wollte ich ihm dann doch nicht antun.“ Sara nickte. Sie wollte etwas sagen, aber da fuhr das nächste Auto mit Gästen vor. „Du entschuldigst mich. Wir sehen uns drinnen.“ Matt ging seinen Freunden entgegen. Sara blickte ihm kurz nach und betrat dann das Haus. Ihr war ganz unwohl. „Wo um alles in der Welt ist die Bar?“, nuschelte sie vor sich hin.
Das ganze Haus war herausgeputzt und festlich geschmückt. An den Wänden hingen abstrakte Gemälde, die nicht billig aussahen. Sara hörte Musik und nahm an, dass diese von einer CD kam. Klangvolle Pianotöne erfüllten den Flur. Kein Gesang, nur diese Töne, die sich zu einem wortlosen Klang zusammenfanden. Auf Sara wirkte die Musik beruhigend. Sie ging weiter ins Wohnzimmer, das im klassischen Schwarz-Weiß gehalten war. Die Musik wurde lauter. Der Wohnraum hatte einen offenen Kamin und einen Billardtisch, überall hochmoderne Möbel. Es gab einen direkten Zugang zur Terrasse, wo Sara nur die Umrisse von einem Swimmingpool sehen konnte. Sie blickte sich um und sah in einer Ecke ein Klavier, hinter dem ein Mann saß, von dem diese wunderschönen Töne kamen. Kaum im Wohnzimmer angekommen, kam Hannah auf sie zu. „Oh nein, ich brauch erst was zu trinken“, flüsterte Sara. Aber da stand Hannah in ihrem weißen Kleid schon vor ihr. „Hallo Sara. Ich habe dich kaum erkannt. Gut siehst du aus.“ Sara nickte, umarmte sie kurz. „Danke Hannah. Du siehst aber auch toll aus.“ Wie Sara dieses Blabla hasste. „Ein wirklich tolles Haus habt ihr. Ich bin schwer beeindruckt.“ Hannah guckte sich stolz um, als ob das Haus ihr Verdienst wäre. „Ja, manchmal bereue ich es, dass ich ins Studentenwohnheim gezogen bin. Los komm. Ich möchte dir meine Eltern vorstellen.“ Oh nein, nicht auch das noch, dachte Sara. Ihr Blick ließ keine Zweifel daran, was sie von dieser Idee hielt: Bitte nicht ! Aber sie lächelte tapfer weiter. Hannah zerrte sie durch das halbe Haus, bis sie endlich ihre Eltern gefunden hatte. Sie standen an der Bar. Gott sei Dank, die Bar, wenigstens was zu trinken. Sara atmete auf. „Mum, Dad. Darf ich euch Sara vorstellen? Die Ex-Frau von Matt.“ Saras Lächeln verschwand von ihrem Gesicht. „Wir sind noch nicht geschieden“, betonte sie. Die Eltern hörten den scharfen Ton gar nicht und freuten sich sichtlich, Sara kennenzulernen.
Joseph Caulfield war ein kräftiger, intellektueller Mann mit Brille. Er hat für sein Alter noch dichtes Haar, das er stolz vorzeigte. Seine aristokratische Haltung bescherte Sara zunächst etwas Unbehagen. Der Blick, mit dem er sie musterte, war so intensiv, dass sie sich fragte, ob sie sich schon einmal begegnet waren. Er hatte eine erfolgreiche Firma mit Teppichen aufziehen können. Heute nahezu ein Imperium in den USA, daher kam der Reichtum. Er trug einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug, der perfekt saß, silberne Manschettenknöpfe funkelten Sara entgegen. Martha Caulfield war treu ergebene Hausfrau und Mutter. Sie hielt die Familie zusammen und war die gute Seele des Hauses. Sie hatte ein freundliches Gesicht und trug eine hochgeschlossene edle Bluse mit drei silbernen Knöpfen an der Brusttasche, dazu einen schwarzen langen Rock. Sie machte die perfekte Figur neben Joseph. Sara hörte den beiden aufmerksam zu, wie sie die teuren Gemälde an der Wand erklärten und hielt endlich ihren heißersehnten Frozen Margarita in der Hand.
„Wussten Sie eigentlich, Sara, wie La Jolla zu einer Künstlerkolonie geworden ist?“, fragte Joseph, worauf Sara nur mit dem Kopf schüttelte und Joseph freudig sein Wissen kundtun konnte. „Die Zeitungserbin Ellen Browning Scripps beschloss Ende des 19. Jahrhunderts, als Künstlerin ihr Geld zu verdienen und da ihr La Jolla, unser kleines Juwel, für die Kunst perfekt geeignet schien, machte sie es
Weitere Kostenlose Bücher