Verschleppt
abgesperrt. Überall Polizei. Aufgrund der Uhrzeit hielt sich die Zahl der Schaulustigen in Grenzen. Von der Presse war auch weit und breit nichts zu sehen – bis auf Lundberg! Sara stieg aus und ging langsam Richtung Haus. Kelly und Joseph stiegen zwar mit aus, blieben aber am Auto stehen. Sara ignorierte den Reporter, der auf sie zukam. Er war hektisch. Seine Haare wieder einmal zu einem strähnigen Zopf zusammengebunden und der Drei-Tage-Bart ließ ihn noch ungepflegter erscheinen als sonst. „Sgt. Cooper, darf ich um ein Statement bitten!“ Sara reagierte nicht, sie blickte nur starr zur Haustür. Sie ging auf die Absperrung zu, ein Polizist erkannte sie sofort und hielt das gelbe Absperrband nach oben. An der Tür hing ein Schild ‚Die Coopers’.
Im Haus liefen sämtliche Leute aufgeregt durch die Räume. Im Flur stand eine Einkaufstasche und Noahs Sportklamotten lagen auf dem Boden. Sara ging direkt ins Wohnzimmer, es lag direkt rechts vom Eingang, war geräumig und roch nach neuem Holz. Schränke und Fußboden waren aus Eiche, die Fenster groß und nach Osten gerichtet, so dass die Morgensonne hereinscheinen konnte. Sara liebte das, als sie noch hier wohnte. Im Wohnzimmer waren nicht so viele Menschen, es war wesentlicher ruhiger. Sie stand in der Tür. Katie, die Babysitterin, saß auf der Couch. Sie war völlig aufgelöst und trug einen Verband am Kopf. Cruz und Lilly befragten sie gerade. Cruz hatte Lilly und Shawn unmittelbar nach dem Anruf von Katie benachrichtigt. Sie machten sich sofort auf den Weg zum Tatort. Sara schaute sich weiter um, sie sah Matt. Er stand am Fenster und schaute apathisch in die Nacht, durch seinen Atem war die Scheibe beschlagen. Sein Rücken hob sich vom hellen Quadrat des Fensters ab. Das Licht kam vom Streifenwagen vor der Tür. Sara ging langsam auf ihn zu, bis sie neben ihm stand. Er sah sie an, seine Augen waren rot und verweint. Er war verzweifelt. Sara berührte sacht seinen Arm, doch er zog ihn weg und schaute sie kalt an. Diesen Blick kannte Sara nicht von ihm. Es lag nicht nur eine tiefe Enttäuschung darin, sondern unbändige Wut. „Es ist alles deine Schuld. Ich hoffe, das ist dir bewusst.“ Sein Ton war eisig. Sein Blick traf sie mit einer unglaublichen Härte, sie spürte die unendliche Distanz zwischen ihnen. „Matt, was soll das?“ Sara schossen wieder Tränen in die Augen. Matt ging einen Schritt weg von ihr. Er brüllte nicht, aber er sprach so laut, dass auch Lilly und Cruz den Kopf hoben. „Denkst du etwa, das ist ein Zufall? Dass ausgerechnet dieser Psychopath, den du seit Monaten jagst, sich deinen Jungen aussucht? Ich bitte dich!“ Sara konnte keinen klaren Gedanken fassen, sie brachte kein Wort raus. „Er spielt die ganze Zeit ein perfides Spiel mit dir. Und das ist der Höhepunkt.“ Matt fasste sich mit den Händen an den Kopf. „Dein Job! Dein verdammter Job ist schuld an allem! Unser Sohn ist verschwunden!“ Matt entfernte sich von Sara. Er ging Richtung Küche, vorbei an Lilly und Cruz, die angespannt die Szene verfolgten. „Matt, bitte. Tu das nicht.“ Sara flehte ihn an, sie flüsterte. Er blieb stehen und drehte sich um. „Geh mir aus den Augen, Sara. Das werde ich dir nie verzeihen!“
Matt verließ den Raum, Sara blieb am Fenster zurück. Lilly und Cruz rührten sich nicht von der Stelle. Sara hielt sich erst am Fenstersims fest, dann brach sie in sich zusammen. Sie rutsche die Wand herunter und kauerte am Boden, sie weinte fürchterlich. „Hol den Rettungsarzt“, sagte Cruz leise zu Lilly. „Er muss ihr was geben. Sie muss weg hier.“ Lilly stand auf und ging nach draußen. Der Arzt, der Katie behandelt hatte, war noch auf dem Parkplatz. Lilly atmete auf. Er gab Sara ein starkes Beruhigungsmittel und sie schlief sofort ein. Cruz brachte sie nach Hause. Kelly, die gewartet hatte, kam mit. Joseph war mittlerweile wieder nach Hause gefahren. Cruz setzte die beiden bei Sara ab. Er brachte Sara noch ins Bett, die Stufen hätte Kelly unmöglich mit ihr im Schlepptau geschafft. „Bleibst du die Nacht bitte bei ihr? Ich muss wieder zum Tatort“, Kelly nickte. „Natürlich. Hau schon ab. Meld dich, wenn es etwas Neues gibt.“ Cruz nickte und verließ die Wohnung. Kelly legte sich zu Sara ins Bett und nahm sie in den Arm.
Kapitel 28
Cruz fuhr mit Höchstgeschwindigkeit zurück zu Matt, dabei überfuhr er mehrere rote Ampeln. Laut seines Alkoholspiegels dürfte er eigentlich keinen Wagen mehr lenken; doch diesen Gedanken
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