Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

bekam und die andere Kufe nach unten drücken konnte. Dicht am Ufer trieb sie die Hunde nach Norden, der rettenden Station am Wonder Lake entgegen.
    Das Heulen des Motors, als Harmon das Snowmobil auf den Fluss lenkte, verriet ihr, dass sie lediglich Sekunden gewonnen hatten. Nick Harmon war dicht hinter ihnen. Sie hörte bereits, wie er den Motor drosselte und stehen blieb, und man brauchte keine große Fantasie, um sich vorzustellen, was dann geschah. Er würde das Gewehr hochnehmen und gegen seine Wange drücken, sie durch sein Zielfernrohr ins Visier nehmen und den Abzug durchziehen. Sie duckte sich unwillkürlich und schloss die Augen, wartete auf die tödliche Kugel, die sich im nächsten Moment aus seinem Gewehr lösen musste.
    »Runter mit dem Gewehr!«, durchbrach eine vertraute Stimme die Stille. Greg Erhart tauchte mit seinem Hundeschlitten am Ufer auf und richtete sein Gewehr auf Harmon. »Lassen Sie sofort die Waffe fallen!«
    Julie nutzte die Gelegenheit und ließ die Hunde weiterlaufen, bis sie vor einer Gewehrkugel sicher sein konnte. Erst dann lenkte sie die Hunde ans Ufer und rammte den Anker in den festen Schnee. Scott blieb auf dem Schlitten sitzen und vergrub sein Gesicht in den Händen, sie beobachtete, wie Harmon die Waffe fallen ließ und Handschellen von Erhart angelegt bekam. Der Ranger stieß ihn auf die Ladefläche und band ihn mit einigen Rohhautriemen daran fest. »Nick Harmon, ich verhafte Sie wegen Mordes …« Er sagte, was gesagt werden musste, dann schaltete er den Motor des Snowmobils aus und brachte Scott seinen Backpack zurück. »Sie haben was verloren …«
    Scott Jacobsen bedankte sich bei dem Ranger, wirkte schüchtern und verängstigt in diesem Augenblick und bedachte Harmon mit keinem Blick. Vielleicht das Beste, was er tun konnte, denn nicht beachtet zu werden, traf den eitlen Verbrecher vermutlich am meisten. Harmon knirschte vor Wut mit den Zähnen.
    »Das war knapp«, sagte Julie. »Sie haben uns das Leben gerettet, Greg.«
    »Und Sie sind der beste Gehilfe, den ich seit Langem hatte.«
    »Obwohl ich mich vom McKinley River entfernt habe?«
    »Sie werden ihre Gründe gehabt haben«, erwiderte er lächelnd. Er musterte den immer noch verängstigten Scott Jacobsen. »Ich glaube kaum, dass er noch am Leben wäre, wenn Sie ihm nicht gefolgt wären. Das erinnert mich an einen Western mit Audie Murphy … wissen Sie, wer Audie Murphy war?«
    »Nie gehört.«
    »Dann wird’s aber höchste Zeit. Audie Murphy spielte einen Lieutenant der US -Armee, dem man verboten hatte, allein ins Apachengebiet zu reiten. Er scherte sich nicht darum und machte sich auf die Suche nach Geronimo …«
    »Können Sie mir das vielleicht ein anderes Mal erzählen, Greg?«
    »Sie haben es wohl eilig, Ranger Wilson.«
    Sie lächelte. »Nun, ich will mir endlich trockene Klamotten anziehen, und dann hoffe ich, dass mir der Super einen Tag freigibt und ich nach Fairbanks fahren kann. Ich möchte Carol im Krankenhaus besuchen und dann … dann …«
    »… wollen Sie sich mit einem gewissen Josh treffen?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Schon vergessen?«, erwiderte Erhart. »Ich bin Polizist … und die Polizei weiß alles.« Er stieg lachend auf seinen Schlitten. »Das erinnert mich an einen Western mit John Wayne und Dean Martin. John wusste auch immer alles …«
    »Yippie ya yeah!«, rief Julie und fuhr ihm davon.

Christopher Ross
    Christopher Ross schreibt romantische Abenteuer mit Spannung und Gefühl. Durch Bestseller wie »Das Geheimnis der Wölfe« und »Mein Freund, der Husky« wurde er einem großen Publikum bekannt .
    Mehr unter www.christopherross.de

Vollständige E-Book-Ausgabe der 2013 im Ueberreuter Verlag erschienenen Buchausgabe.
    ISBN E-Book 978-3-7641-9019-4
    ISBN Printausgabe 978-3-7641-7004-2
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    Umschlaggestaltung von Vivien Heinz, Henry’s Lodge
    unter Verwendung von Fotos von ©mironov/Shutterstock und ©nouseforname/Shutterstock
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