Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1
sie jedes Mal mit dem Schnee ein, der unter ihren Rädern nach oben spritzte. Ihre Scheinwerfer blendeten. Eine Weile war sie gezwungen, hinter einem Räumfahrzeug zu fahren, auch um gegen den böigen Wind geschützt zu sein, der plötzlich über den Highway blies, dann überholte sie und blieb in den tiefen Spuren, die ein Truck in den Neuschnee gegraben hatte.
Sie brauchte über zwei Stunden für die 120 Meilen und freute sich, als endlich die Lichter von Denali vor ihr auftauchten, der kleinen Siedlung, die um den Eingang zum Nationalpark entstanden war. Einige Hotels, Motels und Restaurants, eine Tankstelle, mehrere Ferienhäuser und der Bahnhof der Alaska Railroad, das älteste Gebäude der Gegend. Sie bog nach Westen ab und folgte der Straße zum Nationalpark, fuhr am Besucherzentrum vor und folgte der Park Road bis zu den drei Meilen entfernten Park Headquarters.
»Sieben Uhr an einem eisigen Wintermorgen«, verkündete eine Stimme im Radio, bevor Julie den Motor abstellte und aus dem Wagen stieg, »und ich kann Ihnen schon mal sagen, dass die Temperaturen weiter fallen werden! Arktische Kälte ist angesagt, denn wenn Sie gedacht haben, der Winter würde uns diesmal verschonen, haben Sie sich leider verrechnet. Heute braucht sogar der Wetterfrosch einen Mantel. Kein Problem, wir haben heiße Musik …«
3
Julie schaltete das Radio aus und betrachtete sich prüfend im Innenspiegel, bevor sie ausstieg und geduckt über den verschneiten Parkplatz lief. Das Büro des Superintendent befand sich im Verwaltungsgebäude, einem verwinkelten Blockhaus mit einem spitzen Giebeldach über dem Eingang. Im Flur war es angenehm warm. Sie wischte sich den Schnee vom Gesicht und klopfte.
»Herein!« Die Stimme des Superintendent klang so energisch wie beim letzten Mal, als sie sich vorgestellt und um das Praktikum beworben hatte.
Julie betrat das Büro und begrüßte ihren neuen Vorgesetzten, der aufgestanden war und auf den Besucherstuhl deutete. John W. Green war ein imposanter Mann, groß gewachsen, die grauen Haare sauber gescheitelt, buschige Brauen über stahlblauen Augen. Seine maßgeschneiderte Uniform saß ihm wie angegossen. »Auf die Minute«, lobte er sie nach einem Blick auf seine Uhr, »bei den Rangern legen wir großen Wert auf Pünktlichkeit. Andere Leute mögen darüber lachen, aber uns erleichtert sie die Arbeit kolossal.« Er setzte sich und öffnete ihre Personalakte im Computer. »Julie M. Wilson, 21 Jahre, wohnhaft in Fairbanks, Highschool, College, Bachelor’s Degree in Naturwissenschaften, Erste-Hilfe-Kurs, weitere Kurse in Sports Management …« Er blickte vom Computer auf. »Sie bringen alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ranger-Laufbahn mit, Miss Wilson. Aber noch wertvoller ist die Erfahrung, die Sie sich nur während eines Praktikums aneignen können. So habe ich auch mal begonnen.« Er lächelte. »Ist schon eine ganze Weile her. Damals war dieser Park wesentlich kleiner und hieß noch Mount McKinley National Park.«
»Bis er am 2. Dezember 1980 um beinahe die Hälfte vergrößert wurde«, ergänzte Julie lächelnd. »Ich habe die Bücher, die Sie mir empfohlen haben, eingehend studiert. Nicht nur wegen der schriftlichen Prüfung, die ich irgendwann ablegen muss, sondern vor allem wegen der Besucher, die hier vorbeikommen. Den Rangern fragen die Leute doch ein Loch in den Bauch.«
»Und es ist besser, man weiß auf jede dieser Fragen eine Antwort, das ist richtig.« Auch der Superintendent lächelte jetzt. »Ich sehe, wir verstehen uns. Sie passen gut zu uns, Miss Wilson … oder darf ich Julie sagen?« Sie nickte, und er fuhr fort: »Wir sind eine große Familie. Das mag ein bisschen abgeschmackt und wie eine Floskel klingen, aber so ist es tatsächlich. Einen ›eingeschworenen Haufen‹ nenne ich uns Ranger gern, denn nur, wenn sich einer auf den anderen verlassen kann, können wir auf einsamen Patrouillen oder Einsätzen im Hinterland bestehen. Denken Sie immer daran, Julie: Es gibt kaum einen Beruf, der in der Öffentlichkeit so angesehen ist wie der des Park Rangers, und es liegt an uns allen, diesem Image auch gerecht zu werden. Dass ein solcher Zusammenhalt feste Regeln erfordert, versteht sich von selbst. Ranger Schneider wird Sie über alles informieren und Ihnen auch Ihr Zimmer und die anderen Örtlichkeiten zeigen. Ich habe Sie für die Hundezwinger einteilen lassen, was nicht heißt, dass ich Sie nicht auch anderweitig einsetzen werde. Im Winter sind wir auf allen
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